Eine schreckliche Vermutung

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Eine ganze Weile beobachte ich das Geschehene. Die Bodyguards schauen mich hin und wieder verwirrt an. Was sie sich wohl denken? Ich stehe hier und beobachte Jack und seine Mutter, wie sie am Boden zerstört sind.

Ich verstehe immer noch nicht wie so etwas passieren konnte. Wer kann Dirk nur so etwas antun? Ich verstehe es einfach nicht, er könnte nicht einmal eine Fliege was zur Leide tun und jetzt wird er einfach angeschossen. Was wenn die Kugel gar nicht ihm galt? Was wenn sie Carla, Jacks Mutter galt. Aber warum dann sie? Ich habe keine Ahnung warum jemand ein unschuldigen Mensch anschießt. Ich kann nur hoffe, dass Dirk es schafft. Er muss es einfach schaffen. Er war einer, der immer zu mir gestanden hat. Der immer zu mir gehalten hat. Er war derjenige der mit Tipps gegeben hat. Ich kann doch nicht noch einen geliebten Menschen verlieren. Nein das würde ich nicht ertragen. Ich würde es nicht noch einmal schaffen. Damals als Sandra gestorben ist, war es nicht leicht wieder ins Leben zurückzufinden.

Ich beschließe erst einmal wieder zurück zum Schloss zu gehen. Hier kann ich nichts machen. Außerdem bin ich nicht willkommen. Also nehme ich dieses Mal den Hinterausgang. Darüber hinaus ziehe ich mir noch eine Mütze auf, damit mich nicht jeder gleich erkennt.

Ich laufe ziellos durch die Straßen. Eigentlich hatte ich vor zurück zum Schloss zu gehen aber was hätte ich dort machen sollen. Alle sind in großer Trauer. Ich hasse es wenn alle traurig sind.

Hat die Polizei den Täter eigentlich schon gefasst? Ich hoffe doch, so ein Mensch darf nicht auf freien Fuß sein. Was soll ich jetzt nur machen? Kann mein Leben nicht einmal reibungslos verlaufen? Immer muss irgendwas geschehen, was alles wieder kaputt macht. Gerade als ich dachte, dass sich alles zum positiven wandelt, passiert so etwas.

Plötzlich klingelt mein Handy. Schnell krame ich es aus meiner Tasche und gehe einfach ran ohne zu schauen wer es ist.

"Hope von Weiden", nehme ich den Anruf entgegen.

"Hope ich bins. Warum bist du nicht zu uns gekommen? Die Bodyguards haben gesagt, dass du hier im Krankenhaus warst", entgegnet Jack am anderen Ende der Leitung. Ihn habe ich jetzt nicht erwartet.

"Ich habe gedacht, dass ich störe. Wenn du mich gebraucht hättest, hättest du mich angerufen", erwidere ich.

"Hopes was soll das denn schon wieder? Es tut mir Leid, dass ich dich nicht gleich angerufen haben. In den ganzen Trubel habe ich es einfach vergessen. Aber das heißt doch noch lange nicht, dass du störst", sagt Jack. Er hat es also vergessen mich anzurufen. Also ich würde ihn sofort anrufen, wenn so etwas passieren sollte, denn ich würde ihn an meiner Seite brauchen, gerade in so einer Situation.

"Ja ist jetzt auch egal", entgegne ich, da ich nicht weiß was ich darauf antworten soll. Ich habe gerade echt keine Lust auf Streit.

"Nein finde ich nicht. Wo bist du jetzt eigentlich?", fragt er mich plötzlich.

"Ich gehe spazieren, damit ich den Kopf frei bekommen kann", entgegne ich.

"Dann komm jetzt sofort zurück ins Krankenhaus!", sagt Jack jetzt lauter. Was ist denn mit dem los? Darf ich jetzt nicht einmal spazieren gehen?

"Jack schrei mich nicht so an!", entgegne ich.

"Ich schrei dich nicht an. Ich mache mir nur Sorgen um dich und bitte dich schnell hierher zu kommen. Der Täter läuft noch frei rum, da ist es wohl berechtigt, dass ich mir Sorgen um dich mache", sagt Jack und auf einmal geht mir ein Licht auf, warum er sich so verhält.

"Ich denke nicht, dass der Täter noch einmal zuschlägt dann muss er die königliche Familie schon hassen", entgegne ich.

"Sag mir wo du bist und ich schicke dir Jemanden der dich abholt. Ich will, dass du sofort zu mir kommst!", sagt Jack langsam wütend. Ich nenne ihn die Straße, wo ich mich befinde und schon legt er auf. Natürlich muss er vorher noch sagen, dass ich schön stehen bleiben soll. Als wenn ich einfach weiter laufen würde.

Ich setze mich inzwischen auf einer nahelegende Bank und warte ungeduldig. Warum kann die Polizei den Täter nicht fassen? Ich verstehe es nicht. Sie müssen doch wissen wer auf Dirk geschossen hat.

Dann hält plötzlich ein Wagen neben mir. Ein Fenster wird runtergelassen und ich sehe Liam, Jacks kleiner Bruder im Wagen sitzen.

"Hey Hope ich soll dich abholen", entgegnet er lächelnd. Ich habe Liam schon immer gemocht. Er ist mir so ähnlich. Wir haben uns beide von unseren Familien distanziert.

"Oh hey Liam dich habe ich jetzt nicht erwartet", sage ich ehrlich. Am meisten nicht nach den Anschlag auf seinen Vater. Aber ich habe ihn auch nicht im Krankenhaus gesehen. Warum ist er nicht dort und steht seiner Mutter bei? Ohne groß nachzudenken steige ich in seinen Wagen ein. Sofort fährt er auch schon los.

"Liam?", frage ich ihn vorsichtig.

"Ja?", frage er neugierig nach.

"Wie geht es dir nach dem Anschlag?", frage ich ihn. Da er genau wie ich ist, weiß ich das er nicht gerne über Gefühle oder ähnliches spricht. Uns Beiden fehlt es einfach nicht so leicht darüber zu reden als bei anderen.

"Ich habe Angst", sagt er leise, sodass ich ihn kaum verstehen konnte. Aber wenigstens spricht er es aus. Manche würden es verdrängen und einfach sagen, dass es einen gut geht. Aber wenn sein eigener Vater angeschossen wird, ist nichts gut. Sein eigenen Vater möglicherweise zu verlieren macht einen traurig. Liam ist doch selber noch so jung und braucht seinen Vater.

"Ich weiß, ich verstehe es. Aber dein Vater ist stark und schafft das. Er wird kämpfen, weil er genau weiß, dass er auf der Welt gebraucht wird", sage ich und lege meine Hand behutsam auf seine. Ich möchte nicht, dass Liam denkt, dass er alleine ist.

"Danke Hope", sagt er und parkt sein Auto am Seitenrand.

"Jack hat dich überhaupt nicht verdient. Du hast etwas viel besseres verdient", fügt er dann hinzu dabei sieht er mich an.

"Vielleicht sollten wir weiter ins Krankenhaus fahren", erwidere ich da ich schon wieder einmal nicht weiß was ich sagen soll. Irgendwie passiert es mir heute ziemlich oft.

"Was sollen wir denn dort? Hope wir wissen Beide, dass wir dort nicht erwünscht sind", entgegnet er. Irgendwie habe ich ein komisches Gefühl im Magen. Aber warum? Es ist Liam, Jacks kleiner Bruder.

"Liam wir wissen Beide, dass das nicht stimmt. Deine Eltern und dein Bruder lieben dich und brauchen dich jetzt dort", sage ich damit er endlich weiter fährt.

"Sie brauchen mich weder dich. Ist dir eigentlich bewusst was geschieht wenn mein Vater stirbt?", fragt er mich auf einmal.

"Nein was soll großartig passieren außer, dass das Volk trauert", entgegne ich sichtlich verwirrt.

"Jack und du müsst den Thron übernehmen. Jack wird noch weniger Zeit für dich haben und du musst einen Erben bekommen, also einen Jungen", erwidert Liam und sieht mich eindringlich an.

"Liam denk doch nicht gleich so. Dirk wird nicht sterben. Dein Vater wird den Anschlag überleben", entgegne ich und blicke kurz nach hinten. Dort auf der Rückbank sehe ich es dann. Das Gewehr. Nein das kann unmöglich wahr sein. Nein das glaube ich nicht. Liam würde doch nie seinen eigenen Vater töten wollen oder etwa doch?

"Warum Liam?", frage ich ihn dann. Plötzlich bekomme ich es mit der Angst zu tun. Zu was ist Liam noch fähig? Was für einen Plan hat er? Was hat er jetzt vor?

SchicksalsfügungWhere stories live. Discover now