Verwarnung

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Der letzte Tag im März, ein Dienstag, war voll im Gange und kaum einer in der Klasse hörte der Biologielehrerin Frau Birnhaus zu. Zum Teil aus Protest, weil sie meinte, wir wären nur in der Schule, um es warm und trocken zu haben - Vorausgegangen war ein Streit von Yvonne und Lizzi mit der Lehrerin, weil sie sich beschwert hatten, dass es immer so viele Aufgaben gab, die keiner Verstand - und zum anderen Teil, weil jeden Moment die Beliebtheitsabstimmung beendet war. Die einzigen, die wirklich noch aufpassten waren Zeynep, Susanne, Sebastian und zu meiner Verwunderung Beatrice. Aishe und ich schrieben uns Zettelchen und Oliver las in seinem Buch Ökologisch leben für Dummies.

Es klingelte und Frau Birnhaus sagte noch provokant: „Alles, was wir heute besprochen haben, kommt in der nächsten Stunde in einem kleinen Test dran. Bis morgen."

Ich seufzte und packte mein Zeug zusammen. Auf dem Weg zum Ethikzimmer, bekam Aishe eine Nachricht auf ihr Smartphone.

„Sie ist da!", plötzlich lief sie doppelt so schnell und ich eilte hinterher. An ihrem Platz angekommen, öffnete sie sofort eine Internetseite. Auch die anderen, die eintrudelten, zückten ihre Handys.

Mein Cousinchen betrat den Raum und Aishe rief: „Monika, du bist Out." Ich sah auf den Bildschirm und Aishe fügte hinzu: „Unsere Influencerin ist In."

Das alleine war es aber nicht. Bei der letzten Abstimmung, die Aishe mir gezeigt hatte, kamen erst Monika und die anderen beiden und dann lange nichts. Ich hatte gerade so den ersten Platz. Es kamen einige andere Namen direkt dahinter, wozu auch Lina, Bibi und Ulrike zählten. Wahrscheinlich, weil ihr YouTube-Account so beliebt war. Das konnte unmöglich nur mein Verdienst sein.

Ich suchte Monikas Namen. Er stand ganz unten. Wirklich ganz unten. Scheinbar hatten nicht einmal ihre Freundinnen, die immerhin zwei, drei Stimmen bekommen hatten, für sie gestimmt. Sie schien es auch in diesem Moment zu sehen, denn plötzlich wandte sie sich wütend um und verließ das Zimmer.

Lizzi, die vor mir die Barbie war und mit Monika halbwegs auf Kriegsfuß gestanden hatte, fing lauthals an zu lachen.

„Oh, musste die etwa einstecken?", fragte eins der drei kleinen Schweinchen ironisch mitfühlend. Die anderen beiden Schweinchen klatschten sich ab.

„Das werdet ihr noch bereuen", zischte Yvonne und rannte ihrer besten Freundin hinterher.

In der Klasse wurde es laut. Dazu wollte nun jeder seine Gedanken loswerden. Solange bis plötzlich ein Knallen zu hören war und wir alle nach vorne sahen. Beatrice hatte den Projektor umgetreten. Sie sah uns genervt an und meinte: „Geht doch. Glaubt nur nicht, dass wir uns geändert haben."

Sie setzt sich an ihren Platz und holte in aller Seelenruhe ihr Zeug heraus.

Boris meinte: „Wir lassen uns doch jetzt ni- Aua, Fuck! Spinnst du?!"

Sie hatte ihm ein Gummiband ins Gesicht geschossen und fügte noch hinzu: „Ich kann euch auch gerne eine knallen, wenn ihr nicht eure Klappen haltet."

Ich setzte mich und auch Aishe steckte ihr Smartphone weg. Das war der falsche Moment für eine Revolution. Noch war die Klasse keine Einheit.

Nach dem Unterricht fing mich plötzlich Direktor Keppel ab und bat mich, mit ihm zu kommen. Ich folgte ihm bis in sein Büro. Dort setzte er sich angespannt hin und blickte mich an.

„Ich merke, dass du dich gut eingelebt hast, Miriam", sagte er ernst.

„Nicht wirklich", antwortete ich. „Aber ich arrangiere mich mit der Situation. Was habe ich denn falsch gemacht, dass Sie mich sprechen wollen?"

„Es geht um diese Schulabstimmung", antwortete er. „Ich bin und war immer gegen diese Abstimmung, weil sie immer nur Ärger und Mobbing mit sich bringt. Deswegen dulde ich auch keine Werbung für diese Abstimmung und schon gar nicht Stimmungsmache gegen andere Mitschüler."

Rich Girl DownWhere stories live. Discover now