Kapitel 7

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Ich merkte, dass Cirion genauso wie ich in Gedanken war. Ich musste zugeben, dass er mir seit gestern sehr sympathisch geworden war, doch ich wusste immer noch so gut wie nichts über ihn. Leise gingen wir durch den Wald. Ich zog die erlegten Tiere auf einem Gestell, welches ich von Cirion bekommen hatte, hinter mir her. Der Panther verfolgte uns in einigem Abstand. Oft sah mein sein schwarzes Fell auftauchen, doch es verschwand keine Sekunde danach wieder im Schatten. Es war fast schon so, als würde er mit den Schatten verschmelzen. Mit jedem Schritt näherten wir uns meinem Dorf und mit jeder Sekunde wurde das unangenehme Gefühl in meinem Bauch schlimmer.

Als wir nur noch einen Kilometer entfernt waren, verabschiedete sich Cirion von mir. Er meinte, dass er noch etwas Wichtiges erledigen müsste. Schnell bedankte ich mich und ging weiter, nachdem er zwischen den Bäumen verschwunden war. Der Panther blieb jedoch, zwar konnte ich ihn nicht sehen, doch ich spürte seine Gegenwart, als müsste ich nur meine Hand ausstrecken, damit ich durch sein seidiges Fell fahren konnte. Wir waren nur noch einige hundert Meter entfernt, als ich die ersten Schreie vernahm und der Geruch von Rauch mir in die Nase stieg. Ohne lange überlegen zu müssen, lief ich los und ließ das tote Reh und den Hirsch hinter mir. Panisch rannte ich den Weg entlang, der sich schon in mein Gedächtnis gebrannt hatte über die Jahre. Zuerst erblickte ich die Hütte und viele andere Häuser, welche in Brand standen, dann sah ich die in schwarz gehüllten Männer, welche auf ihren Pferden durch das ganze Dorf ritten und mit ihren Schwertern, Dolchen und anderen Waffen die Bewohner niederschlugen. Vor Entsetzten riss ich die Augen auf, doch ich durfte nicht hier herumstehen! Vorerst musste ich meine Geschwister finden, um uns dann in Sicherheit zu bringen. Leider konnte ich nichts ausrichten..... Es waren mindestens zwanzig Mann und ich war nur allein.

In der Hütte musste ich nicht schauen, da diese fast komplett herunter gebrannt war. Ich hoffte mit ganzem Herzen, dass sie sich irgendwo hier in der Nähe versteckt hatten. Ich lief zu jedem Versteck, das ich von ihnen kannte, doch in keinem waren sie zu finden. Je länger ich suchte, desto größer wurde die Angst, dass sie sich mit unter den Toten befanden, die überall im Dorf verteilt waren. Der Panther folgte mir bei jedem Schritt und schnupperte die ganze Zeit in der Luft. Gerade wollte ich auf das letzte Versteck zusteuern, als er mir an meinem Ärmel packte und mich mit sich zog. Fluchend stolperte ich hinter dem Panther her. Die ganze Zeit über versuchte ich kreischend, meinen Ärmel aus seinem Maul zu befreien, doch es wollte mir nicht gelingen.

Laufend zog er mich um die Ecke eines Hauses, doch was ich als nächstes sah, war ein Schock für mich. Serina lief zu James, welcher auf dem Boden lag und sich kraftlos aufrappelte. Beide waren so abgelenkt, dass sie den Mann nicht sahen, welcher mit erhobenem Schwert auf sie zugeritten kam. Ohne lange nachzudenken ergriff ich meinen Bogen, spannte einen Pfeil und schoss..... Keine zehn Sekunden fiel der Reiter krachend zu Boden und blieb reglos liegen. Erschrocken drehten sich meine Geschwister zu dem toten Mann um, bevor sie in meine Richtung blickten. Ein breites Lächeln und Tränen flossen ihnen über ihre Gesichter, als sie sahen, dass ich es war, die auf sie zukam. Weinend fiel mir Serina um den Hals... „Es wird alles gut, doch wir müssen hier weg.", flüsterte ich zu beiden. Verständnisvoll nickten sie. Beide hatten einige Schrammen in ihrem Gesicht und auf ihren Armen verteilt. Auch ihre Kleidung hatte viele Risse und Löcher sowie Dreck davontragen müssen. Aber sie schien keine schwerwiegenden Verletzungen zu haben, die unsere Flucht erschweren würden. Langsam näherte sich der Panther sich meinen Geschwistern und mir. Kreischend versteckten sie sich hinter mir. ,,Was ist das?", wimmerte meine Schwester ängstlich, während sie die Raubkatze genauer betrachtete.

,,Habt keine Angst! Das ist ein schwarzer Panther. Er wird uns beschützen und helfen, dass wir hier heil rauszukommen.", sagte ich zuversichtlich zu ihnen. Jedenfalls hoffte ich, dass er das tat. Eilig liefen wir zu den Bäumen und bahnten uns einen Weg immer weiter ins Innere des Hauses. Ich merkte, wie bei den anderen beiden die Kraft schwand. Weshalb wir eine kleine Verschnaufpause einlegen mussten, doch leider war uns nicht lange verwehrt. Aus einiger Nähe erklang das Wiehern eines Pferdes, was uns alle angespannt aufhorchen ließ. Panisch sah ich zu James und Serian, welche schon ganz blass im Gesicht waren. Zögernd kam der Panther auf mich zu und legte sich auf den Boden, während er mich erwartungsvoll ansah. Zuerst verstand ich nicht, was er mir damit zeigen wollte, doch nach kurzem Überlegen ging mir ein Licht auf. ,,Kommt her!", flüsterte ich beiden ernst zu.
Ängstlich kamen sie näher. ,,Ich werdet auf ihm reiten, dann kommen wir schneller voran.", erklärte ich. Ich erkannte die Angst und den Widerspruch in ihren Augen, doch es kam kein Wort über ihre Lippen. Es dauerte nicht lange, bis sie auf seinem Rücken durch den Wald ritten, während ich neben ihnen her lief. Doch die Geräusche des Reiters wurden trotzdem immer lauter.

,,Ich habe eine Idee. Reitet nach rechts..... Ihr solltet irgendwann auf eine Hütte treffen, in dieser ist ein Mann. Er heißt Cirion. Sagt ihm, dass ihr die Geschwister von mir seid und er bis ich da bin auf euch achten soll. Ich komme so schnell wie möglich nach.", zischte ich beiden schweratmend zu. Der Lauf zerrte an meinen Kräften und die Erschöpfung ließ meine Beine bei jedem Schritt erzittern. Der Panther sah mich mit traurigen Augen an. Auch wenn er mich nicht verstehen sollte, wusste ich, dass er wusste, was er machen musste. Ich nickte ihm zu, bevor ich mehr Kraft in meine Beine steckte und meine Geschwindigkeit steigerte. Ich hörte noch, dass Serina und James mir etwas hinterher riefen, doch ich verstand es nicht. Mit rasendem Herzen lief ich zwischen den Bäumen hin und her. Zu unserem Glück war mir der Reiter gefolgt, weswegen James und Serina in Sicherheit sein würden. Jetzt musste ich ihn nur noch irgendwie loswerden.... Doch das würde sehr schwierig und halsbrecherisch werden.

Rising Dark - Das ErwachenKde žijí příběhy. Začni objevovat