Let's Dance!

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„Wie lange noch?", fragte ich Susanne, während ich mir auf der Schultoilette die rote Stelle, die von Monikas Schlag übriggeblieben war, im Gesicht überschminkte.

Sie antwortete mit Unbehagen: „Acht Minuten."

„Gut", antwortete ich und klappte meine Puderbox zu. „Und du willst wirklich mit zur Tanz-AG kommen?"

Meine bessere Hälfte zuckte mit den Schultern. „Muss ich wohl. Yvonne hat es auf mich abgesehen. Sie braucht ein paar gute Noten, um ihre schlechten auszubessern. Wenn ich mich jetzt wehre, wird sie mich noch mehr unter Druck setzen. Lilli und du, ihr habt mir das eingebrockt. Deshalb werde ich nicht mehr ohne euch das Schulgebäude verlassen."

Ich seufzte: „Wir müssen dir wirklich mal zeigen, wie man sich wehrt. Aber erstmal tanzen wir."

Ich lief raus auf den Schulflur. Susanne lief mir entsetzt hinterher. „Wie wir? Du kannst die AG schön alleine machen."

„Aus zwei Gründen wirst du mitmachen", antwortete ich. „Erstens bist du sportlich wie ein Sack Kartoffeln und zweitens hilft es dir dabei, dass du aus dir herauskommen kannst."

Susanne war skeptisch. „Wenn du das sagst. Aber so leicht komme ich nicht in den Tanzkurs. Es ist mitten im Schuljahr und ich bin im Gegensatz zu dir nicht erst hergewechselt."

Fünf Minuten später begrüßte uns die noch junge Tanz-AG-Leiterin Annika mit den Worten: „Ich freue mich, dass ihr beiden mitmachen wollt. Wir suchen das ganze Jahr über nach neuen Mittänzerinnen. Außerdem könnte ich Nina keinen Gefallen abschlagen. Zieht euch um und dann stelle ich euch allen vor."

Susanne warf mir nur einen Blick zu, der so viel bedeutete wie: „Sag jetzt nichts."

In der Tanz-AG waren auch Lina und Liv. Letztere freute sich, dass ich in der AG mitmachen wollte. Obwohl sie der wohl fröhlichste Mensch in ganz Schneefeld war und wahrscheinlich auch Monika jeden morgen mit einem Lächeln grüßte, sprach sie nicht mit Susanne, sondern zog mich sofort zu Lina und zwei weiteren Mädchen, die sie mir als Bibi und Ulrike vorstellte. Bibi - ein kleines Mädchen mit zwei brünetten Haarknoten - fragte sofort: „Ist das nicht die, die sich mit ihr wisst schon wem angelegt hat?"

„Werde ich jetzt nur noch darauf reduziert?", stellte ich als Gegenfrage.

Ulrike - ein sportliches Mädchen mit kurzen blonden Haaren - begutachtete mich und meinte dann: „Du siehst aus wie die eine von dem YouTube-Account 3Stars."

„Den wird's so nicht mehr geben", sagte ich schulterzuckend, „Ich bin Miriam. Der Account gehört meiner BF Tiffany."

Lina wandte genervt ein: „Ich hasse Leute, die in Abkürzungen sprechen."

Ulrike ignorierte sie und antwortete: „Oh cool. Wir haben auch einen eigenen Account. Darauf laden wir regelmäßig Tanz-Cover von K-Pop und J-Pop-Idolen rauf oder tanzen zu Anime-Soundtracks."

„Das war auch so was japanisches, oder?", fragte ich und sah alle vier an. „Wie nennt ihr euch denn?"

Liv trat zurück. „Ich nicht. Ich habe Angst, dass mich die Zuschauer für mein Gewicht runtermachen."

Bibi antwortete: „Wir nennen uns Mahou no Sakura."

„Ah okay", sagte ich verwirrt, „Das steht bestimmt für irgendwas. Schreibt mir den Namen besser auf."

Lina fragte schon fast herausfordernd: „In Kanji oder Hiragana?"

Mehr als ein „Hä?" brachte ich nicht mehr heraus, dann begann Annika mit der AG. Sie stellte uns noch mal allen vor. Insgesamt waren es mit uns 17 Schülerinnen und zwei Schüler. Annika schlug den anderen vor, dass sie uns einen ihrer letzten Tänze zeigten, damit wir wussten, worauf wir uns einließen. Sie tanzten zu Katy Perrys Hot and Cold. Leider fehlte es der Gruppe an Originalität und Zusammenhalt.

Rich Girl DownWhere stories live. Discover now