Problemchen

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Für den Rest der großen Pause zeigte Zeynep mir die Schule. Im Großen und Ganzen war sie genau so enttäuschend wie von außen. Die Zimmer waren zu klein für zu viele Tische; die Turnhalle sah aus, als stammte sie aus den ersten Jahren der DDR und die Bibliothek war ein Bücherregal im Aufenthaltsraum, der auch nur ein umfunktionierter Klassenraum war. Das Schlimmste war die Kantine. Statt richtigem Mittagsessen gab es - laut Emma, die sich dort mit ihren Freundinnen aufhielt - Bockwurst und Pommes zu kaufen sowie Limonade und Süßigkeiten. Mit schlechter Laune kam ich in den Klassenraum zurück.

Kaum hatte ich die Türschwelle übertreten, stieß mich jemand von hinten und rannte an mir vorbei. Das Mädchen - ich glaube, ihr Name war Aishe - drehte sich völlig überdreht zu mir um. „Sorry, Neue." Sie lief übereilt nach vorne: „Leute, Leute, Leute, es ist wieder passiert."

Verwirrt sah ich zu Sebastian. Der grinste nur. Da Aishe nun die komplette Aufmerksamkeit der Klasse hatte, sagte sie nun: „Beatrice wurde für zwei Wochen suspendiert."

Oliver - ein großer Junge mit Dreadlocks - gestikulierte wild an der Tür und setzte sich auf seinen Platz vor mir. Aishe beeilte sich, auf ihren Platz neben ihn zu kommen. Kurz darauf kam eine schlechtgelaunte Monika in den Raum.

Hinter ihr war ihre schwarzhaarige Freundin und sagte: „Ach Süße, diese Welt ist zu ungerecht für uns."

Da sie alleine waren, wusste ich nun, dass Beatrice die Blonde mit dem Sidecut gewesen war, die den Jungen geschubst und Susanne geschlagen hatte.

„Das passiert öfter, oder?", fragte ich Sebastian. Der antwortete: „Es wird seltener. Dieses Mal hat es ein halbes Jahr gedauert, bis Beatrice suspendiert wurde. Ihre Anti-Agressionstherapie scheint Wirkung zu zeigen."

Monika hatte uns gehört und drehte sich zu uns um.

„Nee, oder?"

Ich lächelte zuckersüß und äffte ihre Freundin nach: „Diese Welt ist zu ungerecht für uns, Süße."

Ihre schwarzhaarige Freundin starrte mich empört an: „So klinge ich gar nicht."

Monika kam vor meinen Tisch und schmiss mit einer Handbewegung mein Zeug vom Tisch.

Ich lehnte mich entspannt zurück: „Wie alt bist du? Fünf? Es gefällt mir, dein wahres Gesicht zu sehen. Los, gib mir mehr davon, Bestie."

Monika schnaufte. Ich konnte sehen, wie ihre Hände zitterten. Sie musste sich stark zurückhalten, um mir nicht eine zu knallen. Ich grinste und sagte: „Na los, tu es. Wir spielen das so lange durch, bis du auch suspendiert wirst."

Sie sah sich auf einmal um und ich bemerkte, dass uns alle erstaunt anschauten. Ja, auch der Typ aus der letzten Reihe. Wobei er sich vielleicht eher fragte, was er verpasst hatte, als er geschlafen hatte.

Monika zischte: „Du wirst dir noch wünschen, dass du die Klappe gehalten hättest, Prinzesschen."

Sie wandte sich zum Gehen und ich stand auf. „Wenn alles klappt, bin ich bis zu den Sommerferien hier. Bis dahin werde ich die vom Thron gestoßen haben. Und im Gegensatz zu dir muss ich dafür keine Gewalt anwenden."

Monika wandte sich schnell wieder zu mir um und ich konnte ihre Hand gerade noch so abfangen und hielt sie am Arm. Ich packte ihn fester: „Du wirst dir noch wünschen, dass du nie nach Amerika gekommen wärst."

Monika ließ von mir ab und setzte sich auf ihren Platz, der am Tisch nebenan war. Ich war nur froh, dass ihre Freundin und Sebastian zwischen uns waren. Letzterer schob mir einen Zettel zu, während ich mein Zeug wieder nach oben holte. Darauf stand: „Du bist echt krass. Niemand legt sich mit Monika an."

Rich Girl DownWhere stories live. Discover now