Kapitel 20

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Ich wusste nicht, wie lange ich schon in diesem Wald umherirrte, doch durch den Blutverlust und die Kälte wurde ich immer schwächer. Besorgt schaute ich hinunter zu meinen Händen, welche ich zitternd an mich gedrückt hielt. Meine Fingerspitzen waren schon blau angelaufen und es breitete sich von Minute zu Minute mehr aus. Ich wurde immer verzweifelter, je länger ich allein war.

Was wäre, wenn die Reiter es doch geschafft hätten, meine Geschwister und Cirion einzuholen?

Sofort verbannte ich diesen Gedanken aus meinem Kopf. Ich durfte so nicht denken! Sie mussten es geschafft haben.... Sie mussten einfach!

Ich wollte mich gerade über einen Baumstamm hieven, als meine Beine unter mir nachgaben und ich hart auf dem kalten Boden aufschlug. Angestrengt versuchte ich, mich wieder aufzurappeln, doch jedes Mal aufs Neue rutschten meine Beine weg. Hektisch blickte ich mich um. Um mich herum standen die kahlen Bäume und kein einziger Unterschlupf war zu sehen. Geschweigenden, ob ich dort überhaupt hinkommen könnte. Meine Beine waren übersäht von blauen Flecken, welche sich langsam aber stetig lila verfärbten. Doch, was mich am meisten beunruhigte war, dass sie immer tauber wurden und sie nicht mehr auf meine Befehle zu hören schienen.

Hätte ich mich doch einfach zu aller erst aufgewärmt!

Ich brauchte unbedingt ein Feuer.... Fast schon panisch suchte ich mit meinen Augen den Boden nach Ästen ab. Zu meinem Glück waren wohl in der letzten Zeit viele von den Ästen gefegt worden, denn nicht weit von mir lagen einige kleinere Äste verteilt auf dem Boden. Ächzend kroch ich darauf zu. Auf meinem Weg dorthin hinterließ ich eine rote Spur auf dem Boden, meine Wunden hatten immer noch nicht komplett aufgehört zu bluten. Immer wieder rissen sie auf....

Erschöpft sammelte ich die einzelnen Äste zusammen und versuchte, sie so gut wie möglich aufzustellen, um ein Feuer zu machen. Ein Funke an Stolz durchfuhr mich, als ich es endlich geschafft hatte ein kleines Feuer zu entfachen. Vorsichtig hielt ich meine Hände darüber, um sie ein wenig zu wärmen. Nach einer Weile konnte ich fühlen, wie sich die Wärme nach und nach überall in meinem Körper verteilte und meine steifen Gelenke und Muskeln ein wenig lösten. Doch leider wusste ich,dass mich das kleine Feuer nicht langeam Leben halten würde, wenn ich hier länger bleiben würde. Mein Magen fing lautan, zu knurren. Traurig blickte ich mich in der Gegend um... Natürlich konnte ichnichts Essbares in der Nähe entdecken. Alles war kahl, wahrscheinlich würde ichauch im näheren Umkreis nichts finden. Erschöpft und müde lehnte ich mich anden Baum, welcher hinter mir stand. Das Feuer hatte mir zwar ein wenig geholfen,doch ich spürte trotz allem die Kälte in meinen Gliedern, die mich einfachnicht freigeben wollte.

Schwarze Punkte fingen an, in meinem Blickfeld zu tanzen. Und ich konnte spüren, wie sich mein Bewusstsein immer weiter zurückzog. Kurz bevor ich auf den Boden kippte, sah ich das Antlitz der Frau aus meinem „Traum" wieder. Sie trug einen blauen Mantel und strahlte mich mit ihren blauen Augen an. Ein zartes Lächeln lag auf ihren Lippen, als sie mit mir sprach. „Schlaf gut, mein Engel. Ich werde immer über dich wachen."

Wir liefen nun schon seit Stunden am Fluss entlang in der Hoffnung, Elayne irgendwo am Ufer aufzufinden. Immer wieder hörte ich das leise Schluchzen ihres Bruders, der die Hoffnung aufgegeben hatte. Im Gegensatz zu ihm konnten Serina und ich nicht glauben, dass sie tot sein sollte. Sie musste noch leben! Aragon lief unruhig neben uns hin und her immer darauf bedacht, die Augen nicht vom Fluss zu nehmen. Seelentiere waren sehr loyal. Sie würden ihr Leben für ihren Partner geben. Elayne wusste es zwar noch nicht, aber Aragon hatte sich schon längst mit ihr verbunden.

Ich blickte auf Aragon und wieder kamen mir Zweifel. Ich war mir eigentlich zu hundert Prozent sicher, dass er mit Elayne verbunden war, aber weshalb konnte er sie dann nicht aufspüren? Hatten sie doch keine Verbindung? Wäre Elayne auch eine Elfe, wenn sie mit ihm verbunden wäre?

Das Rauschen des Wassers wurde plötzlich immer leiser und seine Geschwindigkeit schien sich zu verringern. Ich ließ meinen Blick über das Flussbett schweifen, doch auch dieses Mal konnte ich keine Anzeichen von Elayne finden. Seufzend ging ich weiter, aber bei jedem weiteren Meter sank meine Zuversicht. Gerade, als ich den Geschwistern mitteilen wollte, dass wir bald umdrehen und weiter gehen mussten, jaulte Aragon auf und lief in den Wald. Alarmiert rannten wir ihm hinterher, was so gut wie nicht möglich war, da er mit rasantem Tempo auf einen Punkt im Wald zu lief. Aragon war schon mehrere Minuten an seinem Ziel, als wir keuchend bei ihm ankamen, doch was wir dort erblickten, ließ uns allen die Farbe aus dem Gesicht weichen. Elayne lag halbnackt, übersäht mit Verletzungen und blauen Flecken, total blass und unterkühlt vor uns. Man konnte das Heben ihres Brustkorbs nur noch erahnen. Aragon hatte sich zu ihr gelegt..... Wir mussten ihr unbedingt helfen! Es war ein Wunder, dass sie noch lebte....

Rising Dark - Das ErwachenKde žijí příběhy. Začni objevovat