W...was?

2.1K 357 23
                                    

Ich mache ganze zwei Stunden eher Feierabend. Bevor ich nach Hause gehe, habe ich noch einige Dinge zu erledigen und ich hoffe, dass Harry noch nicht zu Hause ist, wenn ich ankomme.
Einen genauen Plan habe ich für den heutigen Abend nicht, aber das ist okay so. Vielleicht lasse ich mich einfach von meiner Intuition leiten. Meistens kommt es ja eh anders.

Vollgepackt betrete ich eine dreiviertel Stunde später meine Wohnung und atme erleichtert auf, als ich Harry nicht sehen kann. Auch als ich lausche, höre ich keinen Mucks und innerlich bete ich, dass er noch mindestens eine halbe Stunde wegbleibt.
Ich beeile mich, dekoriere das Wohnzimmer und schaffe es dann tatsächlich noch schnell unter die Dusche zu springen. Als ich gerade die letzte Kerze angezündet habe und das Licht dämme, geht meine Wohnungstür auf.
Perfektes Timing.

"Love?".

Überrascht bleibt Harry stehen, als er die ganzen Kerzen sieht und seine Augen huschen durch den Raum, ehe sie an mir hängen bleiben. "Hi". Unsicher lächele ich und strecke meine Hand nach ihm aus. Ein sanftes Lächeln umspielt seine Lippen, als er die Tüten in seiner Hand einfach fallen lässt und auf mich zukommt. Meine Hand ergreift seine, zieht ihn eng an mich heran und ich bekomme unheimliches Bauchkribbeln.
"Was wird das hier?", möchte er wissen, sieht sich noch einmal um und trifft dann wieder meinen Blick. Ich hingegen sage nichts, ziehe ihn auf das Sofa und deute auf das angerichtete Essen.
"Ich hoffe, du hast Hunger? Gekocht habe ich es nicht selbst, aber ich dachte, chinesisches Essen sollte man eh lieber in einem Restaurant holen". Begeistert nickt mein Lockenkopf. "Wein?". Erneutes Nicken.
Während ich den Wein einschenke, zittern meine Hände. Ich bin unglaublich nervös und eigentlich ist mir gar nicht nach Essen. So wie mein Bauch kribbelt und sich mein Magen zusammenzieht, bekomme ich sicherlich keinen Bissen herunter.
"Womit habe ich das verdient?".
Lächelnd reiche ich Harry das Weinglas und werde noch nervöser, als ohnehin schon.
Ich antworte nicht, halte ihm mein Glas entgegen, wir stoßen an und trinken einen Schluck. Dann beginnen wir zu essen und mein Lockenkopf bekommt dieses glückliche Lächeln nicht vom Gesicht. Er liebt Romantik, das habe ich spätestens bei Liams Antrag gemerkt. Und wenn er Romantik liebt, dann soll er diese auch bekommen. Wenn ich könnte, würde ich ihm den Mond vom Himmel holen und selbst dann wäre es noch nicht annähernd genug. Er verdient so viel mehr. Er verdient alles.
Wenig später sind die Teller leer, die Bäuche voll und wir sitzen aneinander gekuschelt auf dem Sofa, über uns eine Wolldecke. Die Weingläser stehen griffbereit, doch trinken tun wir gerade nicht. Vielmehr genieße ich die sanften Streicheleinheiten auf meinem Kopf, die wundervolle Wärme, die von Harry ausgeht und das Kribbeln, welches mittlerweile meinen kompletten Körper eingenommen hat.
Irgendwann jedoch erinnere ich mich an meinen Plan, weshalb ich mich aus Harrys Armen schäle und mich etwas aufrichte. Neugierig werde ich angesehen und ich muss das starke Herzflattern irgendwie in den Griff bekommen. Himmel Herr Gott. Ich benehme ich ja beinahe so, als wenn ich ihm einen Antrag machen wolle. Kaum auszudenken, wie ich mich dann erst fühle, wenn es jetzt schon so stark ist.
"Ich liebe dich", beginne ich, meine Stimme leise. Harry nickt lächelnd, möchte etwas erwidern, doch ich schüttele schnell meinen Kopf und greife nach seinen Händen. Ich verknote unsere Finger ineinander, beginne an seinen Ringen zu spielen und atme innerlich tief durch.
"Ich liebe dich von ganzem Herzen, Hazza. Ich weiß nicht, was es ist und wie du es gemacht hast, aber ich kann einfach nicht mehr ohne dich." Mein Lockenkopf drückt meine Hände, mustert mich wachsam.
"Aber so wie es jetzt ist, kann es einfach nicht bleiben. Ich...ich kann das mit der Entfernung nicht. Jedes Mal, wenn wir uns voneinander verabschieden müssen, dann stirbt ein Teil in mir und das ist auf Dauer nicht gut."
"W...was?". Geschockt weiten sich Harrys Augen und genau in diesem Moment wird mir klar, wie das gerade klang.
Schnell schüttele ich meinen Kopf und hauche Harry einen Kuss auf die Hand. "Ich will dich nicht verlassen, Sun".
Zögerlich nickt mein Freund, bleibt allerdings misstrauisch. Ich kann es an seinem Blick erkennen. Zwar ist er noch liebevoll, doch ein gewisser Hauch von Achtsamkeit liegt in den wundervollen, grünen Augen.
"Jedenfalls kann es so nicht weiter gehen, weshalb ich mir etwas überlegt habe."
Gleich wird mein Herz vollkommen den Geist aufgeben.
Hoffentlich gefällt ihm meine Idee. Ich weiß nicht, was ich machen soll, wenn er es nicht gut findet.
Erneut hole ich tief Lust, sehe ihm tief in die Augen.

"Ich würde gerne zu dir nach New York ziehen."

Amor manet.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt