Leute! Ernsthaft?

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Wir finden recht schnell ein Geschenk für Harrys Freund und nachdem wir in einem Diner eine Kleinigkeit gegessen haben, schlendern wir weiter durch die Stadt und Harry zeigt mir einige Sehenswürdigkeiten, die die Touristen selten auf der Liste haben.
Als es dann aber immer kälter wird, beschließen wir zurück in die Wohnung zu gehen. Viel Zeit haben wir eh nicht mehr und sowohl Harry, als auch ich wollen noch duschen, bevor wir uns auf den Weg machen.

"So, da wären wir".
Einige Stunden später steigen wir aus einem Taxi. Meine Nervosität steigt ins unermessliche und trotz der klirrenden Kälte, schwitze ich.
Das Restaurant befindet sich in Harlem und macht von Außen einen noblen Eindruck. Das hingegen setzt mich noch mehr unter Druck.
"Alles wird gut", höre ich Harry neben mir, als das Taxi davon fährt und er meine Hand nimmt. Gerne würde ich mich darüber jetzt freuen, aber die Nervosität ist in diesem Moment einfach zu stark.

Hand in Hand gehen wir zum Restaurant und als Harry an die geschlossene Tür klopft, bleibt mein Herz für einen Moment stehen.
Am liebsten würde ich jetzt einfach davonrennen. Mich einfach umdrehen und dem Taxi hinterher, doch Harry hält meine Hand so fest, als wenn er eben genau dieses befürcht.
Die Tür öffnet sich und zum Vorschein kommt eine schwarzhaarige Frau. Ihre wilden Locken stehen in alle Richtungen, aber das macht sie nicht weniger attraktiv.
"Harry!".
Freudestrahlend zieht sie meinen Lockenkopf in eine Umarmung, wobei er meine Hand loslässt und ich mich noch hilfloser dadurch fühle. Als sich die beiden voneinander lösen, gleitet ihr Blick zu mir und ehe ich mich versehen kann, zieht sie auch mich in eine Umarmung, die ich etwas unbeholfen erwidere. "Und du musst Louis sein. Schön dich endlich mal kennenzulernen. Ich bin Aubrey".
Sie gibt mich wieder frei, mustert mich und zwinkert Harry dann zu. Okay?
„Kommt doch rein. Die Anderen sind schon alle da."
Auch das noch.

Erneut nimmt Harry meine Hand und wir folgen Aubrey in das Innere.
Anders als erwartet ist dieses Restaurant nicht zu nobel. Es ist industriel eingerichtet. Viel schwarzes Metall und eine Menge Holz. Es sieht gemütlich aus, geschmackvoll, doch weiter kann ich mich nicht umschauen, denn als wir in den großen Essbereich kommen, liegen verdammt viele Augen auf uns.
"Louis!".
Niall stürmt auf mich zu und zieht mich ebenfalls in eine Umarmung. Lachend drückt er mich an sich, wobei ich hilfesuchend zu Harry schaue, der sich aber nur schmunzelnd auf die Lippe beißt. Vermutlich unterdrückt er ein Lachen, während ich versuche aus Nialls Armen herauszukommen.
Viel zu fest und viel zu lange drückt er mich und als er mich dann endlich wieder los lässt, mache ich einen großen Schritt zurück.
Harry stellt sich sofort wieder neben mich, schenkt mir ein Lächeln, doch das ändert nichts an dem ekelhaften Gefühl, welches ich habe, da mich wirklich alle anstarren.
"Leute!", höre ich Gemma motzen und keine Sekunde später erscheint sie in meinem Blickfeld. "Louis ist kein seltenes Tier. Starrt ihn nicht so an. Das ist unhöflich!".
Sanft lächelt sie mich an, umarmt mich ebenfalls, allerdings nicht so kräftig und nicht so lange wie Niall. Als wir uns voneinander lösen, ist ihr Lächeln noch immer sanft. "Verurteile diese Idioten nicht. Sie sind nur alle so aufgeregt dich endlich mal kennenzulernen".
"Ja, denn wir wollen schon seit Monaten wissen, von wem unser Harry ununterbrochen redet".
Ein asiatischer Mann betritt den Raum, in seinen Händen ein großes Tablett, welches Aubrey ihm abnimmt und auf einen kleinen Tisch stellt.
Der Mann wischt sich die Hände an einer Schürze ab, reicht mir die Hand und lächelt freundlich.
"Herzlich willkommen im Laz. Ich bin Akio".
"Louis, ähm...danke für die Einladung und...uhm...Happy Birthday."
Gott, Louis.
Das hätte ich auch besser hinbekommen.
Auch Harry gratuliert Akio, reicht ihm das Geschenk und macht dann Platz, als ein weiterer Mann auf mich zu kommt und mir seine Hand reicht.
"Freut mich dich kennenzulernen. Ich bin Cameron".
Ich erwidere den Händedruck und lächele den blonden Mann an. Harry und er umarmen sich und ich bin froh, dass nicht noch mehr Menschen hier sind.
"Wie geht es Bekka?", möchte Harry wissen und dieser Cameron grinst. "Sie ist müde, vollkommen fertig mit den Nerven und ein motzendes Etwas. Aber sie ist die glücklichste Frau der Welt und das wiederum macht mich glücklich."
Harry sieht zu mir, lächelt und nimmt meine Hand.
"Bekka und Cameron sind vor drei Tagen Eltern geworden".
Stolz nickt Cameron und ich bringe ein freudiges "Herzlichen Glückwunsch" hervor, drücke Harrys Hand dabei etwas fester.
Akio erscheint wieder bei uns und drückt uns ein Glas in die Hand. Eine orange Flüssigkeit mit vielen Eiswürfeln schwappt im Glas umher. Der Asiate legt einen Arm um meine Schulter, was mich etwas verdutzt dreinschauen lässt.
"Also meine Lieben, schön das ihr hier seid, schön das wir meinen Geburtstag feiern und schön, dass wir endlich Louis kennenlernen dürfen".
Und prompt werden meine Wangen rot.

Wir setzen uns an einen großen, runden Tisch und Aubrey, sowie Akio verschwinden in die Küche.
Das Getränk ist wirklich lecker, wenn auch ziemlich stark mit Alkohol gefüllt. Ich werde mich zurücknehmen. Ungerne möchte ich betrunken sein und vielleicht dann ein paar Dinge sagen, die ich später irgendwie bereuen könnte. Immerhin kenne ich die Menschen hier nicht. Und mein Humor ist, wenn ich betrunken bin, wirklich mehr als miserabel.
Niall, Gemma und Cameron unterhalten sich angeregt über das Baby, somit haben Harry und ich einen Moment für uns. Meine Hand hat er mittlerweile losgelassen, dafür liegt sie aber auf meinem Oberschenkel. Ich bin froh über diesen Körperkontakt, es beruhigt mich ein wenig und auch wenn seine Freunde nett scheinen, bin ich noch immer unsicher.
"Das ist doch für den Anfang gut gelaufen", raunt mir mein Lockenkopf leise zu und lächelt mich an. Ich nicke, schaue dann einmal zu Gemma, Niall und Cameron, dann wieder zu Harry.
"Sie scheinen nett zu sein".
Harry nickt. "Es sind die gutmütigsten Menschen, die ich kenne".

Akio ist ein begnadeter Koch. Er hat viele unterschiedliche Kleinigkeiten auf den Tisch gestellt. Ich zähle alleine fünfzehn Tapas und ich bin mir sicher, dass ich einige vergessen habe zu zählen. Er hat alles selbstgemacht, sogar das Fladenbrot, welches es für den Humus gibt und ich schwöre mir, dass ich mit Harry irgendwann mal richtig hier essen möchte. Wenn die anderen Gerichte nur halb so gut wie die Tapas schmecken, dann bin ich im Himmel.
"Und, Louis? Wie gefällt dir New York?", möchte Aubrey wissen, während sie ein Stück Brot in Guacamole taucht. Mich schüttelt es. Avocados. Bah.
"Die Stadt ist groß", gebe ich schmunzelnd zu. "Aber verdammt beeindruckend. Es ist komplett anders als London".
Alle Anwesenden nicken, bis sich auf Nialls Gesicht ein Grinsen legt.
"Wir sind alle jedenfalls sehr froh, dass du hier bist." Erneut nicken alle und Niall legt seinen Arm um die Schulter von Gemma. "Harry war kaum zum aushalten, seit er aus Europa zurück ist."
Fragend sehe ich Harry an, als Cameron laut lacht und wild nickt. "Er hat ununterbrochen von dir geschwärmt und als du dann angerufen hast und meintest, dass du kommen würdest, da hättest du ihn mal sehen sollen". Nun lacht auch Niall auf und klatscht mit Cameron ein. "Er war wie auf Drogen. Dieses Grinsen auf seinem Gesicht sah so unnormal aus. Wirklich. Kein Mensch kann so breit grinsen."
Harry neben mir wird rot, funkelt seine Freunde wütend an. "Leute! Ernsthaft?", will er wissen, wird aber von Akio unterbrochen. "Jedenfalls, wir waren alle wirklich neugierig auf dich. Immerhin schafft es nicht jeden Tag jemand unserem Harry den Kopf zu verdrehen. Und vor allem gleich so heftig."
Brummend verschränkt Harry seine Arme vor der Brust, doch ich kann nur dumm und verliebt grinsen, meine Hand auf seine Schulter legen und ihn anlächeln. "Glaube mir, wenn du meine Freunde kennenlernst, wird sich dieses Szenario wiederholen."

Amor manet.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt