Heulst du?

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Noch immer vollkommen sprachlos umfasse ich sein Gesicht.
Ist das hier wahr?
Steht er wirklich vor mir?
"Du bist wirklich hier?", will ich leise wissen und merke, wie mein Herz in meiner Brust viel zu schnell schlägt. Vermutlich spring es gleich heraus, aber das ist mir sowas von egal.
"Ich bin hier", bestätigt Harry genau so leise und sieht mir liebevoll in die Augen. Auch seine Hände legen sich auf meine Wangen, beschleunigen das Herzrasen noch einmal.
"Das ist kein Traum?".
Ich kann es wirklich nicht glauben. Wenn das hier ein Traum ist, dann will ich nicht aufwachen. Ich will diesen Traum solange haben, bis Harry wirklich bei mir ist.
"Kein Traum, Love".
Benommen blinzele ich, alles in mir kribbelt, als sein Gesicht sich langsam nähert. Sanft streifen seine Lippen über die meinen, lassen ein wundervolles Knistern damit entstehen und ich schließe automatisch meine Augen.
"Kein Traum", haucht er erneut und dann spüre ich seine Lippen endlich auf mir.

Wie ein ertrinkender klammere ich mich an ihm fest. Meine Hände krallen sich in seine Jacke, während seine noch immer auf meinen Wangen liegen.
Scheiße, wie haben mir diese Lippen gefehlt. Wie hat mir dieser ganze Mann gefehlt.
Die Zeitspanne war einfach viel zu lang. Es waren einfach zu viele Wochen ohne ihn.

Seine Lippen lösen sich wieder von mir und als ich meine Augen öffne, schwebt sein Gesicht noch immer vor mir. "Glaubst du mir jetzt?", möchte er wissen und sofort nicke ich.
"Du bist wirklich hier".
Harry nickt sanft, lächelt mich an und haucht mir erneut einen Kuss auf die Lippen.
"Ich kann dich doch deinen Geburtstag nicht ohne mich feiern lassen. Außerdem müssen wir gemeinsam in das neue Jahr starten. Ich meine, was soll das denn für ein Jahr werden, wenn ich um Mitternacht keinen Neujahrskuss bekomme?".
Meine Beine werden weich und ich schmelze dahin. Das hier ist wirklich wahr, oder?

"Heulst du?"

Harry und ich zucken zusammen, bemerken erst jetzt wieder, dass wir nicht alleine sind.
Ich drehe mich in Harrys Armen um, sehe zu meinen Freunden und zu Kendall, die sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel wischt. "Nein", brummt sie, sieht uns dann aber doch gerührt an und zuckt mit den Schultern. "Das ist einfach so niedlich".

Beschämt beiße ich mir auf meine Unterlippe, ehe ich Harrys Hand nehme und ihn an den Tisch ziehe.
Lächelt sehe ich ihn an, dann wieder zu meinen Freunden.
"Liam kennst du ja", lache ich leise und sehe zu meinem besten Freund, der sich mittlerweile neben Zayn gesetzt hat und mich angrinst.
"Schön dich endlich mal richtig zu sehen und nicht nur über den Laptop", ertönt Zayns Stimme. Harry nickt lächelnd, als unsere Blicke weiter gleiten. "Das ist Joker" - "Eigentlich Xaver, aber nenn mich ruhig Joker. Irgendwie nennt mich jeder so", lacht mein Kumpel, welcher Kendall mittlerweile in seine Arme gezogen hat. "Und dieses hormonelle Chaos hier ist Kendall".
"Sorry", nuschelt die Brünette, hebt lächelnd ihre Hand und sieht mich dann an. "Ich...Louis, ich...ich habe dich noch nie so lächeln gesehen. Es...es hat mich einfach ergriffen".
Gerührt schenke ich meiner Freundin ein Lächeln, dann ziehe ich Harry auf den Stuhl neben mich.
"Ähm, ja...ich bin Harry", stellt er sich dann unnötigerweise vor und bekommt ein leises Lachen von meinen Freunden.
"Gut, Harry. Ich habe dir versprochen, wenn du nach London kommst, gehen alle Getränke auf mich. Also, was willst du trinken?". Zayn steht auf, sieht Harry grinsend an und ist erleichtert, als Harry nur ein Bier haben will und keinen teuren Whisky.

Ich kann noch immer nicht glauben, dass er wirklich hier ist.
Ich muss unbedingt wissen, wie es dazu gekommen ist und auch muss ich wissen, wie Gemma damit umgeht, dass er an Weihnachten nicht zu hause ist. Ich möchte nicht, dass sie wütend ist.

Der Abend ist einfach wundervoll.
Während ich dicht an Harry gekuschelt bin, unterhält dieser sich prächtig mit meinen Freunden. Ich hatte keine Bedenken, dass sie Harry gut aufnehmen, aber dennoch bin ich enorm erleichtert.
Vermutlich werde ich noch ein bisschen brauchen, bis mein mickriges Gehirn endlich kapiert, dass er wirklich hier bei mir ist.
"Deine Mutter lässt dir übrigens schöne Grüße ausrichten".
Ich sehe irritiert zu Liam, der grinsend einen Schluck Wein nimmt. "Ich soll dir sagen, dass ihr euch dann Heiligabend seht".
Nun bin ich noch verwirrter, wobei Liam das merkt und seine Augen verdreht. "Guck nicht so. Ich habe deiner Mutter gesagt, was passiert und dann hat sie dir die restlichen zwei Tage bis Weihnachten freigegeben. Denkst du wirklich, dass du arbeiten musst, wenn Harry herkommt?".
Ich bin wirklich baff.
Das wir zwischen den Tagen frei haben, ist normal, aber normalerweise arbeite ich noch bis Weihnachten. Selbst am 24. arbeite ich meistens noch vormittags.
Mein Blick geht zu Harry, welcher mich anlächelt und ich kann nicht anders und muss dieses Lächeln sofort erwidern. Es ist verdammt ansteckend.

Die Gespräche gehen weiter, doch ich höre nicht mehr zu. Ich kann mich nur noch auf meinen wunderhübschen Freund konzentrieren.
Ich kuschele mich noch ein wenig enger an ihn, möchte am liebsten in ihn reinkriechen, so nahe will ich ihm sein.
Ich verflechte unsere Finger miteinander, hauche ihm einen Kuss auf den Handrücken und kann einfach wirklich nicht glauben, dass er neben mir sitzt.
Er ist wirklich hier, bei mir und das für - keine Ahnung. Auf jeden Fall bis Neujahr.

"Heulst du schon wieder?", erklingt die Stimme von Joker und lässt mich aus meinen Gedanken hochschrecken. Kendall drückt ihr Gesicht in die Halsbeuge ihres Freundes, schnieft einmal und sieht dann mit wässrigen Augen in die Runde.
"Schaut euch doch mal Louis' Lächeln an. Verdammt, Lou, so habe ich dich noch nie gesehen. Ich wusste nicht, dass du so glücklich aussehen kannst."
Ich bin gerührt, schenke meiner Freundin ein Lächeln, ehe ich meinen Lockenkopf ansehe und stumm einen Kuss einfordere.
"Ich finde, wir sollten nach hause gehen."

Amor manet.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt