Kapitel 30

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Bald darauf kamen wir schon beim Schloss an und Aragon schien genauso wie seinen Kumpanen, sehr aufgeregt zu sein. Denn seine Nase hing die ganze Zeit in der Luft und alle wollten sie die neue Gegend erkunden. Kaum hatten wir das Grundstück betreten kamen auch schon die ersten Soldaten und Bediensteten auf uns zu. 

Doch weit trat keiner an uns heran, denn alle ließen respektvollen Abstand zu Aragon. Schmunzelnd sah ich ihnen zu, wie sie versuchten, irgendwie näher zu kommen. Mit einer einfachen Handbewegung ließ ich Aragon verstehen, dass er hinter mich kommen sollte. Anscheinend beruhigte das viele, denn sie kamen nun näher zu uns, wenn auch stockend. 

„Hallo, Cirion.", begrüßte ihn einer der Wachen und reichte ihm freundschaftlich die Hand. „Schön dich zu sehen, alter Freund.", erwiderte Cirion. Kurz darauf wandte sich der schwarzhaarige Elf dann auch zu mir und betrachtete mich eingehend. „Du musst also der Neuzugang sein. Freut mich dich kennenzulernen! Ich bin Xavier.", stellte er sich vor und zwinkerte mir schelmisch zu. Fast hätte ich die Augen verdreht und ihn angeschnauft, wenn mich nicht eine nette Elfe ungefähr ein paar Jahre älter als ich angesprochen hätte. 

„Miss Reya, ich bin für Sie zuständig und werde Ihnen auch Euer Zimmer zeigen. Bitte folgen Sie mir.", erklärte mir die junge Elfe, worauf ich zustimmend nickte und ihr folgte. „Wäre es vielleicht möglich davor, die Tiere zu ihrer Unterkunft zubringen?", wollte ich neugierig wissen, während ich aufmerksam die neuen Eindrücke meiner Umgebung in mich aufsog. 

„Wenn Sie es so wollen, können wir Eure tierischen Gefährten zuerst unterbringen...", antwortete die Elfe höflich und bog in einen Kiesweg ein, welcher am Eingang des Schlosses vorbei führte. Nach kurzer Zeit konnte ich schon die Bauten der Ställe sehen, welche sich als riesig erwiesen. Außerdem erzählte mir die Bedienstete, dass an die Ställe ein offenes Gehege grenzte, welches bis in den Wald hineinführte und dort Aragon untergebracht werden könnte. 

Leider wurde mir aber auch erklärt, dass er nur mit meiner Begleitung dieses Gehege verlassen darf, doch darüber machte ich mir keine Gedanken mehr, als ich sah wie groß das Gehege wirklich war. Groß war noch untertrieben! Ich war mir wirklich sicher, dass mein Panther sich dort wohl fühlen würde. Zum Glück war er ja nicht allein, sondern hatte den Wolf bei sich, mit welchem er sich mittlerweile sehr gut zu verstehen schien. Der Hirsch hingegen konnte sowohl im Gehege bleiben als auch in den Ställen. 

Nachdem ich mich versichert hatte, dass es ihnen gut gehen würde, machten wir uns auf den Weg in das Schloss. Dieses Mal jedoch ließ ich mir Zeit, das enorme Gebäude länger ins Auge zu fassen. Immer noch war ich erstaunt, wie prunkvoll und schön es war. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie viel Arbeit und Geld in diesem Kunstwerk steckte. Während wir die Gänge hinunterliefen, betrachtete ich gespannt die verschiedenen Stoffe, Blumen und Verzierungen. Kurz bevor wir aber wieder an dem Arbeitszimmer vorbeikamen, bogen wir nach rechts ab, wo eine kleine Wendeltreppe erschien, welche nach oben in einen Turm führte. 

Dort oben sollte mein Zimmer liegen, während meine Geschwister hier unten unterkommen würden. Zum Glück waren sie hier in meiner Nähe und ich musste nur die Treppe herunterkommen, um nach ihnen schauen zu können. Neugierig liefen Cirion und ich der jungen Elfe hinterher. Ich konnte es kaum erwarten, mein neues Zimmer beziehungsweise Zuhause zu sehen. Während Cirion ganz ruhig zu sein schien, verhielt ich mich wie ein aufgedrehtes Kleinkind, da ich es nicht schaffte ruhig zu bleiben.

Als wir vor einer Tür stehen blieben, die Bedienstete sie aufschob und auf die Seite trat, konnte ich mich nicht mehr zusammenreißen und stürmte regelrecht an ihr vorbei ins Innere. Der Raum hinter der Tür war riesig und war ausgestattet mit mehreren Schränken, einem Tisch und Stühlen sowie einem großen Himmelbett. Doch es gab noch weitere Türen, welche einmal in ein Bad und das zweite Mal auf eine Terrasse führten. 

Der Ausblick von hier oben war einfach nur atemberaubend. Während ich am Geländer stand und die ganze Stadt überblickte, merkte ich gar nicht, wie Cirion meine Sachen abstellte und zusammen mit der Bediensteten verschwand. Nachdem ich mich endlich von dem Anblick losreißen konnte, ging ich wieder zurück ins Zimmer und ließ mich mit lautem Seufzen auf mein neues Bett fallen. Es fühlte sich einfach nur himmlisch an, als würde ich auf Wolken liegen. 

Niemals in meinem Leben hätte ich gedacht, dass meinen Geschwistern und mir sowas Wundervolles passieren könnte, doch hier waren wir!

Rising Dark - Das ErwachenWhere stories live. Discover now