Was wissen wir denn?

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„Wahnsinn, die Decke sieht ja fantastisch aus!" „Ja, ich kann sogar ein paar Sternbilder erkennen. Da ist der große Bär." „Und das Bett passt farblich richtig dazu, finde ich." Die jungen Erwachsenen standen im Schlafzimmer ihres Vaters und bewunderten die wunderschöne Decke mit ihrem Nachthimmel. Es war, als würden tatsächlich Sterne auf sie herabfunkeln. Die Wände waren in derselben Farbe gehalten und einige Säulen aufgemalt, sodass es aussah, als würde das große Himmelszelt von ihnen gehalten. Spurius meinte: „Kommt, wir holen schnell Vater. Das muss er sich doch ansehen." Er eilte aus dem Zimmer und die anderen hinterher. Auf dem Flur war gerade Antonius, der ihnen verwundert nachsah und dann entschied, selbst einen Blick in den Raum zu werfen.

Die Kinder liefen die Treppe hinunter, das war die Richtung in die sie ihren Vater, beziehungsweise Onkel, hatten gehen sehen. Im Atrium sahen sie sich ein wenig ratlos um, bis sie Stimmen in Richtung der Sklavenquartiere hörten. Mit Spurius immer noch an der Spitze gingen sie näher. Die Stimmen wirkten aufgeregt und Siofra und Lucia tauschten verwunderte Blicke aus.

Frija sah als erste vorsichtig um die Ecke, als ein Schluchzen an ihre Ohren drang. Sie winkte vorsichtig die anderen zu sich an die Ecke. Im Gang waren Andriana, die sehr verwirrt wirkte, und ihr Vater, der sie zu beruhigen versuchte. So sehr sie sich anstrengten, keiner von ihnen schien alles zu verstehen, nur Bruchstücke der Konversation. „Um was geht es da?", flüsterte Frija. Spurius flüsterte zurück: „Ich glaube, ich habe einen Namen verstanden. Stirrius? Ja, oder?" Tiberius nickte bestätigend. „Habe ich auch gehört", wisperte er. „Seid doch leise, ich verstehe nichts", kam es von Siofra. „Was ist denn mit euch schon wieder los?" „Leise, Onkel es wird gerade interessant." „Ach, bei den Göttern."

„Es tut mir leid, Andriana. Stirrius ist nicht hier. Er kommt auch nicht mehr wieder." Wieder ein Schluchzen. „Aber mein Junge. Mein lieber Junge, er ist doch genauso lieb und gut wie du, Lucius. Wo ist er denn hin?" Die Kinder sahen sich an. Sie wussten ja, dass die alte Andriana schon etwas neben der Spur war, aber so etwas hatte sie ja noch nie von sich gegeben. „Bitte weine nicht mehr, Andriana. Es ist doch schon gut. Er ist lange schon nicht mehr hier gewesen. Er ist doch tot." „Aber... Was?" „Es ist schon gut. Er ruht in Frieden. Es ist gut." Die sanfte Stimme von Lucius wurde leiser und verstummte schließlich gänzlich, als eine Türe zufiel.

„Große Terra Mater. Was war das denn?" Spurius war der erste, der etwas sagte. Er hatte das ausgesprochen, was in den Gesichtern der anderen Jugendlichen geschrieben stand. Die Köpfe drehten sich zu Antonius. „Jetzt seht mich doch nicht so an", sagte dieser. „Aber Onkel Antonius. Du weißt doch sicher, worum es da gerade ging, nicht? Warum willst du uns nicht wenigstens das hier erzählen, wo wir schon nichts anderes fragen dürfen? Komm schon, du weißt, dass du nichts leugnen kannst", flötete Frija und machte ihre schönsten Augen. Die Unterstützung seitens Spurius war eher weniger überzeugend.

Antonius schüttelte verzweifelt den Kopf, seufzte und gab schließlich seinen inneren Kampf auf. Es würde ja doch nichts bringen. Vor allem da Frija weiter nachhakte: „Na sag schon, wer ist Stirrius?" Antonius winkte die Jugendlichen etwas näher zu sich und senkte seine Stimme. „Hört zu. Stirrius ist jemand, der meinem Bruder früher sehr nahe stand. Und er ist vor langer Zeit gestorben. Ohne ihn hättet ihr vermutlich keinen Vater. Das ist alles, was ihr wissen müsst." „Och, echt jetzt?", schmollte Frija, das war doch keine Antwort, die ihrer Mühen wert war. „Ja, echt jetzt." Leider sah ihr Onkel zu entschlossen aus, als dass sie noch weiter widersprochen hätte. „Na kommt, jetzt schaut nicht so. Ab in die Betten mit euch, ihr solltet wirklich langsam schlafen. Eure Räume sind hier unten, habe ich schon von einem Sklaven gehört. Dort drüben, wenn ich mich nicht irre. Und du Tiberius, komm mit mir. Wir verabschieden uns noch von Lucius, aber dann müssen wir auch dringend nach Hause." Tiberius sah ein bisschen geknickt aus, winkte allerdings seinen Cousinen und seinem Cousin zu und folgte dann brav seinem Vater in Richtung der Sklavenkammern. Sie begegneten Lucius, als er gerade aus der Türe trat.

Amor vincit omniaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt