WG Auflösung

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Am nächsten Morgen, werde ich von einer knarrenden Tür wach. Ich öffne die Augen und sehe Paul, einer der Angestellten des Schloss. Ich schaue mich um und von Jack ist keine Spur. Wo ist er denn schon wieder hin? Kann er mir nicht bescheid sagen, wenn er geht? Er kann mich auch ruhig wecken.

"Miss Sie sind wach. Ihr Frühstück ist schon fertig. Der Tisch ist auf der Terrasse gedeckt", entgegnet Paul.

"Paul wir waren schon beim Du das letzte Mal. Kannst du mir sagen wo der Prinz ist"?, frage ich ihn freundlich.

"Der Prinz hat einen wichtigen Termin. Er wollte dich nicht wecken", erwidert Paul daraufhin.

"Danke. Kann ich vielleicht ein Bad benutzen bevor ich frühstücke?", frage ich höflich.

"Du bist die Freundin des Prinzen, du darfst dich hier frei bewegen und jedes Zimmer nutzen", sagt er.

"Okay danke Paul", bedanke ich mich höflich. Ich kann mich irgendwie immer noch nicht an dieses Leben gewöhnen. Zwar habe ich schon hier gewohnt aber jetzt ist es irgendwie anders. Jetzt weiß ich, dass es für immer ist. Sozusagen bis das der Tod uns scheidet. Ich weiß es hört sich voll kitschig an aber seit Jacks Mutter ihren Segen gegeben hat, stehen auch die Bürger zu unsere Beziehung und sehen in mir nicht ein Mädchen, dass hoch nach oben will. Ich wollte das nie. Zwar sind meine leiblichen Eltern reich aber ich wollte das ganze Geld gar nicht. Das Leben bei Michael und Sandra hat mir besser gefallen. Sie waren nicht reich aber auch nicht arm. Sie waren normal. Dort musste man arbeiten gehen um Geld zu verdienen, wie es nun mal üblich ist und damit hatte ich nie ein Problem.

Wenn man sein Geld selber verdient, weiß man auch wie viel man kaufen kann und man schätzt es. Nicht einfach mal bei den Eltern schnorren. Nein das gab es dort nicht. Vielleicht haben Jason, Naomi und ich Klamotten von ihnen bezahlt bekommen aber das war es auch schon. Besuche im Kino, Freibad oder Partybesuche mussten wir selber bezahlen. Entweder vom Taschengeld oder Geld das wir selber verdient haben. Aber egal ich schweife vom Thema ab.

Ich stehe von dem Sofa auf und suche mir ein nahliegendes Badezimmer. Ich muss mich erst einmal frisch machen bevor ich nach draußen frühstücken gehe. Dieses Bad ist nicht aus Gold. Es ist aus weiß-schwarzen Marmor, richtig edel. Ich möchte gar nicht wissen, wie viel das Schloss wert ist. Wenn ich ehrlich bin, mag ich sowas nobles gar nicht. Ich lebe lieber bodenständig aber das kann ich jetzt wahrscheinlich nicht mehr.

Jetzt habe ich bestimmt nur noch Markenklamotten . Nur vom Feinsten. Aber es ist mir egal was ich trage. Die Hauptsache ist, dass Jack und ich zusammen sind. Als ich mir mein Gesicht gewaschen habe, gehe ich auf die Terrasse und finde einen gedeckten Tisch vor. Alles was das Herz begehrt. Es hätten auch Brötchen und Fleischwurst gereicht aber sie wissen nicht was ich mag. Aber dann gleich vier Sorten Marmelade? Ist ein bisschen übertrieben. Ich setze mich und schmiere mir ein Brötchen mit Fleischwurst. Alleine zu frühstücken ist immerhin nicht so schön als mit Jack zusammen. Er hat mir gestern gar nicht gesagt, dass er schon so früh einen Termin hat. Als ich keinen Hunger mehr habe, nehme ich meinen schmutzigen Teller und Besteck und mache mich auf den Weg zur Küche. Zum Glück weiß ich wo sie ist. Dort angekommen treffe ich Lissy, die Köchin und gleichzeitig Haushälterin.

"Guten Morgen Lissy. Kannst du mir sagen, wo die Spülmaschine ist?", frage ich sie. Sie schreckt auf und sieht mich erschrocken an.

"Ich räume das schon weg. Es ist immerhin meine Aufgabe. Dafür werde ich bezahlt", sagt sie und nimmt mir das Geschirr ab. Na toll jetzt darf ich nicht einmal mein Dreck wegräumen. Aber soll mir recht sein. Ich räume eh nicht gerne auf. So beschließe ich jetzt erst einmal nach Taylor zu fahren. Ich brauche dringend frische Klamotten. Außerdem muss ich ihr noch sagen, dass ich kündige. Ich hoffe, dass es für sie in Ordnung ist. Heute ist wieder so ein Tag, dass ich mich über mich selber ärgere, dass ich noch keinen Führerschein gemacht habe. Jetzt muss ich wohl oder übel nach Taylor laufen. Ich will doch nicht mit einem Chauffeur fahren. So lenke ich die Aufmerksamkeit nur auf mich.

Also mache ich mich zu Fuß auf den Weg zu meiner Freundin Taylor. Nach einer halben Stunde Fußmarsch bin ich dann endlich angekommen. Jetzt habe ich auch noch etwas Gutes für meine Figur getan. Ich klingele an er Tür, die schwungvoll von meiner Freundin geöffnet wird.

"Da ist ja die verlorene Freundin", sagt sie und nimmt mich fröhlich in den Arm.

"Ich muss mit dir reden", erwidere ich direkt als wir uns voneinander lösen.

"Okay ich ahne schon um was es sich handelt", entgegnet sie grinsend.

"Aber komm erst einmal rein", fügt sie noch hinzu. Wir setzen uns ins Wohnzimmer mit einer Tasse Kaffee.

"Also Taylor, wir müssen unsere WG leider auflösen", sage ich nach einer Weile.

"Okay das habe ich schon erwartet. War eh nur vorübergehend und eine Frage der Zeit", erwidert sie.

"Ja das stimmt und noch eins ich kann leider nicht weiter bei dir arbeiten, weil ich wieder mit Jack zusammen bin und ich meine Pflichten als Prinzessin nachkommen muss. Aber wir halten auf jeden Fall den Kontakt", sage ich betrübt. Die Zeit mit Taylor möchte ich nicht missen. Ich werde sie auf jeden Fall vermissen.

"Bist du dir da auch sicher, dass du eine Prinzessin sein möchtest? Das ist nicht leicht. Du siehst es doch bei den anderen. Sie haben so viel Stress, dass sie vergessen zu essen", erwidert Taylor besorgt.

"Taylor, du musst dir doch keine Sorgen machen. Ich schaffe das schon. Jack will mir helfen mich da zurecht zu finden", entgegne ich. Ist ja schon süß, dass sie sich Sorgen macht. Aber ihre Sorgen sind unberechtigt. Ich schaffe das schon auch psychisch. Oder werde ich enden wie die Anderen? In einen goldenen Käfig gefangen, alleine, unter Druck gesetzt und abgemagert. Werde ich das schaffen? 

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