In wie Fern?

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Ganze vier Tage länger als geplant bleibe ich bei Harry.
Vier Tage, voller Zweisamkeit, vielen Küssen und noch mehr intimen Momenten. Wir sind volle Kanne verliebt und das zeigen wir auch. Zwar können wir nicht vor die Tür, zumindest nicht die meiste Zeit, da die Schneemassen es erst an meinem letzten Tag in New York zulassen, aber die gemeinsame Zeit in der Wohnung ist eh schöner.
Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals glücklicher und zufriedener mit meinem Leben war. Ich komme aus dem Schwärmen für diesen Mann nicht mehr heraus - will ich auch gar nicht. Er ist einfach wundervoll und das sage ich ihm jede freie Sekunde.

Als dann allerdings die Flughäfen wieder freigegeben werden, wird es für mich Zeit nach Hause zu fliegen und auch wenn ich weiß, dass dort ein Haufen Arbeit auf mich wartet, möchte ich am liebsten weiter hier bleiben.

Der Abschied am Flughafen ist furchtbar.
Harry und ich können uns kaum voneinander lösen, als mein Flug aufgerufen wird. Aber wie soll das auch möglich sein? Jetzt, wo wir uns endlich gefunden haben und zusammen sind?
Wie soll man von jetzt auf gleich die Wolke Sieben verlassen und seinen geregelten Alltag nachgehen, während das Herz sich nach dieser Person verzehrt?
Das werden harte Wochen - Monate.
Wir haben darüber gesprochen. Haben unsere Terminplaner durchwühlt, doch wir werden es nicht schaffen, uns vor Februar wiederzusehen.
In wenigen Wochen ist Weihnachten, dann Neujahr und im Januar haben wir beiden unendlich viele Termine. Harry muss viel reisen und auch ich habe einige Begleitungen für Shootings. Leider ist keines dabei, wo auch Harry sein wird und das trübt die Stimmung nur noch mehr.

Als ich Stunden später in London lande, schreibe ich ihm sofort. Bei ihm ist es mitten in der Nacht und doch bekomme ich sofort eine Antwort.
Er vermisst mich.

"Na sieh mal einer an".
Liam kommt grinsend auf mich zu, zieht mich in seine Arme und sieht mich dann mit einem tadelnden Blick an. "Warum muss ich von Niall erfahren, dass du endlich Eier in der Hose gezeigt hast und du und Harry jetzt zusammen seid?". Schmollend schiebt mein bester Freund seine Unterlippe nach vorne und prompt fällt mir auf, dass ich da wohl etwas entscheidendes vergessen habe.
"Es tut mir so Leid, Li. Ich...ich hätte dich anrufen sollen, aber-" - "Du hast mit deiner rosaroten Brille und dem ganzen unglaublichem Sex einfach vergessen, dass ich existiere."
Sein Grinsen zeigt mir, dass er mir nicht wirklich böse ist und als er mir dann lachend auf die Schulter klopft, bin ich erleichtert. "Schon gut, Louis. Ich an deiner Stelle hätte auch nicht an meinen besten Freund gedacht. Als Zayn und ich zusammen gekommen sind, sind wir ja auch nie aus dem Bett gekommen." Schmunzelnd gehe ich neben ihm Richtung Ausgang. "Du meinst, seit ihr zusammen seid." Grinsend zwinkert mir mein bester Freund zu, zeigt dann auf sein Auto. "Du hast ja jetzt die gesamte Autofahrt Zeit mir alles genau zu erzählen."

~~**~~

Schneller als mir lieb ist, hat mich mein Alltag wieder.
Es ist verdammt viel liegen geblieben und so schaffe ich es kaum vor neunzehn Uhr aus dem Büro.
Harry und ich telefonieren jeden Abend miteinander. Mein Highlight des Tages und noch besser ist es, wenn wir skypen oder einen FaceTime-Anruf machen.
Er fehlt mir schrecklich. Sein Lächeln, seine Grübchen und seine körperliche Nähe.
Es fühlt sich an wie ein kalter Entzug, grausam und einfach unmenschlich und zeigen mir die Schattenseiten des verliebt seins.

"Wie war dein Tag?", möchte ich auch an diesem Abend wissen und mache es mir auf meinem Bett bequem. Es ist spät hier in London, bei Harry scheint noch die Sonne und er sitzt in seiner Küche, auf einem Barhocker und trinkt einen Tee.
Gerne wäre ich jetzt neben ihm.
"Ich war bei Gemma und Niall", erklärt mir mein Lockenkopf und nippt an seiner Tasse. "Ich soll dich grüßen." Ich nicke, setze mich etwas aufrechter hin und mustere ihn. "Alles okay?". Er wirkt nachdenklich und sofort mache ich mir Sorgen. Ich komme nicht umher, binnen eines Wimpernschlages den Gedanken zu haben, dass es an mir liegt. Grausige Gedanken, die aber wohl in einer Fernbeziehung noch öfter auftreten werden.
"Ja...nein....keine Ahnung". Er lacht, doch es ist unsicher und meine Alarmglocken schrillen. "Was...was ist los?". Er seufzt, fährt sich einmal durch die Haare und sieht mich dann an. Mein Herz schlägt schneller, wobei ich nicht weiß, ob es vor Freude oder Angst ist.
"Irgendwie waren die beiden komisch."
Erleichtert atme ich aus.
Es liegt also nicht an mir.
Scheiß Gedanken, scheiß Kopf.
"In wie Fern?", hinterfrage ich und sehe ihn neugierig an. Er ist so hübsch.
"Ich weiß nicht. Eigentlich war alles wie immer. Wir haben zusammen gegessen, ich habe eine Flasche Wein mitgebracht...alles gut. Nur irgendwie war die Stimmung seltsam. Die beiden hatten zwar gute Laune, aber ich glaube die verheimlichen mir etwas. Gemma hat sich total seltsam benommen."
Er wirkt sichtlich geknickt und am liebsten würde ich ihn jetzt in meine Arme nehmen und ihn küssen. Ihm sagen, dass er sich keine Gedanken machen muss.
"Vielleicht hatten sie vorher einen Streit?".
Harry zuckt mit den Schultern, schenkt mir dann ein Lächeln. "Ist ja auch egal. Wenn was ist, dann sagen sie es schon irgendwann. Lass uns unser Gespräch nicht mit so etwas verschwenden."

Wir unterhalten uns über die Arbeit, über Harrys neues Set und meine Aufträge.
Zwei Stunden unterhalten wir uns über Gott und die Welt, während ich immer müder werde.
Mittlerweile ist es Mitternacht und eigentlich muss ich morgen früh aufstehen.
Sehr früh.
"Du fehlst mir", höre ich die leise Stimme meines Lockenkopfes und sehnsüchtig sehe ich auf meinen Laptop. "Du mir auch". Mein Herz wird schwer und mit traurigem Blick sehe ich in die wundervollen Augen. "Du weißt gar nicht, wie gerne ich dich neben mir hätte".
Harry nickt, als er plötzlich breit grinst und damit wieder meine volle Aufmerksamkeit bekommt.
Fragend sehe ich ihn an. "Stell deinen Laptop auf deinen Nachttisch.
Verwirrt mache ich das, was er mir sagt und stelle meinen Laptop neben mich auf den kleinen Tisch.
"Ich nehme dich mit", erklärt er, geht seine Treppen hinauf und legt sich wenig später in sein Bett. Er stellt den Laptop neben sich, legt sich hin und grinst mich noch immer an.
"Jetzt können wir nebeneinander schlafen."

Amor manet.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt