E I N U N D Z W A N Z I G

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Kaum bog Rafael um die Ecke, löcherte er mich mit Fragen. »Was ist denn mit dir? War etwas in der Schule? Willst du drüber reden? Bist du sauer auf mich?« »Jetzt mach mal einen Punkt. Nein ich bin nicht sauer auf dich. Und nein ich will nicht drüber reden. Seit wann bist du so nervig?« Genervt von Rafaels Fragenkatalog sah ich aus dem Fenster und beobachtete den Verkehr. Es ist wesentlich ruhiger als heute morgen. Wir fuhren auf den Highway, somit waren wir schon bei der Hälfte des Weges. Momentan will ich einfach meine Ruhe. Die Auseinandersetzung hat mich echt gestresst, erst mit Jenny heute morgen und dann das merkwürdige Gespräch mit Carter und seine Aktion. Eine Dusche wäre jetzt nicht schlecht.
»Hey was machst du?« Rafael bog ab und nahm die Ausfahrt viel zu früh. »Wir gehen noch was essen, ich hab Hunger.« »Ich habe aber kein Geld dabei und ich will schlafen.« »Ich bezahle und außerdem kannst du auch später schlafen« »Oh nein nicht schon wieder, ich schulde dir noch das Geld für die Pizza« »Du schuldest mir gar nichts. Und jetzt sei still, du magst doch McDonalds?« Ich antwortete mit einem knappen ja, da es mich echt nervte das er nun schon zum zweiten Mal mein Essen bezahlte. »Drive-In oder drinnen?« »Du bezahlst doch, also ist es nicht meine Entscheidung.« »Jetzt sei doch nicht so zickig. Wenn es dich glücklich macht dann bezahlst du das nächste Mal. Und wir fahren jetzt durch den Drive-in, das Essen nehmen wir mit nach Hause« Habe ich mich gerade verhört oder meinte er gerade wirklich das er nochmal mit mir essen gehen will? Ehrlich gesagt freut mich das ein bisschen. Keine Ahnung wieso aber seine Aussage brachte mich ein wenig zum Lächeln.

Die Gedanken konnte ich aber nicht weiter vertiefen, da wir nun bestellen konnten. Ich sagte Rafael was ich haben wollte und er gab es weiter, knapp zehn Minuten später hatten wir unser Essen und fuhren endlich in Richtung Heimat.
»Danke, schon wieder. Nächstes Mal zahle ich aber.« »Wenn es dich glücklich macht.« Die restliche Fahrt sagte keiner mehr etwas und wir hörten ein wenig Musik.
Als wir zuhause ankamen, setzten wir uns samt Essen in die Küche. »Guten Appetit.« Rafael reichte mir meine Tüte, die ich dankend annahm. »Das habe ich fast vergessen, wir müssen heute eine Lieferung abholen.« Ich wollte gerade in meinen Burger beißen als ich in der Bewegung stoppte. »Wann heute? Ich wollte noch schlafen.« Er sah auf die Uhr an seinem Handgelenk. »In etwa zwei Stunden, Jacob hat sie bereits angenommen. Wir müssen sie nur abholen und danach kannst du schlafen.« Jacob war auch einer unserer Leute, hatte aber eine kleinere Rolle. Zusammen mit ein paar anderen ist er für eine unserer Lagerhallen am Stadtrand zuständig und kümmert sich eben auch um Lieferungen und andere Dinge. »Wieso kann das nicht jemand anderes machen, Giuseppe oder so.« »Weil Angelo uns die Aufgabe gegeben hat. Ich kann es auch nicht ändern.« Wie ein Kleinkind schmollte ich vor mich hin und aß nebenbei. Auf einmal kam Luca herein. »Hab ich irgendwas verpasst oder warum sitzt ihr hier ohne euch umzubringen.« »Wir haben Frieden geschlossen.« Erstaunt ging sein Blick zwischen Rafael und mit hin und her. »Na dann will ich euch nicht im Weg stehen.« Ich ging auf seinen merkwürdigen Satz nicht weiter ein. »Hast du nicht was zu tun oder so?« Leicht genervt wartete ich auf eine Antwort, einerseits weil der Satz eben echt unnötig war und andererseits wollte ich mein Essen genießen. »Entspann dich, ich wollte mir nur ein Wasser holen. Maria kommt heute und ich hole sich gleich vom Flughafen ab.« Da war ja was. Lucas Freundin war die letzten Monate in Brasilien und kümmerte sich dort um die Geschäfte. »Sollte sie nicht schon letzte Woche wiederkommen?« »Ja, es gab aber ein paar Probleme mit den Arbeitern, weshalb sich der Aufenthalt ein wenig verzögert hat. Ich muss dann auch los. Bis später.« Er verschwand und Rafael und ich konnten in Ruhe essen.

Nach dem Essen verschwand ich in mein Zimmer und erledigte meine Hausaufgaben bis Aurora herein kam. »Klar, kannst du einfach reinkommen und mich bei meinen Hausaufgaben stören.« »Ich weiß, danke« Sie setzte sich auf mein Bett und grinste. »Also gut, was ist mit Giuseppe.« Ihr Mund, der eben noch lächelte, stand nun offen. »Woher weißt du-« »Ich weiß alles, also sag schon« Ich setzte mich zu ihr aufs Bett. Sie räusperte sich. »Giuseppe und ich, wir haben uns geküsst.« Wir beide kreischen los, wie verrückte Teenager eben. »Wie, wann, wo. Erzähl mir alles« »Kein Ahnung, er hat gesagt das er mit mir reden will. Wir sind in einen Park gegangen und er hat kein Wort gesagt. Ich habe ihn gefragt was los sei und er sagte, dass er nicht mehr länger so weiter machen will und ich ihm nicht aus dem Weg gehen soll weil er mich auch mag. Ja und dann ist es halt passiert. Ich glaube wir sind jetzt zusammen.« »Oh mein Gott, das ist so romantisch. Ich freue mich so für euch, hat ja auch lange genug gedauert.« Ich umarmte sie stürmisch was sie erwiderte. Dann hielt sie inne und sah mich skeptisch an »Im Nachhinein frage ich mich woher er wusste, das ich ihn mag. Kannst du mir da vielleicht weiterhelfen?« Ich kratze mich am Kopf und wich ihrem Blick aus. »Erwischt. Aber sie es mal so, hätte ich ihm nichts gesagt, dann hätte er sich nicht getraut zu dir zu gehen und diesen Schritt zu wagen.« »Stimmt, da hast du recht. Ich danke dir von ganzem Herzen« Wieder umarmten wir uns. »Tja dann sind es jetzt Teresa und Michele, Giuseppe und ich, jetzt müssen wir nur noch jemanden für dich finden« »Oh nein, versuche es gar nicht erst. Ich bin zufrieden und dafür brauche ich keinen Freund.« »Wenn du meinst.«

In dem Moment klopfte es an der Tür und Rafael kam herein. Das hätte jetzt eine Szene aus einer Telenovela sein können. »Hey, bist du soweit? Wir sollten dann los. Und hey Aurora.« Sie winkte ihm auch ich begrüßte ihn mit einem knappen Lächeln. »Ja klar, wie können los.« Ich stand auf, nahm mein Handy vom Schreibtisch und verabschiedete mich von Aurora. Rafael war bereits vor der Tür und Aurora nutzte die Gelegenheit und flüsterte mir etwas zu. »Du hast mir da auch noch was zu erzählen.« Ich erwiderte nichts und verließ einfach den Raum, sie wird mich damit jetzt sowieso nicht mehr in Ruhe lassen.

Rafael hielt vor einem großen Mehrfamilienhaus. Die Gegend war ziemlich heruntergekommen. Der Haus bräuchte schon länger einen neuen Anstrich und auch der Rest war Renovierungsbedürftig. »Wenn wir da jetzt rein gehen bleibst du immer hinter mir.« Ich nickte und wir stiegen aus. Die Haustür stand offen, wir betraten das Treppenhaus welches optisch perfekt zur äußeren Fassade passte. Rafael lief bis in den dritten Stock und ich folgte ihm. Er klopfte dort an der Tür, eine Klingel gab es nicht. Die Tür wurde geöffnet und ein Mann stand in der Schwelle. Das musste Jacob sein. Er war kleiner als Rafael, sehr dünn und hatte braunes Haar mit grauen Stellen an den Schläfen. Er sah ziemlich mitgenommen aus, vermutlich war er um die dreißig. Wenn nicht sogar älter. Der Mann trug ein löchriges Shirt und eine schmutzige Jeans. Er musterte Rafael und dann mich. »Hey Rafael, lange nicht gesehen. Komm rein« Er machte uns den Weg frei damit wir eintreten konnten. »Ja ich war eine Zeit in Kanada« »Was hast du denn dort so getrieben? Doch nicht etwa nur gearbeitet. Da gab es bestimmt auch tolle Frauen« »Wir sind nicht zum plaudern hier, Jacob. Ich will das Päckchen, wie abgemacht.« Er nahm die Hände hoch. »Schon gut, offenbar willst du vor deiner kleinen Freundin nicht so viel reden« »Sie ist nicht meine Freundin, sie ist Angelos Nichte.« »Oh, ich wusste ja gar nicht das er eine Nichte hat. Wo sind denn meine manieren.« Er wischte sich die Hand an seiner Hose ab, ehe er sie mir reichte. Ich nahm sie zögerlich an. »Hey, ich bin Jacob.« »Ellie« Er schüttelte meine Hand und grinste bis Rafael dazwischen ging. »Okay, das reicht auch. Und jetzt die Ware.« Rafael hatte schon die ganze Zeit einen eiskalten Blick aufgesetzt und ist sehr still. Gut, er ist nie besonders redselig, aber selbst für ihn antwortete er knapp. Vielleicht weil er in den Geschäften so wenig Emotionen wie möglich einbringen will, was bei diesem Job wirklich das beste ist. Aber ich gebe zu, seine kühle Art hat etwas anziehendes auf mich.

Jacob verschwand kurz aus dem Zimmer und kam dann mit einer kleinen weißen Päckchen wieder. »Hier, fünfhundert Gramm wie bestellt.« »Danke, wenn es gepanscht ist weißt du was dir blüht.« Rafael steckte das Paket in seine Jackentasche. »Rafael, du kennst mich doch. Bei mir gibt es nur das beste Zeug.« »Ich wollte es nur gesagt haben« »Ist angekommen« Die beiden verabschieden sich voneinander und als Jacob mir zum Abschied die Hand reichen wollten, ging Rafael einfach dazwischen. »Komm, wir gehen« Er führte mich ins Treppenhaus. Wo er dann seine Hand an meinen Rücken platzierte um mich gewissermaßen nach draußen zu schieben. Genervt von seinem merkwürdigen Verhalten lief ich ein wenig schneller als er zum Auto und stieg sofort ein als die Tür geöffnet wurde. Auch er stieg ein und schnallt sich an und ich drehte meinen Kopf zu ihm und sah ihn.

»Kannst du mir mal erklären was dein Problem ist?«

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Was haltet ihr von Rafaels Verhalten?
Schreibt gerne eure Meinung in die Kommentare!

Hoffe es hat euch gefallen und bis zum nächsten Mal :)

send u kisses, Teela

P R O M I S E SWo Geschichten leben. Entdecke jetzt