War das klar?

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Harry und ich kuscheln uns vor dem Kamin aneinander. Es ist unglaublich gemütlich und ich drohe in dem Haufen Kissen und Decken zu versinken, wobei Harry mich fest in seinen Armen hält und immer wieder liebliche Küsse auf meinem Hals verteilt.
Die restlichen Snacks haben wir bei Seite geräumt, haben stattdessen einen Laptop auf einen kleinen Tisch gestellt und haben eigentlich vor einen Film zu schauen, von dem wir allerdings bis jetzt noch nicht wirklich viel mitbekommen haben.

"Louis", nuschelt Harry leise gegen meinen Hals, während seine warmen Finger unter mein T-Shirt gleiten und mir einen Gänsehaut bescheren. Sinnlich fahren sie über meinen Bauch, mein Rücken liegt auf den weichen Kissen, Erregung breitet sich in meinem Körper aus.
Seine Lippen entfernen sich von meinem Hals, fahren einmal sanft über meinen Unterkiefer. Harry richtet sich auf, sieht mich an und abermals läuft ein Schauer bei seinem Anblick durch meinen Körper.
Wie kann ein Mann nur so schön sein?
"Ich muss dich ganz schnell wiedersehen", flüstert der Lockenkopf, zieht mir mein Shirt über den Kopf und drückt mich dann zurück in die Kissen. Sofort liegen seine Lippen auf meiner Brust, ein Seufzen aus meinem Mund ist nicht zu verhindern.
Quälend langsam bahnt er sich einen Weg über meinen Oberkörper herunter zu meinem Hosenbund.
"Ich kann mir im Oktober eine Woche frei nehmen", haucht er wieder und beginnt meine Hose zu öffnen. "Ich könnte nach London kommen und-".
Ich stoppe ihn.
Schwer atmend hebe ich meinen Oberkörper an und sehe diesem wundervollen Mann in die grünen Augen.
"Harry", beginne ich, greife seine Hand und ziehe ihn zu mir. Kurz stibitze ich mir einen Kuss, genieße den Geschmack von Wein und Käse auf seinen Lippen.
"Das wird nicht funktionieren".
Ich dachte eigentlich, dass wir uns da einig sind.
Ich bin davon ausgegangen, dass wir Beide das alles gleich sehen.
Anhand Harrys verwirrten Gesichtsausdrucks merke ich aber, dass ich da falsch gelegen habe.
Sanft streiche ich ihm über die Wange. Er schüttelt kurz seinen Kopf, entfernt sich dann von mir.
Im Schneidersitz sitzt er mit ein wenig Abstand zu mir auf den Decken, die Finger ineinander verschränkt, der Blick auf seine Knie.
"Ich dachte das wäre klar", gestehe ich und bin gewillt ihn wieder an mich zu ziehen, doch irgendetwas sagt mir, dass es nicht klug wäre.
"War es das?", möchte er wissen und hebt dann doch wieder seinen Blick. "War das klar?", fragt er mich und mein Herz zieht sich bei seiner Stimme zusammen.
Seufzend fahre ich durch meine Haare.
"Wie hast du dir das vorgestellt? Wir schreiben, telefonieren und skypen, besuchen uns alle halbe Jahr mal für eine Woche und dann? Irgendwann werden die Anrufe weniger, die Besuche kommen nur noch einmal im Jahr und dann schleicht sich langsam der Kontakt aus. Sowas geht niemals gut, Harry."
Ich bin kein Mensch für eine Fernbeziehung.
"Bei uns wäre es anders", haucht er voller Hoffnung, kommt mir wieder näher und nimmt meine Hände. "Wir sind anders."
Ich schüttele meinen Kopf, hebe unsere Hände an und hauche einen Kuss auf Harrys Fingerknöchel.
"Wir wohnen über 5000 Kilometer auseinander. Wir haben Zeitverschiebung. Es....es kann einfach nicht funktionieren."
Harrys Blick senkt sich, mein Herz wird bei diesem Anblick schwer.
Vorsichtig schiebe ich mich auf seinen Schoß, lege meine Arme um seinen Nacken und fange seinen Blick auf. "Glaube mir, Harry, ich will das genauso sehr wie du, aber es ist einfach nicht möglich. Wir haben Beide so unglaublich viel zu tun, haben stressige Jobs, da kann man nicht mal eben für ein Wochenende den Kontinent wechseln. Und ich habe dich lieber in meiner Erinnerung, als mit einem gebrochenen Herzen zu leben."
Der Lockenkopf schweigt.
Sanft hebe ich sein Kinn an, küsst kurz seine Lippen und versuche aufmunternd zu lächeln.
"Ich habe lieber diese ganzen schönen Erinnerungen mit dir in meinem Kopf, dein Lächeln und dieses unglaubliche Kribbeln in meinem Körper, als vielleicht einen Streit, der entsteht, weil es über das Telefon irgendein Missverständnis gegeben hat, oder aber weil ich deinen siebten Anruf verpasst habe. Am Ende streitet man sich nur noch und dann kommt die Trennung unter bösem Blut. Das möchte ich nicht. Ich möchte nicht mit dir streiten."
Er schweigt noch immer, als ich meine Arme fest um ihn lege und mein Gesicht an seinem Hals vergrabe. "Ich möchte, dass wenn ich an New York denke, du meine Erinnerung bist. Du, der mir gezeigt hat, dass ich doch noch lachen kann und der mich wieder zu dem Louis gemacht hat, der ich vor einigen Jahren war. Ich möchte an New York denken und das Kribbeln im Bauch spüren. Ich möchte an New York denken, ohne dabei in einigen Jahren das Wort Ex-Freund zu nutzen."
"Dann dürfen wir uns einfach nicht trennen".
Seufzend richte ich mich wieder auf, umschließe sein Gesicht mit meinen Händen.
"Du weißt, dass es nicht funktionieren wird."

Harry schiebt mich von sich und verschwindet in die Küche.
Angespannt schaue ich auf das lodernde Feuer im Kamin und klammere mich an das leere Weinglas fest, als wäre es mein einziger Halt.
Die Anspannung legt sich wie ein Mantel über meine Schultern, erschwert mir das atmen.
Natürlich würde ich Harry am liebsten nicht gehen lassen. Aber Fernbeziehungen bedeuten doch immer eine Menge Drama und am Ende trennt man sich ja doch, auch wenn man vielleicht versucht hat zu kämpfen.

Der Lockenkopf lässt sich mit einer weiteren Flasche Wein neben mir nieder, schenkt kommentarlos mein Glas voll und gießt sich dann ebenfalls ein weiteres Glas ein.
"Vermutlich hast du Recht", gesteht er leise und legt seinen Kopf auf meine Schulter.
"Wenn ich ehrlich bin, bin ich auch kein Typ für eine Fernbeziehung. Ich brauche meinen Partner in meiner Nähe, möchte ihn oft sehen und nun...das geht dann einfach nicht."
Nickend nehme ich einen Schluck von dem Wein.
Auch er nimmt einen Schluck, richtet sich dann wieder auf und betrachtet den Anhänger der Kette. Ein sanftes Lächeln umschmeichelt seine Lippen und lässt mein Herz bei diesem Anblick schneller schlagen.
"Ich werde immer an dich denken, wenn ich diese Kette betrachte. Ich werde immer an den wundersamen Typen aus London denken, der es geschafft hat in nur einer Woche mein Herz zu erobern."
Meine Brust zieht sich zusammen.
Erneut nimmt Harry einen Schluck des Weines, stellt das Glas dann bei Seite und nimmt mir auch mein Glas ab, welches er neben die ganzen Decken stellt.
Er drückt mich zurück in die Decken und Kissen, beugt sich über mich, kesselt mich unter sich ein und nimmt mich mit seinen Augen gefangen.
Ich werde jede Nacht von diesen grünen Augen träumen, dass weiß ich jetzt schon.
"Lass uns diesen Abend wundervoll enden lassen.", haucht er leise, ehe seine Lippen auf meine treffen und ich meine Arme fest um ihn schlinge.
Sofort schießen sanfte Stromschläge durch meinen Körper. Ich will ihm noch näher sein. Will ihn spüren und dieses Kribbeln komplett genießen.
Nervosität mischt sich zu dem Verlangen, die Erregung breitet sich wieder aus und als ich unsere Lippen voneinander trenne, wieder seinem Blick begegne, weiß ich was ich will.
"Ich möchte, dass du mit mir schläfst", gestehe ich leise und merke, wie meine Wangen rot werden.
Etwas verwundert sieht er mich an, nickt dann aber lächelnd und möchte seine Lippen wieder auf meine legen, als ich ihn erneut stoppe und mir unsicher auf meine Unterlippe beiße.
"Es...es wäre mein erstes Mal."

Amor manet.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt