Ein Heiratsantrag und ein bescheuerter Name

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Lucia war in den Gärten ihres Zuhauses. Gestern war sie von ihrem Besuch bei Quintus wieder gekommen und jetzt entspannte sie ein wenig. Sie mochte diese holprigen Wagen einfach nicht, ihr wurde jedes Mal schlecht. Trotzdem war es richtig schön gewesen. Quintus lebte auf einem kleinen Hof mit ein paar Hühnern, zwei Schweinen, einem Maultier und natürlich der Schmiede.

Seine Eltern waren unglaublich lieb und außerdem ein lustiges Paar. Denn Quintus' Vater war noch ein Stückchen größer als er und seine Mutter anderthalb Köpfe kleiner als Lucia. Lucia mochte sie auch am meisten, sie kümmerte sich wirklich fürsorglich um ihre Familie und auch um die Tiere. Als Lucia angekommen war, hatte sie sie sofort ausgefragt, was sie denn gerne Essen wolle, ob sie auch wirklich genug gepackt hätte oder ob sie noch etwas zum Anziehen bräuchte, welches Zimmer sie denn gerne haben wolle.

Schließlich hatte Lucia dann ihr Zimmer bezogen, sie hatte das neben dem von Quintus genommen, und er hatte ihr dann den Hof gezeigt. Das Maultier war wirklich niedlich gewesen, sie hatte noch nie eines so lange streicheln können. Es hatte sich ganz ausgiebig von ihr kraulen lassen und außerdem achtete hier niemand so auf die Etikette. Denn eigentlich gehörte es sich für eine Tochter aus dem Adel gar nicht, sich mit Tieren zu beschäftigen. Was ein anderer Punkt war, warum sie sich bei Quintus so wohl fühlte. Sie hatte hier nicht immer ganz aufrecht sitzen müssen, sich morgens einem endlos langen Pflegeprogramm unterziehen müssen. Auf dem Hof hatte sie einfach aufstehen können, Haare kurz waschen, anziehen und dann war es schon zum Hühnerfüttern gegangen. Sie hatte das übernommen, damit Quintus' Mutter das Frühstück in Ruhe vorbereiten konnte, schließlich musste sie auch für eine Person mehr etwas machen.

Quintus hatte immer das Maultier und die Schweine gefüttert und sein Vater stand schon in der Schmiede. Er hatte immer recht viele Aufträge, denn seine Schwerter waren wirklich gut. Er machte aber auch recht hübsche Messer, die sein Sohn dann verzierte, Quintus konzentrierte sich mit seinem Zeil als Silber- und Goldschmied eher auf Schmuck und eben diese Messergriffe.

Der Höhepunkt Lucias Besuches war allerdings der lange Spaziergang am dritten Tag gewesen. Quintus hatte ihr die weiten Felder etwas weiter südlich ihrer Schmiede gezeigt und sie waren ein Stück durch einen Wald gegangen. Als sie schließlich an einen kleinen See an einer Lichtung gekommen waren, war Quintus auf einmal niedergekniet und hatte ihr den langersehnten Heiratsantrag gemacht.

Es war der schönste Moment in Lucias bisherigem Leben gewesen, natürlich hatte sie sofort ja gesagt. Seitdem trug sie einen wunderbaren, goldenen Ring an ihrer linken Hand und sie plante seit ihrer Rückkehr nach Hause schon mit ihrer Zofe die Hochzeit. Ihr Vater hatte momentan einfach keine Zeit, um sich auch noch darum zu kümmern, die neuen Spiele des Kaisers nahmen viel zu viel von seiner Zeit ein. Lucia war trotzdem froh, dass er die Planung an sich befürwortete und ihr die Mitgift zur Verfügung stellte.

Sie freute sich wirklich schon auf diesen großen Tag.

Lucius stand am Abend auf dem Balkon seiner Villa, der zum Meer gerichtet war. Es war schon dunkel und fast alle Sklaven schliefen auch schon, man konnte nur noch die letzten von ihnen die Lichter löschen sehen. Der Hausherr hatte sich ein großes Tuch um den Körper geschlungen, denn auch wenn es im Sommer recht warm war, wehte nachts immer ein recht frischer Wind.

Lucius' Blick war nach oben zum Himmel gerichtet, er mochte es ab und zu ganz gerne, die Sterne zu betrachten, sich selbst einfach eine kleine Pause zu gönnen. Ein neuer Windstoß wehte vom Meer her, er fröstelte und zog das doch ein klein wenig leichte Tuch etwas enger um seine Schultern.

Plötzlich spürte er, wie zwei warme, starke Arme sich um ihn legten. Er zuckte aber nicht vor Schreck zusammen, denn er hatte, woher auch immer, gewusst, dass er herkommen würde. „Du solltest nicht hier stehen, wenn dir kalt ist", wisperte er in Lucius' Ohr. „Jetzt ist mir nicht mehr kalt. Außerdem ist es sehr schön hier, finde ich." Apollo lachte leise hinter ihm. „Ja, ist es wirklich."

So standen sie da, Apollo hatte seinen Kopf leicht auf dem von Lucius abgelegt. Ob es fünf Minuten oder fünf Stunden waren, wusste Lucius nicht zu sagen, es war ihm aber auch egal. Hauptsache Apollo war bei ihm.

„Wie laufen die Verhandlungen um das Programm? Hat sich Aeterius mittlerweile wieder eingekriegt?", brach der Gott schließlich die Stille. Lucius seufzte leise. „Nur fast. Wir konnten ihn überreden, die Freigabe für alle bei dem Gesangswettbewerb zuzulassen, gute Idee von dir übrigens, doch nun hat der Idiot wieder etwas an der Besetzung der Wagenlenker zu meckern."

Der Aedil Marcus Aeterius saß mit im Rat für das Programm der Neronia und hatte in der letzten Zeit immer irgendetwas gefunden, mit dem er nicht einverstanden war. Vor einigen Tagen war er noch der Meinung gewesen, dass wenn man nur berühmte Künstler einlade, der Wettbewerb langweilig sein würde. Man kannte sie schließlich schon so gut. Apollo hatte Lucius dann den Vorschlag gemacht, den er so oder so hatte einbringen wollen, nämlich den Gesangswettbewerb für jedermann zu eröffnen, egal ob adelig, Sklave, jung oder alt. Denn wer wusste schon, wen der Segen des Apollo getroffen hatte.

Lucius hatte den Vorschlag gemocht und eingebracht, die anderen Aedile hatten nach ein wenig Überredung zugestimmt. Selbst, wenn sie nicht ganz dafür waren, sie konnten sich alle ausrechnen, dass spätestens der Kaiser begeistert sein würde. Später hatte Aeterius nachgegeben, doch jetzt wollte er wieder, dass Lucius die Wagenrennen anders plante. Er würde mal ein ernstes Wort mit ihm reden müssen, vielleicht würde er auch gleich zum Kaiser gehen. Doch jetzt wollte er sich eigentlich keine Gedanken darüber machen.

Lucius lehnte leicht den Kopf nach vorne und ein Schauer fuhr ihm den Rücken hinunter. Apollo hatte begonnen, ganz sanft seinen Nacken zu küssen, genau dort, wo er es am liebsten hatte. Schließlich drehte sich Lucius doch in seinen Armen um, um ihn selbst küssen zu können.

Wieder standen er und Apollo eine gefühlte, wundervolle Ewigkeit dort auf dem Balkon und sprachen kein Wort, sie küssten sich einfach. Apollo war nach einer Weile zu einer seiner Lieblingstätigkeiten übergegangen, und zwar möglichst jede erreichbare Stelle von Lucius zu küssen. Er hauchte seine Küsse sanft auf seine Stirn, seine Nase, seine Wangen, sein Kinn, wieder auf seinen Nacken, seinen Hals, seine Schultern. Schließlich griff er nach Lucius' Hand und küsste sie ebenfalls.

Lucius war während der ganzen Prozedur ziemlich rot geworden und er fühlte seinen Wangen förmlich glühen. Als Apollo von seiner Hand aufsah, schmunzelte er.

„Du siehst wirklich niedlich aus", meinte er. Lucius protestierte empört: „Apollo! Das hast du vielleicht sagen können, als ich sechzehn war. Ich bin jetzt dreiunddreißig und definitiv nicht niedlich." Auf das Gesicht des Gottes schlich sich ein schelmisches Lächeln. „Oh, doch, du bist sehr wohl niedlich. Außerdem, mit dreiunddreißig bist du für jemanden wie mich fast noch ein Baby. Oh! Oh, ich habe eine ganz tolle Idee, wie ich dich nennen könnte! Mellila!", ereiferte sich Apollo. Lucius starrte ihn entsetzt an. Dann schlug er ihm auf den Arm. „Mellila? Ist das dein Ernst?" Apollo kicherte. „Ja. Du bist doch auch kein und süß."

Lucius vergrub verzweifelt sein Gesicht in seinen Händen. „Ich werde dich nicht abhalten können, oder?" Apollo strahlte, beinahe konnte Lucius schon kleine Blümchen um sein Gesicht fliegen sehen. „Nein." Lucius schüttelte einfach nur den Kopf, jetzt hatte er sich jemand weiteren kindischen geangelt. Aber egal, er liebte Apollo zu sehr, als würde das irgendetwas ändern können. Und ehrlich, ganz ganz ehrlich, fand er den Namen auch irgendwie... ganz in Ordnung.

Schließlich lehnte er sich einfach in Apolls Arme und lauschte dessen Herzschlag. „Bleibst du noch?", fragte Lucius vorsichtig. Apollo nickte. „Bis du eingeschlafen bist. In Ordnung?" „Gut", wisperte Lucius. Dann lächelte er sanft zu Apollo hinauf, löste sich von ihm und zog ihn sanft an seiner Tunika zu dem riesigen Bett. Er ließ sich selbst darauf fallen, nachdem er das große Tuch auf einem Stuhl abgelegt hatte, und wartete, bis Apollo sich seine Tunika ausgezogen hatte. Es dauerte nicht lange, dann schlangen sie die mittlerweile so vertrauten Arme um seinen Körper.

Und auch, wenn er es eigentlich nicht wollte, Lucius fühlte sich so wohl und geborgen, dass er bald einschlief. Und als er am nächsten Tag von den Sklaven geweckt wurde, war die andere Bettseite leer.


So, und jetzt bin ich mal gespannt, ob jemand rauskriegt, was Mellila heißt. Kleine Anmerkung, Google-Übersetzer geht nicht. Bis nächste Woche!

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