Kapitel 16

245 17 0
                                    

Meine Beine schienen sich wie von selbst in Bewegung zu setzen. Die kahlen Baumstämme flogen an uns vorbei, während Aragon und ich zurück zum Lager liefen. Doch wir kamen nicht so weit.... Auf halben Weg ertönten auf einmal Schreie! Ich kannte diese Stimmen. Das waren meine Geschwister! Panik und Angst ließen mich nicht richtig denken. Gehetzt lief ich in die Richtung, aus der die Schreie kamen. Ich hoffte bloß, dass ihnen noch nichts passiert war. Die Bäume flogen an mir vorbei und ich kam immer näher. Ich wollte geradeaus weiter laufen, doch Aragon bog nach links ab, weshalb ich ihm folgte. Ich wusste, dass ich ihm vertrauen konnte.

Kurz bevor wir ankamen, hörte ich hinter mir das Hufgetrampel mehrerer Pferd. Augenblicklich wich mir das Blut aus dem Gesicht und die Wunde an meiner Seite fing an, unangenehm zu drücken. SIE hatten uns gefunden..... Ich musste unbedingt die anderen finden! Sie musste hier irgendwo sein. Hastig lief ich weiter und fand keine hundert Meter entfernt Cirion mit meinen Geschwistern. Erleichtert atmete ich aus und lief zu ihnen. Auch Cirion schien erleichtert zu sein, als er mich sah.

,,Gott sei Dank. Sie haben dich nicht erwischt.", sagte er erschöpft. Seine Kleidung war zerrissen und die Haut über seiner linken Augenbraue war aufgeplatzt. Dunkelrotes Blut lief über sein Gesicht und ließ ihn ganz blass wirken. ,,Was ist passiert?", fragte ich panisch. ,,Kurz nachdem du weg warst, kam der Wolf zu uns und versuchte uns, vom Platz zu verscheuchen. Leider haben wir seine Warnung erst viel zu spät verstanden. Die Reiter hatten uns schon entdeckt. Sie haben unsere Vorräte genommen genauso wie mein Pferd und sie wollten deine Geschwister mitnehmen. Ich habe versucht gegen sie anzukommen, doch es waren zu viele. Dein Bruder wurde verletzt, als er versucht hat, deine Schwester zu beschützten.", erklärte mir Cirion enttäuscht. Ich merkte, dass er sauer auf sich war, weil er meine Geschwister nicht genug beschützen konnte. Trotzdem war ich dankbar für alles, was er getan hatte.

Besorgt blickte er hinter sich. Dort waren meine Geschwister. Beide sahen furchtbar aus..... Serinas Haare waren vollkommen zerzaust. Ihr Gesicht war voller Schmutz und ihre Hände waren offen. James hingegen machte einen noch schlechteren Eindruck. Seine Haare waren genauso zerzaust und dreckig wie Serinas, doch im Gegensatz zu ihr hatte er eine Platzwunde am Haaransatz. Zusätzlich war sein Hosenbein aufgerissen und sein Schienbein sah so aus, als würde es ihm Schmerzen bereiten. Beide saßen auf dem Wolf, welcher mich freundlich und mitleidig aus beiden Augen ansah.

Ich lief zu meinen Geschwistern und nahm sie kurz in den Arm. Ich wünschte, ich hätte sie beschützen können. ,,Ich danke dir.", flüsterte ich dem Wolf zu. Ohne ihn wären sie wahrscheinlich in den Fängen der Reiter gelandet. ,,Sind sie weg?", fragte James leise schluchzend. Sofort verdüsterte sich mein Gesicht. ,,Wir müssen sofort zum Fluss.", sagte ich an Cirion gewandt. Wir würden viel zu langsam vorankommen hier im Wald. Vielleicht würden wir einen Weg finden ihnen zu entkommen, doch wir durften jetzt keine Pause machen. Keine fünf Sekunden danach ertönten schon die ersten Rufe. Ohne auch nur eine weitere Sekunde zu warten liefen wir los in Richtung Fluss. Panik erfüllte mich, als ich merkte, dass die Reite jede Sekunde näher kamen. Wir waren viel zu langsam! Meine Geschwister waren einige Meter vor uns, da sie mit dem Wolf viel schneller waren. ,,Cirion! Komm her!!", rief ich ihm, während des Laufens zu. Ächzend kam ich zu stehen und Aragon neben mir. ,,Steig auf!", befahl ich ihm und deutete auf Aragon, welcher mich wissend ansah. Respektvoll ging er auf Aragon zu. Genervt sah ich ihn an und schubste ihn, damit er schneller machte und stieg selbst auf.

Sobald ich saß, startete Aragon und lief los. Wir waren trotz unseres Gewichtes schneller, als der Wolf, was Cirion stark beeindruckte. Schnell hatten wir meine Geschwister eingeholt. Erleichtert atmete ich auf, als ich merkte, dass wir wieder etwas Abstand zwischen uns und die Reiter gebracht hatten. Aber wir waren noch lange nicht außer Gefahr. Dank der Hilfe von Aragon und des Wolfs kamen wir schneller am Fluss an. ,,Wir müssen dem Fluss folgen!", schrie Cirion nach vorne, da er hinter mir saß. Da der Wolf uns folgte, wies ich einfach Aragon an, am Fluss entlang zu laufen. Keine dreißig Sekunden nach uns kamen auch schon die ersten Reiter aus dem Wald. Nun konnten wir sie genau sehen, doch sie uns auch. Zu unserem Glück hatte dieses Mal keiner von ihnen einen Bogen dabei. Da kam mir eine Idee. ,,Cirion, tausch mit mir den Platz!", rief ich nach hinten und drehte mich vorsichtig zu ihm um. Das würde schwierig werden und es bestand die Gefahr von Aragon zu fallen und dann wären wir erledigt. ,,Du bist doch verrückt!", sagte Cirion zweifelnd. ,,Wir können nicht ewig vor ihnen weglaufen.", erklärte ich ernst. Cirion sagte nichts dagegen und fing an, sich an mir vorbei nach vorne zu drücken. Als ich hinten saß, nahm ich meinen Bogen hervor und spannte den ersten Pfeil. Ich lächelte triumphierend, nachdem ich den Pfeil geschossen hatte und sah, wie das Ziel vom Pferd fiel.

,,Einer weniger....."

Rising Dark - Das ErwachenHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin