Ausgeplaudert

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Zwei Wochen vor der zweiten Runde des Tanzwettbewerbs war ich erneut in Berlin, weil Laetita Nomikow mit mir neue Fotos für die Herbstkollektion des Schicksport-Unternehmens machen wollte. Sie holte mich bereits vom Bahnhof ab und der Grund war auch schnell klar.

„Du bist also mit Matt zusammen?", fragte sie, als wir die erste Straße überquert hatten. Selbst bei dieser Frage klang sie desinteressiert.

„Ja", antwortete ich. „Ihr wart auch mal zusammen, richtig? Ich hoffe du denkst nicht zu schlecht von mir."

„Das habe ich nie", meinte sie und in ihrer Tonlage klang es schon fast ironisch. „Matt und ich sind im Guten auseinander. Es gab viele Gründe für unsere Trennung. 60% der Gründe schreibe ich ihm zu und er mir 70%. Die Wahrheit liegt wohl dazwischen. Auf jeden Fall ist er kein schlechter Kerl, sonst wären wir ja keine Freunde mehr. Und so wie ich dich kennengelernt habe, glaube ich, dass du auch die Richtige für ihn bist."

„Dankeschön", antwortete ich.

Die Fragerei hörte nicht auf. „Wie ist es eigentlich mit eurer Schulmobberin weitergegangen?"

„Na ja", murmelte ich, „Du weißt ja bis zum Schulverweis. Als sie wiederkam, hat sich ihre BF von ihr abgewandt und jetzt ist sie die Gemobbte. Ich habe am Anfang noch versucht ihr zu helfen, aber sie wollte nicht. Wir haben einen Deal. Sie lässt Susanne und mich in Ruhe und ich höre auf ihr helfen zu wollen. Ich bin nicht ganz zufrieden, will aber auch nicht, dass sie uns weiter das Leben zur Hölle macht.

„Das verstehe ich", antwortete Laetitia. „Wir können Hilfe anbieten, aber niemanden zwingen. Für sie mag es klingen, als würdest du sie für schwach halten. Wenn sie Hilfe braucht, wird sie diese schon holen. Nur eben nicht von dir."

„Stimmt."

Am nächsten Dienstag kam ich etwas später zum Sportunterricht, weil ich Aishe kurz nach ihrer mündlichen Englischprüfung getroffen hatte. Mit einer stürmischen Umarmung erzählte sie mir, dass es eine 1- geworden war. Ich freute mich wahnsinnig für sie.

Als ich in die Mädchenumkleide kam, hatte Veronika Monika erneut einige Schläge verpasst und sagte: „Oh, hast du niemanden mehr zum petzen? Du bist so armselig. Aber so macht es mehr Spaß, dir wehzutun."

Ich musste mich echt zurückhalten, um meine Abmachung zu halten. Zeynep sah mich hilfesuchend an, aber sie wusste auch, warum ich ihr nicht helfen konnte. Zum Glück kam die Sportlehrerin in letzter Zeit immer etwas eher.

„Nicht schon wieder", knurrte sie. „Veronika, du kommst mit mir mit. Der Rest geht in die Halle."

Ich beeilte mich mit umziehen und verließ nach zwei Minuten mit Haargummi und Turnschuhen in der Hand unter dem strengen Blick der Lehrerin die Umkleide.

„Was ist passiert?", fragte ich kurz darauf Zeynep. Diese antwortete: „Monikas Mutter hat sich letztens an Veronikas Mutter gewandt. Als die dann gefragt hat, ob das wahr ist, haben wohl alle verneint." Sie schenkte Lilli einen bösen Blick.

Diese hielt abwehrend die Hände vor sich. „Ich habe gar nichts getan. Ich weiß nicht einmal, wann das gewesen sein soll. Ich war in letzter Zeit ständig bei Susanne, weil es schon anstrengend genug ist, mit dem Stiefschwester-Biest unter einem Dach zu leben."

Das Biest war zu uns gekommen und Zeynep und ich bedeuteten Lilli sich umzudrehen. Was wir nicht wussten, dass sie sich damit auch gleich eine fing. Und dieses Mal sah die Lehrerin nicht her.

„Loser", sprach Veronika uns danach an. „Ich will, dass ihr nachher bestätigt, dass ich provoziert wurde."

Ich stand auf und baute mich vor Veronika auf. „Sonst was? Willst du uns auch eine scheuern? Willst du uns verprügeln, wie du es bei Monika tust? Du bist einfach erbärmlich und ich werde kein gutes Wort für dich einlegen, wenn du ohne Grund auf andere losgehst. Deine Drohungen kannst du dir sonst wohin schieben."

Rich Girl DownWhere stories live. Discover now