Kapitel 12

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Ächzend ließen wir uns alle auf den harten Boden sinken. Während sich die anderen ein wenig ausruhten, holte ich etwas Proviant heraus. Ich vermutete, dass wir alle furchtbar Hunger hatten nach einem anstrengenden Tag. Ich hörte hinter meinem Rücken schon die ersten Freudenschreie meiner Geschwister, als sie das Essen sahen, welches ich gerade herrichtete. Von ihrem Hunger angetrieben setzten sie sich neben mich und warteten geduldig, bis ich fertig war. Auch Cirion setzte sich zu uns und aß ein wenig vom Brot und vom getrockneten Fleisch.

Seufzend stand ich auf, um nach draußen zu gehen und schnappte mir meine Messer und meinen Bogen. Ich wollte etwas Holz suchen, um ein Feuer zu machen. Zwar hatten wir ein wenig Holz dabei, doch das würde auch nicht für die Nacht reichen. Auch Aragon stand auf und tapste auf mich zu. ,,Du solltest nicht allein nach draußen.", protestierte Cirion, als er sah, was ich vorhatte. ,,Mach dir keine Sorgen. Ich werde nicht weit weg gehen. Außerdem kommt Aragon mit mir mit.", verteidigte ich mich. ,,Du hast deinen Panther auf den Namen Aragon getauft? Ach egal... Bloß weil er mit dir geht, heißt es nicht, dass ich mir trotzdem keine Sorgen machen. Immerhin warst du hier noch nie!", argumentierte er mit ernster Miene. Genervt verdrehte ich meine Augen. Das war doch nicht sein Ernst! ,,Ich habe Waffen dabei. Ich werde auch ohne deine Erlaubnis gehen!", zischte ich stur, drehte mich um und ging hinaus in die Kälte. Es war schwer sich zu orientieren, da die Sonne bereits untergegangen war und man deshalb nur noch Umrisse erkennen konnte. Doch Aragon sah alles! Und ich wusste, dass ich ihm vertrauen konnte.

Leise gingen wir durch den Wald. Ich suchte den Boden nach Sträuchern und heruntergefallenen Ästen ab, die noch einigermaßen trocken waren. Durch den Schnee würde das eine schwierige Aufgabe werden. Doch ich wäre nicht ich, wenn ich nicht wüsste, wo ich zu suchen hätte. Es dauerte also nicht lange bis ich ein paar Sträucher und Äste gefunden hatte. Vielleicht war nur eine halbe Stunde vergangen. Vielleicht aber auch eine Ganze. Meine Hände waren mittlerweile klamm von der Kälte geworden und es hatte angefangen zu schneien. Mein Umhang musste wahrscheinlich fast komplett mit den weißen Kristallen bedeckt sein. Auch Aragon war überzogen von einer dünnen Schneeschicht. Brav lief er neben mir her, während wir zurück zur Hölle gingen. ,,Elayne! Komm zu mir.", erklang eine zarte Stimme hinter mir. Knurrend drehte sich Aragon in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Doch sobald er sich umgedreht hatte, war er still. Stumm lächelte ich ihn mich hinein. Diese engelsgleiche Stimme hätte ich überall wieder erkannt.

Als ich mich auch umwandte, erblickte ich einige Meter von mir entfernt Arien. Im Gegensatz zum letzten Mal trug sie ein grünes Kleid und auf ihrem Haupt befand sich eine mit Edelsteinen besetzte Krone. Sie war also eine Adlige. ,,Hallo Arien. Wieso bist du hier?", fragte ich höflich. Etwas jedoch verwirrte mich an ihrem Auftreten. Langsam ging ich auf sie zu und sah, dass sie leicht durchscheinend war. Vorsichtig streckte ich meine Hand nach ihrem Arm aus, doch ich fuhr durch ihn hindurch. Erschrocken wich ich einen Schritt zurück. ,,Was ist mit dir?", fragte ich nervös. ,,Ich bin nicht wirklich hier. Das ist nur ein Abbild von mir, das du sehen kannst. Du kannst Cirion fragen, wie das funktioniert. Doch ich kann nicht lange mit dir reden. Ich bin hier, um dich zu warnen. Eine Gruppe feindlicher Reiter durchkämmt die Wälder nach euch. Wenn ihr euch an den Fluss haltet, könnt ihr ihnen vielleicht entfliehen.", warnte sie mich. Besorgnis aber auch Wärme spiegelte sich in ihren Augen wieder. Bevor ich fragen konnte, woher sie das alles wusste löste sie sich vor meinen Augen auf. Aragon wendete sich einfach ab und ging wieder zur Hölle. In meine Gedanken versunken folgte ich ihm.

,,Da bist du ja endlich!", rief Cirion erleichtert, als er mir durch den Hölleneingang kommen sah. ,,Es hat nur etwas gedauert, bis ich genug zusammengefunden hatte.", sagte ich monoton und fing an ein Feuer zu machen. Meine Geschwister hatten sich in der Nähe gemütlich gemacht und schienen zu schlafen. Das war gut, denn ich wollte nicht, dass sie mitbekamen, über was ich mit Cirion reden wollte. ,,Ist alles okay bei dir?", fragte er besorgt und setzte sich neben mich. ,,Diese Frau auf einem deiner Bilder. Sie ist mir vorhin im Wald erschienen. Sie hatte ein Diadem auf dem Kopf. Doch, was mich am meisten erschreckt hatte war, dass ich durch sie hindurch fassen konnte. Wie ist das möglich?", flüsterte ich vor mich hin, während ich der goldenen Flamme des Feuers zusah, wie sie über dem Holz tanzte. Cirion atmete tief ein, bevor er mir antwortete. ,,Ich hatte gehofft, damit noch ein wenig warten zu können. Eigentlich hatte ich vor, dir erst vor unserem Ziel etwas davon zu sagen.", seufzte er betrübt und fuhr dann fort.

,,Arien hat sich hoffentlich dabei etwas gedacht. Also Elayne, glaubst du an Magie...?"

Rising Dark - Das ErwachenWhere stories live. Discover now