Kapitel 1.

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Katie

„Das kann doch nicht wahr sein! Warum ist der Scheiss denn überall so teuer?!"

Genervt hämmere ich auf die Löschtaste meines MacBooks und klappe das Gerät stöhnend zu.
Nora ist aufgrund meines Ausbruchs erschrocken zusammengezuckt und hat ihren Kaffee über den ganzen Tisch und beinahe über ihre Notenhefte verschüttet. Sie wirft mir einen tadelnden Blick zu.

„Jetzt reg dich doch nicht so auf. Du hast ja noch ein wenig Zeit", versucht mich meine beste Freundin zu besänftigen. Frustriert puste ich mir eine meiner blonden Strähnen aus den Augen. Seit ich sie mir zu einem Bop geschnitten habe, hängen sie mir ständig nervig ins Gesicht.

„Du hast gut reden. Du und die anderen... ihr wisst doch schon alle ganz genau was ihr wollt. Nur ich tappe noch im Dunkeln", meine ich trübselig und reiche Nora ein Taschentuch, damit sie die Sauerei wegwischen kann.

„Das stimmt doch überhaupt nicht. Du wirst bestimmt deinen Weg finden, Katie. Jetzt mach dich doch nicht so fertig wegen der ganzen Sache", meint meine beste Freundin lächelnd, aber ich weiss, dass das nicht stimmt. Denn erstens handelt es sich bei der „Sache" um meine Zukunft und zweitens sind alle meine Freunde schon ziemlich sicher, was sie nach dem Gymnasium machen wollen.

Nora und ihr Freund Nico werden die Abschluss-Prüfungen bestimmt mit bravour meistern. Die beiden hängen doch auch so schon ständig zusammen über den Büchern und lernen. Danach wollen sie beide ans Konservatorium. Mein Kumpel Beni wird Kunst studieren und Kayla beginnt im Herbst ein Praktikum als Buchhändlerin.

Nur ich torkle noch herum wie ein Kleinkind und kann mich nicht entscheiden, was ich werden soll. Was aus mir werden soll.

Mein Kindheitstraum war es immer, Model zu werden. Naja, oder Prinzessin, aber da ist das erste schon wahrscheinlicher. Wenn auch nicht all zu wahrscheinlich.

Jedenfalls stehen all meine Freunde mit beiden Beinen im Leben. Und ich kann mir nicht eimal ein anständiges Fotoshooting für eine Bewerbungsmappe leisten.

„Katie. Du bist erst achtzehn. Auch wenn du noch ein Zwischenjahr machst, bist du danach noch nicht zu alt für die Welt. Du findest bestimmt was", meint Nora und reckt sich zu ihrem Freund rüber, der sich in dem Moment neben ihr auf den Stuhl fallen lässt.

Ich beobachte lächelnd wie Nora Nico an der Kordel seines Hoodies zu sich zieht und ihn küsst.

Eine Weile beobachte ich sie. Die beiden sind echt goldig und ich gönne meiner besten Freundin das Glück wirklich von ganz Herzen. Sie hat es mehr als nur verdient nach all dem, was sie im vergangen Jahr durchmachen musste.

Aber trotzdem hab' ich manchmal das Gefühl, das dritte Rad am Wagen zu sein. Nora und Nico sind seit einem halben Jahr unzertrennlich.
Nora versucht zwar immer mich zu integrieren und über all mit hin zu nehmen. Aber schlussendlich bin ich dann doch die, die im Kino am Rand sitzt und Popcorn in sich stopft, während die beiden nicht die Finger von sich lassen können.

Sorgfältig stopfe ich mein MacBook in meine Tasche und schwinge sie mir über die Schulter. Die Mensa ist heute wieder einmal zum Platzen voll, hier kann ich mich echt nicht auf meine noch nicht vorhandenen Zukunftspläne fokussieren.

„Ich geh dann mal. Bye Leute", murmle ich, bemerke aber, dass die beiden mich nicht im geringsten beachten.

„Tschüss!", wiederhole ich mich etwas lauter, doch Nora kichert nur, weil Nico ihr in dem Moment etwas ins Ohr flüstert.

Das ist doch wohl nicht ihr ernst oder?

Energisch wedle ich mit beiden Händen vor den beiden Turteltauben herum.

„HALLO?", meine ich übertrieben laut und endlich schenken mir die beiden etwas von ihrer kostbaren Aufmerksamkeit.

„Ich", sage ich extra langsam und verständlich und deute dabei überschwänglich auf mich selbst.

„Werde. Jetzt. Gehen", erkläre ich indem ich jede Silbe betone und zeige mit meinen Fingern eine Gehbewegung an. Nora schenkt mir einen entschuldigenden Blick.

„Sorry Katie. Wir sehen uns doch später, oder?", fragt sie, doch ich schüttle unzufrieden den Kopf.

„Ne, kann nicht. Muss Tommi aus dem Kindergarten abholen und danach babysitten. Meine Eltern sind heute Abend weg", seufze ich und Nora nickt bedauernd.

Seit meine Mom ebenfalls arbeitet, muss ich meinen kleinen Bruder ständig von überall abholen. Sei es vom Kindergarten, von Kindergeburtstagen oder Spielverabredungen mit seinen Freunden.

„Okay, dann bis morgen", meint sie lächelnd und wendet sich wieder ihrem Freund zu, der mir ebenfalls zum Abschied kurz zuwinkt.

Eilig durchquere ich die randvolle Mensa und husche auf den Flur, der zu meinem Bedauern nicht weniger voll ist.

Seufzend lehne ich mich an die kühle Wand neben einen defekten Getränkeautomaten und 
beobachte all die gehetzten Schüler und Schülerinnen die sich durch die Flure kämpfen.

Das wird heute nichts mehr. Ein weiterer Tag, an dem ich kein Stücken produktiv war. Kein Stückchen weiter gekommen bin.

Wenn dieser beschissene Tag also keine 180 Grad Wendung mehr macht, dann kann ich ihn auch gerade so gut aus meinem Gedächtnis löschen. 

Heyhey Feunde

So das erste Kapitel wäre geschafft:)

Was haltet ihr bisher so von Katie? Es ist ja das erste mal, dass ihr sie nicht aus Nora's Perspektive liest.

*Noch als kleine Anmerkung an alle Leserinnen und Leser:)

Ich würde empfehlen zuerst „Zwei Sterne am Nachthimmel" zu lesen, da dieses Buch hier quasi in einer späteren Zeit aber im selben Universum spielt. So könnte also das ein oder andere „gespoilert" werden.

Das Buch kann aber von der Handlung her gut auch unabhängig gelesen werden :)

Lots of Love!

Theworldadventurer

Ein guter Tag zum TanzenWhere stories live. Discover now