Vielleicht sind wir auch unser Für immer.

2.8K 363 24
                                    

Wir zwingen uns wirklich so viel zu essen, wie wir können, aber irgendwann passt einfach nichts mehr hinein. Mit vollen Bäuchen und einem enormen Völlegefühl zahle ich zwei Stunden später die Rechnung und weise Sam an, den Rest untereinander aufzuteilen. Bevor wir gehen, muss ich Magda versprechen so schnell wie möglich wieder zu kommen und auch Harry muss Magda dieses Versprechen abgeben.
Als wir dann das kleine Café verlassen, fühlt sich mein Magen an wie Blei, die Schritte sind eine Qual und am liebsten würde ich meine Hose öffnen, damit ich besser atmen kann.
Warum zum Geier muss ich auch so viel essen?

"Das war wirklich nett".
Harry sieht mich lächelnd an, nimmt meine Hand und wir schlendern ein paar Meter durch die Straße.
Ein kleiner Verdauungsspaziergang kann vermutlich nicht schaden. Vielleicht verteilt sich das Essen dann besser in meinem Magen und vielleicht lässt dieses schwere Gefühl nach.
Stumm laufen wir nebeneinander her, beobachten die wirre Hektik um uns herum und ich bin froh, dass ich alle Geschenke beisammen habe. Auch das für Harry, denn ich habe es nicht per Post abgeschickt, wie ich es eigentlich erst vorhatte. Ich wollte es ihm lieber persönlich geben, im Februar, wenn wir uns eigentlich das nächste Mal sehen. Da er aber jetzt hier ist, kann ich es ihm doch pünktlich zu Weihnachten schenken.
Wir laufen noch eine Weile, bis plötzlich neben mir ein Mann hektisch aus einem Laden gestürmt kommt, mich dabei anrempelt und ich ins Straucheln gerate. Er ruft ein lautes "Sorry", ehe er weiter rennt und im nächsten Laden verschwindet. Harry hat unterdessen seinen Arm um mich geschlungen, versucht mich aufzufangen und zieht mich damit gegen seine Brust.
Empört sieht er dem Mann hinterher, doch ich kann nur grinsend die Augen verdrehen.
Diese Hektik bringt doch gar nichts. Was hat er davon, wenn er jetzt zwei Sekunden eher in dem anderen Laden ist? Außer vielleicht einen Herzinfarkt?
"Alles okay?", möchte Harry wissen und sieht mich mit einem sorgsamen Lächeln auf den Lippen an. Ich nicke, drücke mich etwas enger gegen ihn und genieße die Wärme, die sich um mich herum ausbreitet. Wir bleiben in dieser Position, Arm in Arm, den Blick miteinander verschmolzen und auf einmal scheint es, als wenn die Welt um uns herum stillstehen würde.
Harrys Hand legt sich auf meine Wange, unsere Blicke verschmelzen immer mehr miteinander und ein aufregendes Klopfen macht sich in meiner Brust breit.
Wir nähern uns, unsere Gesichter sind nur noch einen Wimpernschlag voneinander entfernt und ich liebe dieses Gefühl, welches sich in meinem Inneren ausbreitet. Ein aufregendes Kribbeln, gepaart mit einer unglaublichen Wärme und tiefster Zufriedenheit. Nichts im Leben scheint mir wichtiger, als in Harrys Armen zu stehen.
Sanft berühren sich unsere Lippen, streifen fast schon schüchtern übereinander, doch ein richtiger Kuss entsteht nicht. Stattdessen legt Harry seine Stirn gegen meine, zieht mich mit seinem Arm noch enger an sich heran und nun merke ich auch seinen schnellen Herzschlag. Ihm geht es nicht viel besser als mir.
"Louis, ich-" - "Na sieht mal einer an!".
Erschrocken zucken wir zusammen, stoßen uns dabei die Köpfe und sehen dann nach links, wo ein breitgrinsender Zayn steht und uns angrinst.
"Da rennt man hier durch die Gegend und wen sieht man? Harry und Louis, wie sie knutschend auf der Straße stehen".
Ich atme frustriert aus, entferne mich ein bisschen von Harry, nicht zu weit, dennoch weit genug, dass ich Zayn besser anschauen kann.
"Was macht ihr hier? Ich habe eigentlich damit gerechnet, dass ihr bis morgen nicht aus dem Bett kommt".
"Wir waren frühstücken", kläre ich den Schwarzhaarigen auf und drücke mich wieder gegen meinen Lockenkopf. Zayn nickt, hält zwei Tüten in die Höhe und grinst. "Ich habe auch gerade Frühstück besorgt. Liam hat alle seine Mitarbeiter schon in den Urlaub geschickt und der Arme schraubt heute den ganzen Tag alleine an den Autos rum. Und da ich den Idioten kenne, wird er sicherlich vergessen eine Pause zu machen".
"Und du bringst ihm Frühstück?", möchte Harry wissen und bekommt von Zayn ein stolzes nicken.
Ja, auch Zayn und Liam können liebevoll miteinander umgehen.
"Wollt ihr mitkommen? Die Kaffeemaschine hat er mit Sicherheit angeschmissen".
Mein Blick huscht zu meinem Lockenkopf, welcher mich ansieht, lächelt und dann nickt. Ich wollte Harry eh Liams Werkstatt zeigen, warum also nicht gleich heute?

Gemeinsam mit Zayn gehen wir eine gute Viertelstunde, bis wir endlich bei der Werkstatt ankommen. Noch immer prangert der alte Name auf dem Gebäude, Liam hat ihn übernommen, da er es einfach nicht über sein Herz bringt, den Namen zu ändern. Er möchte seinem ehemaligen Chef damit die letzte Ehre erweisen und ich finde diese Geste einfach unglaublich liebevoll.
Als wir dann durch die Fluchttür des Rolltores gehen, dröhnt uns laute Musik entgegen. Liam ist nicht zu sehen, doch als wir uns einem alten Mustang nähern, erkenne ich seine Beine, die unter dem Auto hervorschauen. Zayn grinst uns an, stellt das Essen auf einen kleinen Tisch und zieht dann einmal mit einem kräftigen Ruck an Liams Knöcheln.
Mein bester Freund kommt, auf dem Rücken liegend und mit einem Schraubendreher in der Hand, unter dem Wagen hervorgerollt und sieht seinen Freund irritiert an. Doch dann wandelt sich sein verwunderter Blick zu einem breiten Lächeln. Die Beiden schreien sich irgendetwas zu, was wir allerdings nicht verstehen und kurzer Hand mache ich die Musik leiser.
"Hey ihr beiden", begrüßt uns mein bester Freund, steht von dem kleinen Rollbrett auf und fährt sich durch seine Haare.
Sein Körper steckt in einem Blaumann, darunter trägt er ein weißes Tanktop und seine Haut ist Ölverschmiert. Selbst sein Gesicht hat einige schwarze Flecken abbekommen.
"Ich habe die beiden knutschend in der Innenstadt gefunden".
Ich verdrehe meine Augen. Geknutscht haben wir nicht, vorher wurden wir ja unterbrochen.
"Kaffee?".

Mit einer Tasse Kaffee in der Hand setzen wir uns wenig später in eine kleine Sitzecke weiter hinten in der Halle. Es riecht nach Öl und diesem typischen Werkstattgeruch, doch das stört mich nicht. Wenn ich ehrlich bin, mag ich diesen Geruch sogar.
"Was verschafft mir eigentlich die Ehre?", möchte Liam irgendwann von seinem Freund wissen und sieht diesen mit einem aufregenden Lächeln an.
"Du hast doch bestimmt noch nicht gegessen und da ich dich kenne und du das sicherlich den ganzen Tag über vergessen wirst, bringe ich dir Frühstück vorbei." Zayn lächelt liebevoll und streicht seinem Freund einmal durch das Gesicht. Liam wird sofort zu Butter, sieht den Schwarzhaarigen mit einem verliebten Blick an, ehe er sich zu ihm beugt und ihm einen Kuss gibt.
Liebe ist ein wundervolles Gefühl.

Und wenn Liebe nach so vielen Jahren noch immer so intensiv ist, dann muss es einfach für die Ewigkeit halten.
Vielleicht wird es bei Harry und mir auch so.
Vielleicht sind wir auch unser Für immer.

Amor manet.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt