5.

9.1K 157 3
                                    

Dank Moms Tipp wusste ich jetzt genau wohin ich mit Liz gehen würde: Zum Blue Mountains Nationalpark.
Dort waren wunderschöne Wasserfälle. Allerdings war die Fahrt bis dort schon ein kleines Stückchen. Aber mit Liz würde das bestimmt keine langweilige Sache werden.

Als ich 9 Jahre alt war hatte mein Dad mich einmal mit dorthin genommen. Es war ein unvergesslicher Tag für mich.
Die Wasserfälle hatten mich so fasziniert, dass ich von diesem Tag Niemandem erzählt hatte von meinen Freunden, weil ich wollte, dass es mein wundervoller Ort blieb. Und kein Anderer sollte ihn kennen.
Dass da auch noch Millionen andere Menschen hingingen, da es eine berühmte Sehenswürdigkeit war, war mir damals noch nicht wirklich bewusst.

Und jetzt würde ich zum ersten Mal jemandem "meine" tollen Wasserfälle zeigen. Ich konnte Liz natürlich nicht von meinen kindischen Gedanken von damals erzählen, aber wenn, könnte sie sich echt als was Besonderes fühlen, dass sie die Erste ist.

Wir hatten abgesprochen, dass sie eine halbe Stunde hatte um sich fertig zu machen und ich sie dann mit meinem Jeep abholen käme.
Alle Mädchen, die ich kannte, hätten rumgemotzt, dass eine halbe Stunde ja viel zu wenig wäre, aber Liz nicht. Sie hatte sogar noch lässig abgewunken und gesagt, dass sogar 2 Minuten für sie okay wären.

Als sie dann in meinem Jeep saß strahlte sie mich an. "Los geht's?"
"Los geht's!", antwortete ich ihr.
Sie hatte natürlich keine Ahnung, wo es hin ging. Ich konnte nur hoffen, dass sie es gut finden würde.

Während der Fahrt hörten wir Musik und redeten über dies und das.
Irgendwann schaltete Liz die Musik aus und sagte:
"Lass uns was spielen. "
" Was... Spielen?" ich war mir nicht wirklich sicher, was sie damit meinte.
"Also meine Mom und ich spielen immer bei Autofahrten. Macht echt Spaß." 
Ich beschloss, mich einfach mal drauf einzulassen. Normalerweise mochte ich so etwas nicht. Seit ich klein war war ich immer eher derjenige, der bei dem blieb, was ihm bekannt war. Neue, spontane Dinge auszuprobieren war nie meine Stärke. Aber da sie ohne zu zögern eingewilligt hatte, mit Jemandem wie mir, den sie kaum kannte,einfach so einen Ausflug zu machen, wollte ich nicht der Angsthase sein. 
Also nickte ich und fragte sie, was für ein Spiel sie spielen möchte. 
"Also, es geht so. Du sagst etwas über dich, und ich muss herausfinden, ob es wahr ist oder eine Lüge. Verstanden?"
Ich nickte. Verrückt, dass sie sowas mag. Oder will sie mich einfach nur besser kennenlernen? Naja, ich sie ja auch.
Liz strich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht und meinte dann: "Ich Fang an. Also: Ich habe mal die Katze von meinen Nachbarn überfahren. Mit Absicht, weil sie eine echt scheiß Katze war. "
Ich musste nicht lange überlegen. "Stimmt nicht. So bist du nicht."
Sie lächelte mich an. "Stimmt. Jetzt du."
Wieder musste ich nicht lange überlegen. "Ich habe vor kurzem ein echt wundervolles Mädchen kennengelernt."
Sie sah mich geschmeichelt an. "Wahr." sagte sie dann und streichelte kurz meinen Arm.
Gut gemacht, Jake. Gut gemacht!, lobte ich mich selbst in meinen Gedanken.

"Ich wieder", meinte Liz und machte ein nachdenkliches Gesicht. 

"Meine Mom war jahrelang arbeitslos und wir haben in schlechten Verhältnissen in Brooklyn gelebt."

Als ich kurz zu ihr rübersah und ihr süßes Pokerface, welches nicht wirklich professionel war, sah, wusste ich, dass das die Wahrheit war. Es tat mir leid für sie.

Also flüsterte ich leise: "Wahr?" und sie nickte mit leerem Gesichtsausdruck.

Schnell sagte ich wieder etwas, um vom Thema abzukommen:

"Mein Traum war es immer, Balletttänzer zu werden." 

Es dauerte nicht lange, bis sie laut losprustete. "Lüge!", brachte sie vor lauter Lachen kaum hörbar hervor.

Das Spiel spielten wir noch weiter,
bis wir ankamen und es war die schönste Autofahrt, die ich jemals hatte.

Als Liz merkte, wo wir waren stieß sie einen Schrei aus. "Das ist nicht dein Erst, Jake. Das war mit einer der Gründe warum ich auch nach hier wollte! Ich wollte schon immer einen ECHTEN Wasserfall sehen."
In Gedanken dankte ich meiner Mom. Ich war stolz auf mich, dass ich sie so glücklich gemacht hatte.
Sie machte gefühlte 100000 Bilder von den Wasserfällen.
Sie war sichtlich genauso fasziniert wie ich es damals und auch heute wieder war. Nur heute war es noch schöner, mit Liz.
Irgendwann konnte ich nicht mehr anders und nahm einfach Ihre Hand.
Sie hielt sie fest, wie selbstverständlich. Es war schön, wie locker es zwischen uns lief. Ich mochte es, dass ich bei ihr keine Angst hatte irgendwas zu tun und mutig war. Denn genau das fiel mir meistens schwer. Mutig sein.

Nach einem entspannten Nachmittag voller Selfies und Fotos von der Natur kamen wir kaputt am Auto wieder an. Liz beteuerte zwar, dass sie nicht müde sei, es dauerte allerdings nur fünf Minuten, bis ich neben mir ein leises Schnarchen hörte. Schmunzelnd  machte ich mir das Radio an und genoss es einfach, dass wir einen so schönen Tag gemeinsam verbracht hatten. 

Verbotene LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt