Was hat Liam nur vor?

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Jetzt sind schon zwei weitere Tage vergangen und ich befinde mich noch immer in dieser kleinen, muffigen, maroden Hütte. Liam kommt dreimal am Tag und gibt mir was zu Essen. So langsam sehne ich mich nach einer schönen warmen Dusche und frisch gewaschene Kleidung. Ich frage mich schon seit Tagen warum mich niemand findet. Auch im Wald sind doch manchmal Menschen, die wandern oder jagen gehen. Gibt es nicht auch so eine Art Förster? Muss er nicht mal hier vorbei schauen? So langsam habe ich die Hoffnung darauf aufgegeben, dass hier noch irgendjemand vorbei schaut. Um Hilfe schreie ich auch nicht mehr, es ist hoffnungslos und meine Stimmenbänder will ich mir auch nicht unnötig zerstören. Die Tage verbringe ich mit totaler Langeweile und mit dem Anschauen der maroden Wand, an dem uralte Bilder in schwarz weiß hingen. Auf einen Bild sah man eine junge Frau in einen wunderschönen langen Kleid und einen jungen Mann im Anzug und einen schwarzen Zylinder. Sie hielten sich an den Händen und lächelten sich glücklich an. Sofort musste ich an Jack und mich denken. Ich vermissen ihn so sehr. Ich will bei ihn sein und ihn im Arm nehmen, ihn sagen, dass alles wieder gut wird. Ich will in der schweren Zeit bei ihn sein und ihn beistehen. Wäre ich doch niemals aus den Krankenhaus gegangen ohne vorher mit ihm zu reden. Aber das bringt jetzt auch nichts. Jetzt ist es so wie es ist und ich kann daran nichts mehr ändern.

"Na und wie geht es dir heute?", entgegnte Liam als er in die Hütte kam.

"Wie soll es mir hier schon gehen?", fragte ich ihn genervt.

"Ich weiß, dass du was anderes gewöhnt bist aber hier wirst du es wohl noch eine Weile aushalten", hörte ich ihn daraufhin sagen.

"Was heißt denn hier bitte eine Weile? Liam ich will endlich wieder nach Hause. Ich sage auch nichts, versprochen", erwiderte ich und nahm ein Brot was er mit reichte entgegen.

"Süße, so blöd bin ich nun auch nicht. Du würdest alles sofort Jack sagen. Außerdem hat er sich bald wieso vergessen", sagte Liam grinsend. Wie meint er denn jetzt das? Ich verstehe gerade gar nichts mehr. Jack und ich lieben uns über alles. Er würde mich doch nicht schon nach ein paar Tagen vergessen.

"Das denkst auch nur du. Wir lieben uns", entgegnete ich sicher.

"Ja das denke ich und ich bin mir auch ziemlich sicher. Meine Eltern treten zurück und übergeben den Tron an Jack", erwiderte Liam daraufhin.

"Und wo ist jetzt das Problem?", fragte ich verwirrt nach. Warum sollte mich Jack dann vergessen? Nur weil er dann viel unterwegs ist? Nein das kann ich mir nicht vorstellen.

"Das Problem ist, dass er verheiratet sein muss, wenn er den Tron entgegen nimmt und da du in nächster Zeit nicht zurück kommen wirst, muss er sich wohl oder übel eine neue Frau suchen", sagte er lachend. Ich konnte es nicht fassen, was er gerade von sich gegeben hat. Jack würde doch niemals jemand anderes suchen, wenn er nicht weiß wo ich mich befinde. Oder etwa doch? Es wird doch von ihm verlangt, sonst kann er nicht König werden. Aber wäre ich bereit zu heiraten? Ich bin doch noch so jung und habe mein ganzes Leben noch vor mir. Aber eigentlich hätte ich damit rechnen müssen, dass ich irgendwann Jack heiraten müsste. Aber ich habe nicht so früh damit gerechnet. Nun wird er wie es aussieht eine andere Frau suchen. Schon die Vorstellung, dass Jack eine andere heiratet macht mich schon ganz traurig. Wie konnte es nur so weit kommen?

"Das wird er niemals machen. Er wird nicht aufgeben mich zu suchen", erwiderte ich jetzt etwas lauter.

"Er hat deinen Abschiedbrief bekommen", entgegnete er grinsend.

"Was für ein Abschiedsbrief? Liam was hast du gemacht"?, fragte ich ihn entgeistert. Was hat er nur gemacht? Einen Abschiedsbrief? Denkt Jack jetzt, dass ich mich umbringe oder ihn verlasse? Nein er muss doch wissen, dass ich es in seiner Situation niemals machen würde.

"Dort steht drin, dass dir alles zu viel wird und du einfach nicht mehr kannst. Es hat dich alles überfordert und das er nicht nach dir suchen soll", hörte ich Liam sagen. Das kann doch nicht sein ernst sein! Er kann doch nicht einfach was schreiben und dann meinen Namen drunter schreiben. Sowas ist doch strafbar. Jetzt ist es wohl hoffnungslos. Niemand wird mich suchen! Niemand wird mich hier tief im Wald finden.

"Na da guckst du. Ich habe also alles geklärt", fügte er noch hinzu.

"Soll ich jetzt glücklich darüber sein? Liam du zerstörst mein ganzes Leben", entgegnete ich sauer.

"Das stimmt doch gar nicht. Du wärst mir meinen Bruder niemals glücklich geworden. Du brauchst jemand der jeder Zeit für dich da ist und dich mit Händen trägt", sagte Liam und kam mir näher.

"Redest du gerade von dir"?, fragte ich ihn.

"Zum Beispiel. Ich wäre eine bessere Wahl", entgegnete Liam und setzte sich neben mir aufs Bett.

"Liam wie oft denn noch, ich liebe nur Jack. Wenn dir irgendwas an mir liegen sollte dann lass mich jetzt endlich frei", sagte ich ehrlich. Entsetzt sah er mich an.

"Wie kannst du es jetzt nur sagen? Nach alldem was ich für dich getan habe", hörte ich ihn dann sagen. Was er alles für mich gemacht hat? Ich kann mich an nichts positives erinnern.

"Du hast mir nur mein Leben zerstört! Liam was ist nur aus dir geworden. Du warst doch am Anfang nicht so. Lass mich doch einfach frei dann kann ich dir helfen", flehte ich ihn erneut an.

"Ich brauche keine Hilfe!", sagte er streng und sah mir in die Augen. Er machte mir Angst. So hat er mich noch niemals angesehen. In seinen Augen ist nur Hass und Enttäuschung zu erkennen. Ich geriet in Panik. Er kann alles mit mir machen, ich bin ihn gefesselt ausgeliefert. Ich fing an, an den Fesseln zu ziehen. Ich nahm all meine Kraft zusammen. Meinen ganzen Körper setzte ich ein. Ich zappelte wie eine Bekloppter aber das war mir in diesen Moment egal. Ich habe Angst vor Liam. Er ist unberechenbar. Er hat seinen eigenen Vater angeschossen auch wenn es Jack treffen sollte. Er hat noch nicht einmal ein schlechtes Gewissen, dass ist doch nicht mehr normal.

"Hope beruhig dich doch mal. Du verletzt dich doch noch selber", sagte er besorgt und sah sich meine Blut unterlaufene Handgelenke an.

"Nein ich werde mich bestimmt nicht beruhigen. Du bist total krank", rief ich und versuchte mich weiter zu befreien. Dieses Mal werde ich nicht so schnell aufgeben. Die Schmerzen unterdrückte ich. Dann geschah das was ich nie für möglich gehalten habe. Liam setzte sich auf meinen Körper um mich zu beruhigen und hielt meine Hände zusammen. Die Panik stieg und mein Herz fing an zu rasen. Ich dachte schon, dass es aus meiner Brust springt. Was hat Liam denn jetzt nur vor oder will er mich nur beruhigen? Er sah mich mit einen Blick an den ich nicht deuten konnte. Aber auf jeden Fall machte er mir Angst.

SchicksalsfügungWhere stories live. Discover now