Kapitel 8.

115 10 25
                                    

Tobi

„Ich bin da! Sorry für die Verspätung... ich wurde aufgehalten!", Sally stürmt in unsere Wohnung und sieht mich entschuldigend an. Ihre Locken sitzen völlig wirr, nicht einmal ihre Tasche hat sie richtig verschlossen. Die Kante eines Bilderrahmens guckt heraus.

Ich werfe meiner Cousine einen finsteren Blick zu, hebe Lily von Sofa hoch und drücke sie meiner Sally in die Arme.

„Du sagtest vier. Inzwischen ist kurz von fünf und ich muss verdammt noch mal duschen", meine ich verärgert und raufe mir die Haare. Ich bin wirklich wütend, weil Sally genau weiss wie wichtig mir die heutige Verabredung ist.

„Tobi. Es tut mir wirklich so leid. Du glaubst nicht was heute los war. Es gab Vandalismus am Museumsgebäude. Richtig übel. Die ganze Fassade ist voll Graffiti. Der Täter wurde zwar geschnappt, aber es gab unheimlich viel zu tun! Es... Ich... ich wollte dir wirklich nicht den Tag versauen..."

Sally sieht so fertig aus, dass ich gar nicht anders kann, als ihr zu verzeihen.
Ich weiss, dass sie niemals mit Absicht zu spät kommen würde. Sally würde immer lieber zwei Stunden zu früh sein, als auch nur eine Minute zu spät. Sie ist die absolut pflichtbewussteste Person, die mir je begegnet ist.
Es ist nicht ihre Art Leute im Stich zu lassen. Ich weiss genau, dass sie sich schlecht fühlt und ich will die Situation nicht verschlimmern, indem ich darauf herumreite. Schliesslich ist Sally meine beste Freundin und hat echt schon viel für mich gemacht

„Schon okay. Aber ich muss jetzt wirklich dringend los. Erzähl mir morgen davon!",sage ich und krame eilig nach meinem Handy, das in eine Ritze des alten Ledersofas gerutscht ist.

Innerhalb der nächsten 10 Minuten bin ich geduscht, gestylt und sowas von parat für die Welt. Summend ziehe ich noch meine Ringe an, welche ich zum Duschen abgezogen habe und will mich gerade aus der Wohnung verdrücken, werde aber von meinem besten Kumpel aufgehalten.

„Hey! Gehst du ohne dich zu verabschieden?"

Milan sitzt inzwischen auf der Couch, die Beine ausgestreckt und blättert zufrieden in einem dicken Buch.

„Ne. Hab's aber eilig", meine ich und drehe den Schlüssel, um die Tür zu öffnen.

„Ich weiss. Geniess es und denk daran... sie ist nicht... sie ist nicht Aurelia. Nicht alle sind so. Hab endlich wieder einmal ein bisschen Spass, Alter. Das würde dir gut tun", sagt Milan und runzelt beinahe besorgt die Stirn. Diese ernste Seite von Milan bekomme ich nicht oft zu sehen, weswegen ich nur nicke.

„Und jetzt mach das du fort kommst", kommentiert er dann, als das Schweigen etwas zu lange andauert.

„Ciao", gebe ich von mir, ehe ich die Haustür hinter mir schliesse und die Treppenstufen hinunter eile.

Warmes Abendlicht empfängt mich, als ich das Gebäude verlasse und auf die staubige Strasse trete. Der Geruch von Gegrilltem und Thymian steigt mir in die Nase, als ich unser Quartier verlasse und in die Hauptgasse gelange.

Das Lokal, in dem ich Katie treffe, ist nicht weit von hier entfernt. Wenn ich mich beeile bin ich in drei Minuten dort. Trotzdem ertappe ich mich dabei, wie ich meine Schritte verlangsame und tatsächlich mit dem Gedanke spiele, umzukehren.

Unsicherheit überkommt mich.

Ist das wirklich eine gute Idee? Bin ich bereit mich auf was Neues einzulassen?

Frustriert schüttle ich den Kopf. Milan hat recht. Ich bin ein verdummter Schisser und werde mir mit meinen Vorurteilen nur mein eigenes Date versauen. Nicht jede Frau ist wie Aurelia. Nicht jedesmal muss es so kommen.

Ich bleibe stehen und atme einmal tief durch. Mein Blick bleibt an den vergilbten Leuchtbuchstaben hängen, welche die Fassade der Barock Bar verzieren. Erinnerungen kommen hoch. Aurelias Gesicht taucht vor meinem inneren Auge auf. Sie lacht während sie sich an die Wand zurücklehnt. Die Leuchtbuchstaben werfen ein warmes Licht auf ihr weiches Gesicht. Auf ihre vollen Lippen. Ihre dunklen Augen leuchten vor Vergnügen. Diesen Blick werde ich wohl nie vergessen können. So sehr ich es auch versuche. Er ist zu tief in meinem Gedächtnis eingebrannt.

Erneut schüttle ich den Kopf und kneife kurz die Augen zusammen, um meine Bedenken zu verscheuchen. Ich würde heute keinen Gedanken mehr an meine Ex-Freundin verschwenden.

Unsicher betrete ich das kleine, aber nicht ungemütliche Lokal und schaue mich um.

Ich entdecke sie sofort. Katie sitzt im offenen Hinterhof des Lokals an einem kleinen, runden Tisch und schaut gedankenverloren hinaus auf die Strasse. Ihre blonden Haare trägt sie heute offen. Sie sind kürzer als ich sie in Erinnerung habe. Doch die Frisur steht ihr. Mehr als das.

Katie sieht wunderschön aus.

Sie hebt den Blick und ihre Augen treffen meine, als ob sie meine Gedanken gehört hätte.
Die letzten Sonnenstrahlen erhellen ihr Gesicht und strahlen mit ihrem Lächeln um die Wette.

Auch meine Mundwinkel heben sich nun, als ich den Saal durchquere und auf sie zugehe. 

Alle Unsicherheiten sind auf einmal wie weggeblasen.

Soo Freunde... langsam aber sicher sind die wichtigsten Charaktere bekannt. Katie und Tobias lernen sich nun endlich näher kennen und die Geschichte kommt ein wenig ins Rollen:)

Xoxo

Ein schönes Wochenende wünsch' ich euch!

Theworldadventurer

Ein guter Tag zum TanzenTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon