Der Wettbewerb

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„Mach dich nicht verrückt", sagte Matt am Telefon ermutigend. „Du bist eine fantastische Tänzerin. Das Beste wäre jetzt ein wenig Ruhe für dich. Denk nicht an das Training, an die Choreo oder überhaupt ans Tanzen."

„Das sagen alle", murmelte ich in mein Kissen, während ich ein paar Aufgaben aus den Abschlussprüfungen der Realschule bearbeitete. Herr Pohl hatte sie uns gegeben und wollte testen, wie wir wohl abgeschnitten hätten. Susanne war schon längst fertig und zeichnete am Schreibtisch.

Matt lachte: „Dann wird's wohl stimmen." Kurz war es still, weil er wohl eine Antwort von mir erwartete. Er gab auf. „Mal was anderes. Mein Bruder Ethan lädt nächstes Wochenende über Pfingsten seine Brüder auf sein Ferienhaus in Spanien ein. Jeder mit Begleitung. Wie wär's. Miri? Du kannst auch gerne deine Schwester mitbringen."

„Ernsthaft?"

„Klar", antwortete er. Ich nahm das Smartphone runter. „Susanne hast du Lust auf ein Wochenende in Spanien?" Sie sah mich zweifelnd an und ich erläuterte: „Matt hat uns eingeladen. Nächste Woche."

Meine bessere Hälfte sah mich immer noch zweifelnd an und fragte: „Wirklich? Du machst Scherze."

„Nope", ich nahm mein Smartphone wieder hoch. „Ich sag erstmal für uns beide ja."

Matt lachte. „Gut, dann bestelle ich schon mal die Tickets. Ansonsten nehme ich Laetitia mit. Die hat noch eine Rechnung mit Chase offen."

„Stimmt, der ist ja auch da", meinte ich.

„Ja, alle Brüder." Ich konnte Matts Grinsen förmlich sehen.

Mir kam ein anderer Gedanke: „Wie sind deine Brüder so?"

„Ethan zieht gerade mit seiner Frau ein Unternehmen in der Unterhaltungsbranche hoch", erzählte Matt. „Außerdem hat er zwei Kinder. Ein Jahr und drei Jahre alt. Richard studiert noch Wirtschaft. Gerade macht er noch ein Auslandsjahr in Japan. Dort hat er gerade mit zwei Kommilitonen angefangen, ein Start-Up aufzuziehen. Sowohl Ethan als auch Richard sind also hart arbeitende Männer. Ethan ist eher konservativ, Richard ist eher offen für alles. Aber beide sind nicht annähernd so schlimm wie Chase."

„Da bin ich ja beruhigt."

Freitag wäre eigentlich meine letzte Trainingsstunde vor dem Wettbewerb gewesen, aber Nina hielt nur eine kleine Motivationsrede und entließ Emma und mich dann mit der Bitte, uns auszuruhen und uns nicht zu verletzen.

Mir war nicht danach nach Hause zu gehen, weshalb ich ein wenig durch Schneefeld spazieren ging. Am Discounter erschrak mich plötzlich ein Bellen. Da stand Opa mit seinem Dackel Friedolin und winkte mir zu.

„Hallo Miriam", begrüßte er mich mit einer Umarmung, als ich bei ihm stand.

„Soll ich dir was abnehmen?", fragte ich sofort. Er drückte mir dankbar seinen Einkaufsbeutel in die Hand. Wir redeten ein bisschen über alles, während ich Opa und Friedolin zu sich nach Hause begleitete. Ich erzählte auch von meiner Aufregung.

„Und trotzdem sprichst du wieder vom Tanzen", fasste Opa lachend zusammen. „Miri, wenn du beim Tanzen nur halb so leidenschaftlich wie bei allem anderen bist, wirst du das schaffen."

„Danke Opa", sagte ich.

„Und jetzt reden wir nicht mehr über das Tanzen", bestimmte er. „Wie läuft's denn zwischen Susanne und ihrer ersten Liebe."

„Sie ist hin und weg", antwortete ich grinsend. „Phillip ist ja auch süß zu ihr."

Opa lachte. „Warte bis zum ersten Streit. Aber wenn sie die erste Krise überstehen, werden sie bestimmt lange zusammenbleiben. Ich spreche aus Erfahrung."

Rich Girl DownWhere stories live. Discover now