17.

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Die Ruhe im Auto war erdrückend und verdächtig. Bisher hatte ich diese Familie immer sehr aufgeschlossen und freundlich erlebt. Nie hatte ich mich in meiner kurzen, bisherigen Zeit bei meinem Dad außen vor gefühlt und genau das so sehr genossen.

Jetzt allerdings fühlte ich mich mehr als fehl am Platz. Und das war Jakes Schuld. Am Strand hatte er mich ziemlich angefahren und ich hatte immer noch keine Ahnung, weshalb er so empfindlich reagiert hatte.

Wieder einmal herrschte eins: Gefühlschaos!

Zuhause angekommen, erkundigte sich Peter noch einmal bei seiner Frau, ob sie nicht doch bereit dazu wäre, ins Krankenhaus zu fahren.

"Es wäre mir einfach lieber, und würde mein Gefühl beruhigen", gab er zu verstehen. Judith aber schüttelte wild mit dem Kopf. "Peter, Schatz, bitte, lass mich mich hier ausruhen."

Ich stand da, wusste nicht wohin mit mir. Sollte ich dabei bleiben? Sollte ich mich zurückziehen und ihnen etwas Privatsphäre geben? Verdammt, hatte Jake mich mit seiner Aussage verwirrt!

Eine kurze Zeit, die sich wie eine Ewigkeit anfühlte, blieb ich im Wohnzimmer stehen und sah zu, wie Jake und mein Dad Judith in einen Sessel hievten und ihr Wasser brachten. Teilnahmslos starrte ich die drei an und wusste nicht, was ich tun sollte.

Schlussendlich entschied ich mich dazu, in mein Zimmer zu gehen. Ich konnte das Gefühl, überflüssig zu sein nicht weiter ertragen.

Ich setzte mich aufs Bett. Ablenkung musste jetzt her. Dieser Tag musste einfach noch irgendetwas Gutes haben. Verzweifelt versuchte ich, mich daran zu erinnern, was ich gerne machte. Zuhause, wenn meine Freundinnen und ich Kummer hatten taten wir eins:

Uns besaufen!

Am Wochenende stand immer Feiern auf der Tagesordnung. Gerade nach dem Schulabschluss, wo alle noch in der Findungsphase waren, machte es besonders Spaß.

Entschlossen zückte ich mein Handy. Die paar Nachrichten von meiner Mom, ob es mir gut gehen würde, wischte ich weg und öffnete den Mädelsgruppenchat. Meine drei besten Freundinnen Jane, Lola, Hailey und ich hatten diese Gruppe vor Ewigkeiten erstellt und hielten uns dort täglich auf dem Laufenden.

Wenn die wüssten, was bei mir los ist!

Aber ich war noch nicht bereit, ihnen alles von Jake zu erzählen. Wie erklärt man sowas überhaupt?

Ich klickte auf die Videokamera und schon waren wir zu viert im Videochat. Auf die drei konnte man sich echt verlassen!

"Na Süße, schön dich nochmal zu sehen!", freute Hailey sich und auch die anderen beiden grinsten und winkten in die Kamera. "Erzähl uns alles!", quietschte Jane.

"Ihr fehlt mir", seufzte ich. "Mein Dad ist super, wir verstehen uns wirklich gut! Aber gerade ist seiner Frau etwas passiert und ich distanzier mich ein bisschen, um ihnen Ruhe zu gönnen. Und ich fühl mich allein... Wenn ihr nur hier sein könntet!"

"Lizzy, höre ich da etwa Gejammer? Du weißt, Jammern kostet einen Shot", witzelte Lola.

Ich äffte sie lachend nach. "Lustig. Mit wem soll ich denn hier trinken? Ich kenne keinen Menschen hier außer die Familie von meinem Dad."

Jane kam näher an die Kamera mit ihrem Gesicht. "Na, also. Geh raus, frag Google Maps nach der nächsten Bar und stürz dich doch einfach ins Abenteuer. Vom Zuhause sitzen wirst du auch keinen außer der Familie deines Dads kennenlernen!"

Die anderen beiden Mädels stimmten zu. "Jetzt oder nie, Liz! Vielleicht findest du noch dazu jemanden, der mehr als nur ein Kumpel wird", sagte Hailey mit extra säuselnder Stimme.

Verbotene LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt