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Am Abend konnte ich es kaum erwarten, mit Tiffany und Chen Lu zu sprechen, die gerade Mittagspause hatten. Wir skypten dieses Mal über unsere Laptops. Nur Chen Lu fehlte. Tiffany sagte mir, dass sie etwas Wichtiges erledigen wollte.

Zuerst sollte ich ihr ausführlich über meinen ersten Schultag berichten. Ich regte mich über alles auf. Wirklich alles. Die Ausstattung, die Lehrer, die Kantine, die graue Schule, Monika. Tiffany nickte bei letzterem. Die beiden hatten sich nie verstanden. Der Höhepunkt war aber, dass Monika ihr über Instagram geschrieben hatte, dass ich Gemeinheiten über Tiffany erzählen würde.

Ich lehnte meinen Kopf an die Wand. „How could i be so blind?"

Susanne kam ins Zimmer und fragte eher genervt: „Willst du auch einen Tee?"

Wahrscheinlich hatte Dad ihr gesagt, dass sie mich freundlich fragen sollte.

Ich nickte: „Aber komm mal kurz her."

Sie kam seufzend. „Was ist?"

Ich drehte meinen Laptop. „Meine beste Freundin wollte dich kennen lernen. Tiffany, my twin is here."

Susanne hob kurz überrumpelt die Hand. „Hi."

Tiffany war begeistert. „Wow, You are so beautiful. What was your name?"

„Thank you", antwortete meine bessere Hälfte verlegen, „My name is Susanne. Wait, i have seen you before!"

Susanne sah mich fragend an. Ich sagte ihr nicht, dass Tiffany Schauspielerin war. Sie selbst musste auch lächeln. Da fiel bei Susanne der Groschen: „You play Juliet in New York Stars! I love this series so much."

„True", antwortete Tiffany und grinste. Ich drehte den Laptop zu mir um und sagte noch: „Würdest du mir bitte einen Grünen Tee machen?"

Susanne nickte noch immer überrumpelt und ging wieder. Ich wartete noch bis sie draußen war. Tiffany meinte: „She is really beautiful. So natural."

Ich musste lachen. Plötzlich kam eine E-Mail an. „I got an E-Mail...from Chen Lu."

Tiffany stutzte und bat mich, sie vorzulesen. Ich tat es, verstand die Zeilen aber nicht sofort. Nach allem was passiert war, wollte Chen Lus Mutter nicht, dass sie noch mit mir befreundet war. Ich spürte einen Kloß in meinem Hals. Sie schrieb viel, aber im Grunde kam bei mir nur an, dass sie ihr Taschengeld einer Freundschaft vorzog. Ich wäre zu weit gegangen und sollte mehr nachdenken, was ich tue.

Tiffany sah sauer aus. Sie sagte nur noch „I'll talk to her." Dann klappte sie den Laptop zu, bevor ich sie davon abhalten konnte.

„Fuck."

Ich legte den Laptop zur Seite. Da spürte ich schon Tränen auf meiner Wange und vergrub mein Gesicht im Kopfkissen. Ich hörte die Tür und Schritte. Ich wollte mein Weinen zurückhalten, doch je mehr ich mich anstrengte, umso mehr und heftiger schluchzte ich.

„Was ist los?", fragte Susanne in einer Tonlage, die ich in diesem Moment nicht ganz zuordnen konnte, und stellte den Tee vor mir ab.

Ich blickte auf und sah verschwommen, wie sich Susanne vor mich kniete. Zitternd gab ich ihr meinen kleinen Laptop und brachte schluchzend hervor: „Ich habe eine meiner besten Freundinnen vergrault."

Susanne setzte sich an ihr Bett auf den Boden und las sich die Mail durch. Abschließend sagte sie: „Und das nennst du eine Freundin? Sie gibt sich nicht mal die Mühe, traurig darüber zu klingen."

Ich antwortete nichts darauf. Susanne war im Unrecht. Sie hatte keine Ahnung. Chen Lu war nicht so. Ihre Mutter zwang sie nur dazu.

„Entschuldige", sagte sie, „Das wolltest du bestimmt nicht hören."

Rich Girl DownWhere stories live. Discover now