Gefühlschaos

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Es liegt eine bedrückende Stimmung in der Luft. Es gibt zwei verschiedene Szenarien, die sich gleich abspielen können.

Erstens: Dirk hat die OP überlebt und kann sich in Ruhe erholen, um weiter regieren zu können.

Zweitens: Dirk hat die OP nicht überlebt und das Leben aller Anwesenden wird sich schlagartig ändern. Das Volk fällt in tiefer Trauer und nichts wird jemals so wie vorher.

Ich versuche das Gesicht des Arztes zu deuten. Aber seine Mimik ist ausdruckslos. Es gibt keinerlei Anzeichen dafür, wie das Gespräch laufen wird. Mit zitternden Knie sehe ich den Arzt an. Gerade als er seine Lippen bewegt, sehe ich im Augenwinkel wie Carlas Beine nachgeben. Kurz bevor sie auf den Boden fällt, fängt Jack sie auf. Dann geht alles ganz schnell. Zusammen mit dem Oberarzt wird Carla in ein Krankenzimmer gebracht, sofort bekommt sie ein Beruhigungsmittel und schläft nun ruhig. Die letzten Stunden haben ihr einfach zu sehr zugesetzt.

"Jack, egal was gleich passiert, ich werde immer für dich da sein und dich in allem unterstützen", sagte ich mit zittriger Stimme und drücke seine Hand. Daraufhin sieht er mich. Sein Anblick versetzt mir ein Schlag mitten ins Herz. Jack hat glasige Augen und dazu noch blaue angeschwollene Augenränder. Wenn ich ihm nur den Schmerz nehmen könnte.

"So Ihre Mutter, die Königin ruht sich nun aus. Passt es Ihnen nun oder soll ich später wieder kommen für das Gespräch?", höre ich den Arzt plötzlich sagen. Danach steht Jack vom Wartestuhl auf. Ich mache es ihm gleich und erhebe mich.

"Prinz Jack die Operation verlief soweit gut. Allerdings gab es eine Komplikation, sodass wie den König ins Koma versetzen mussten. Aber die Chancen auf ein schneller Erwachen stehen sehr gut. Sein Körper hat viel Blut verloren. Das Koma ist die beste Möglichkeit das sich sein Körper von den Strapazen erholt", entgegnet der Oberarzt. Erleichtert atme ich aus. Ich habe gar nicht gemerkt, dass ich meine Luft angehalten habe.

"Vielen Dank Herr Dr. Steinbrinck", erwidert Jack und reicht ihm dankend seine Hand.

"Das sind doch gute Neuigkeiten. Dirk wird es schaffen", sage ich an Jack gewandt.

"Hope das sind keine gute Nachricht für unser Volk. Niemand weiß ob der König jemals wieder aufwachen wird. Ja klar macht der Oberarzt uns Hoffnung, es geht immerhin um den König. Aber es gibt so viele Menschen, die nicht aus dem Koma erwacht sind", höre ich Jack wehmütig sagen.

"Aber dein Vater ist stark und wird es schaffen", entgegne ich.

"Ich kann jetzt aber nicht wie ein Sohn denken. Nun ist meine Aufgabe vorübergehend ein Volk zu regieren", äußert sich Jack. Auf diese Aussage war ich nicht vorbereitet. Aber ich verstehe seine Sichtweise. Er ist für die Position als König erzogen worden. Früher oder später wird Jack reagieren.

"Ich verstehe", sage ich lediglich. Es ist schade, dass er in diesem Moment nur aus der Sichtweise eines Königs redet. Immerhin sind wir zwei unter uns. Bei mir muss er nicht den Monarchen raushängen lassen. Bei mir kann er er selber sein, so wie er es immer geliebt hat. Aber dieser Attentat hat ihn verändert.

"Schatz lass uns morgen über alles reden. Ich bin fix und fertig", höre ich ihn sagen bevor er ins Zimmer seines Vater geht. Total alleine gelassen gelassen, stehe ich nun im Krankenhausflur. Lediglich die zwei Bodyguards beobachten mich. Ich beschließe mich zu setzen und mein Handy anzuschalten. Nachdem es gefühlt tausend Mal geklingelt hat, habe ich es einfach aus geschaltet. Ich war einfach zu aufgewühlt um mit Jemanden zu reden.

Insgesamt habe ich über 100 Benachrichtigungen. Meine leiblichen Eltern aus Deutschland haben mich versucht zu erreichen. Ebenso meine Oma und meine Freunde Ayla, Sarah und Chris. Gerade als ich die Nachrichten grob überfliege, ruft Taylor an. Vor lauter Schreck hätte ich mein Handy fast fallen gelassen.

"Hey Taylor", melde ich mich dann zu Wort. Meine Stimme hört sich irgendwie so fremd und weit weg an.

"Mensch Hope! Endlich gehst du mal an deinem Handy. Ich bin so froh, deine Stimme zu hören. Nachdem ich von dem Anschlag gehört habe, mache ich mir die größten Sorgen", plappert Taylor drauf los.

"Mir geht es gut", sage ich zitternd.

"Das hört sich aber ganz anders an Hope. Los erzähl schon wie es dir wirklich geht. Ich bin es doch nur", erwidert Taylor einfühlsam. Sie hat recht, ich brauche Jemanden zum reden.

"Es ging alles so schnell gerade habe ich einen Mietvertrag für meine Geschwister unterschrieben und plötzlich bekomme ich von Paul die Nachricht, dass es einen Anschlag gab. Du glaubst gar nicht wie mein Herz plötzlich aufgehört hat zu schlagen. Ich hatte so unglaubliche Angst Jack zu verlieren", fange ich an zu schluchzen.

"Süße ich würde dich so gerne in den Arm nehmen, um dich zu trösten. Aber Jack geht es doch gut oder?", erwidert sie daraufhin.

"Ja er ist unversehrt. Er hat mich noch nicht einmal angerufen als es geschehen ist. Das war wie ein Schlag mitten ins Gesicht. Nie würde ich vergessen ihn anzurufen, wenn so etwas ist meiner Familie passiert wäre. Ich möchte ihn doch dann bei mir haben", schluchze ich weiter.

"Hope nimm es bitte nicht zu ernst. Jack ist nun mal kein Normalo. Nach so einer Tat gibt es sicher Richtlinien an denen er sich halten muss. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es seine Absicht war dich zu verletzen. Er liebt dich Hope, das sieht jeder Blinde", höre ich Taylor aufmunternd sagen. Vielleicht hat sie recht. Ich sollte da jetzt nicht so viel hineininterpretieren.

Plötzlich öffnet sich die Zimmertür von Dirk, sodass ich meine Tränen wegwische. Jack sieht noch fertiger aus als vorher. Er braucht dringend Schlaf.

"Taylor ich muss auflegen. Dankeschön für deine lieben Worte. Ich melde mich", entgegne ich und lege auf. Zusammen mit Jack und einigen Bodyguards für unseren Schutz machen wir uns auf den Weg nach Hause. Unterwegs rufe ich Liam an, um ihn die neustens Erkenntnisse zu berichten. Bei ihm gibt es auch noch nichts Neues in Bezug auf den Täter. Als wir daheim sind, machen wir uns nur noch auf den Weg ins Bett. Ohne uns umzuziehen, schlafen wir Arm in Arm ein.

Von einem plötzlichen Tritt werde ich aus meine Tiefschlag gerissen.

SchicksalsfügungWhere stories live. Discover now