Amantium irae amoris integratio est

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Es war ein lauwarmer Sommermorgen

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Es war ein lauwarmer Sommermorgen. Die Sonne stand noch tief, sodass die Gebäude noch lange, kühle Schatten warfen, aber die Wolken auch nicht mehr in Eos' Rosa getaucht waren.

Auf den Straßen Roms herrschte bereits reger Betrieb. Es begann schon vor Sonnenaufgang, dass die Stände aufgebaut wurden und erste Waren hinaus gelegt wurden, dann kamen die Leute mit den ersten Sonnenstrahlen und eilten sich, sodass sie am Mittag der Hitze mit einem Schläfchen entkamen.

Auch Spurius nutzte die frühe Stunde, wie fast jeden Tag. Früh in die Stadt, früh in der Bibliothek, wenn sonst nur die Sklaven da waren, die den Staub von den alten Rollen entfernten. Sie kannten ihn, er war immer da, immer gern gesehen. Er hatte diesmal die Schriftrollen von vor einer Woche zurück gebracht, sich dafür eine neue aus dem Regal gezogen.

Kleine, aber schöne Gedichte darauf, kein Hymnus, den es fünf Stunden zu lesen brauchte, nur hier fünf Verse, dort sechs, dann vier.

Er mochte sie sehr, diese Gedichte. Zuerst hatte er sie überhaupt nicht leiden können. Was sollten denn diese fünf Zeilen, diese paar Worte, die eben schnell geschrieben wurden? Was sollten sie denn gegen ein Epos, von vorne nach hinten harte Arbeit, zu schreiben bestimmt fünf Jahre?

Er hatte seinen Vater gefragt, denn wen fragen, wenn nicht ihn? Und dann hatte Apollo ihm erklärt, ich gezeigt, dass die Worte mit genau gleicher Sorgfalt ausgewählt wurden, wenn nicht mehr. Denn was machte es schon, wenn man alle Juwelen auf der Welt kaufen könnte? War es nicht viel besser, das eine Schmuckstück auszuwählen, das am Hals der geliebten am besten aussah, und nur das eine, kein anderes, und nur für sie, niemand anderes?

Dann hatte Spurius die Verse lieben gelernt und nun lehrte er andere sie lieben.

Er erreichte die Ruine des alten Theaters als zweiter. Auf einem Stein saß schon Alcus, neun Jahre alt, die Hälfe von ihm. Das Rascheln der Grashalme, die überall dort waren, wo kein Stein gelandet war, verriet Spurius früh und Alcus sprang auf, um ihn zu begrüßen.

Spurius liebte es, diese strahlenden Augen zu sehen. Er liebte es, zu sehen, dass die Jungen sich so freuten, und das nur, weil er ihnen die Gedichte vorlas und sie ihnen verständlich machte, denn sie alleine konnten es nicht. Ein paar von ihnen konnten ein wenig lesen, aber leider hatte keiner von ihnen genug Zeit, dass Spurius ihnen richtiges Lesen beibringen konnte.

Atcus umarmte ihn, Spurius hielt die Schriftrollen aus seiner Reichweite, nicht, dass sie am Ende noch zerknickten. Er kicherte, als Atcus ihm keine Zeit ließ, ihn ebenfalls zu begrüßen, sondern direkt losbabbelte, über die Ereignisse seiner letzten zwei Tage.

Spurius hörte geduldig zu; er hatte sich seinen Platz auf einem der herumliegenden Steine gesucht und sie warteten, bis langsam die anderen eintrudelten. Bald waren sie elf und Spurius nah an, dass nicht mehr heute kamen.

Er sorgte für genügend Ruhe, dann begann er. Das erste Gedicht besaß acht kurze Verse, schnell gelesen. Danach fragte er, wie immer, nach Meinungen. Was sollte es bedeuten? Warum wurden diese Worte gewählt? Warum wurde es wohl geschrieben? An wen könnte es gerichtet sein?

Amor vincit omniaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt