15.

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Als ich am Frühstückstisch ankam schaute mich Jake mit seinen großen  braunen Augen an. Es war nicht wie sonst, wenn wir uns ansahen. Irgendwas war mit ihm los. In seinen Augen war nicht mehr diese Hoffnung, die er sonst immer hatte, zu sehen.
War er denn nicht glücklich, dass wir uns am Vorabend so nahe gewesen waren? Hatte er vielleicht doch Zweifel, so wie ich sie hatte? 

Es war, als wäre in meinem Hirn nur Matsch. Ich brauchte etwas zu Essen. Und Kaffee. Am besten viel. 
"Brot?", riss er mich dann aus meinen Gedanken.
Ich nickte und Judith hielt es mir hin und wandte sich sofort wieder ab. Sie schien wie Jake ganz in ihren Gedanken verloren.

Während ich aß hielt die unangenehme Stille an. Was war denn los?

Plötzlich hörte ich wie Dad runter kam.
Er trat ins Esszimmer und sprach aus was ich dachte: "Ist wer gestorben?"
Plötzlich funkelte Jake ihn böse an.
War etwa tatsächlich jemand gestorben?
Judith beruhigte Jake und sah dann hoch zu ihrem Mann. "Setz dich, Schatz. Jake und ich haben etwas vor."
Peter lächelte. "Soso. Und das wäre?"
Jake übernahm. "Wir wollen aufs Beach Festival. Ein...", er stockte und sah verlegen zu mir, "...Familienausflug", vollendete er den Satz und das letzte Wort  war zwar unangenehm, aber ich freute mich über die Chance, etwas zu viert zu unternehmen. Vielleicht würde es mit der Zeit leichter werden, zu akzeptieren, dass wir verwandt waren. Vielleicht würden solche Ausflüge dann leichter werden oder gar normal. 
Also sagte ich: "Ist doch super."
Dad legte mir die Hand auf die Schultern. "Da stimme ich dir zu."

Nachdem ich der immernoch sehr stillen Judith beim Abwasch und aufräumen der Küche geholfen hatte stiegen wir alle ins Auto ein. Ich hatte mein schönstes Sommerkleid und den schönsten meiner Bikinis angezogen, wobei ich mir einredete, dass ich das natürlich nicht für Jake tat.

Auf der Fahrt hörten wir Country Musik, bei der Peter und Jake laut mitsangen. Ich musste lächeln.

"Was ein Wetter! " Mit diesen Worten stieg Jake aus und öffnete mir dann die Türe. Da Peter und Judith auf Toilette gehen mussten hatten wir kurz zeit für uns.
"Worüber habt ihr gestern geredet? Du und deine Mom?" zischte ich ihm zu.
"Sie hatte mir etwas zu sagen. Aber mit dir hat es nichts Zutun gehabt.", antwortete er und sah mich wieder mit demselben komischen Blick von heute morgen an.
Ich hatte das Gefühl dass ich nachbohren sollte. "Jake... Wenn etwas ist, dann würdest du es mir doch sagen oder?"
Er sah auf den Sand. "Ja."
Aber das komische Gefühl, dass er mich anlog, ging einfach nicht weg. Ich griff nach seiner Hand. Jetzt sah er mir wieder ins Gesicht. Ich glaube er wollte mich küssen. Aber genau in dem Moment kamen Dad und Judith wieder. 

Wieso konnte ich es nicht einfach sein lassen? Ständig versuche ich, Abstand zu halten und nicht  seine Nähe zu suchen, aber es war als wären wir Magneten. Heute Morgen hatte ich doch noch beschlossen, ihn endlich als Bruder zu sehen, der er nun mal eben auch ist! Und gestern passierte ein Kuss, nachdem er mir gesagt hatte, dass er mich liebt. Genau das, was ich ja eigentlich wollte. Dieses Hin und Her... Ich nervte mich selbst. 

"Na dann, wer zuerst im Wasser ist! ", rief Peter uns zu. Schnell zog ich mein Kleid aus und lief mit. 

Gute Ablenkung! 

Und doch entgingen mir Jakes Blicke nicht.

Verbotene LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt