Welcome to...Schneefeld?

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Ich wurde ganz unsanft geweckt, als eine aggressive Musik laut aus dem Autoradio gespielt wurde. Nina drückte erschrocken eine Taste und brachte nur raus: „Jürgen."

Ich rieb mir müde die Augen und fragte mich, wann ich eigentlich eingeschlafen war. Ein Rauschen ertönte und ich verstand, dass Ninas Autoradio mit dem Handy verbunden war. Ich hörte die Stimme meines Dads: „Hallo, meine Hübschen. Wie weit seit ihr?"

„Kurz vor Schneefeld", antwortete Nina, „Du bist noch nicht zuhause, wie ich höre."

„Nein", ich konnte Dad seufzen hören, „Es gab kurz vor Schichtende noch einen Einsatz. Ich komme erst in den nächsten Minuten hier weg. Ich kann das Abendbrot also nicht vorbereiten. Bringt unterwegs was mit? Bis dann." Dann lief wieder die Radiomusik.

„Musste ja kommen", murrte Nina, „Miriam, worauf hast du Hunger? Wir haben einen Döner, einen Chinesen und die goldene Möwe."

„Chinese", antwortete ich kurz und knapp und sah wieder nach draußen.

Nina beauftragte meine Schwester: „Susa, ruf Emma an und frage sie, was sie will."

„Wer ist Emma?", fragte ich. Dad erzählte zwar viel, aber ich hätte doch mitbekommen, wenn ich noch eine Halbschwester gehabt hätte.

„Meine Tochter", antwortete Nina.

„Und sie ist alleine zuhause?", fragte ich.

Nina lachte kurz: „Natürlich. Sie ist dreizehn und hochpubertär. Sie war lieber bei einer Freundin."

Okay, sie war definitiv nicht meine Halbschwester. Trotzdem war ich immer noch verwundert und sagte: „In Amerika steht das Jugendamt vor der Tür, wenn man Kinder alleine nach draußen schickt."

Jetzt musste Nina wirklich lachen: „Hier ist alles etwas anders. Oh, schau mal da vorne. Wir sind da."

Das Einzige, was ich sah, war ein hässliches gelbes Schild, auf dem Schneefeld – Kreis Pampaer Mitte stand. Ich sah nach Draußen. Im Gegensatz zu Berlin war hier alles etwas spärlicher beleuchtet. Die Lampen spuckten ein orangefarbenes Licht aus, der Weg ins Stadtinnere war mit kleinen Häusern gesäumt, bei denen ab und zu mal Licht in einem Fenster zu sehen war.

„Wo steht euer Haus?", fragte ich und vermisste irgendwie jetzt schon mein großes Zimmer.

„Nicht hier", antwortete Nina, „Auch wenn es schön wäre, aber ein eigenes Haus können wir uns nicht leisten."

„Oh Schock", rief Susanne übertrieben von hinten. Jetzt hatte sie ausnahmsweise mal Recht. Eine hilfreiche Antwort gab sie dennoch: „Wir wohnen immer noch in der alten Wohnung."

Ich versuchte immer noch, mir nicht die Laune verderben zu lassen: „Da habe ich wohl mehr von der Welt gesehen als du."

Susanne blieb still.

Nach ungefähr fünf Minuten hielt Nina am Markt von Schneefeld. Wir stiegen aus und ich folgte beiden in einen kleinen chinesischen Imbiss. Es war stickig und laut. Am einzigen Stehtisch standen drei junge Männer, die mich ansahen, als hätten sie ein Alien gesehen.

Passend dazu sagte der Eine: „Ey, wer is'n die Tussi bei Strolch?"

Susanne knurrte leise: „Nicht antworten."

Ich ging auf die Kerle zu: „Habt ihr irgendein Problem, Jungs?" ich konnte Susannes Schlag gegen die Stirn hören."

„Wer bist'n du?", fragte ein anderer, „Die Susi zu Strolch?"

Mir dämmerte, dass Susa als Strolch bezeichnet wurde und ich konnte mir denken warum. Ich antwortete: „So in der Art, aber ich steh nicht so auf Inzest. Und ihr drei kleinen Schweinchen bezeichnet meine Schwester besser nicht noch mal als Strolch."

Rich Girl DownWhere stories live. Discover now