A C H T Z E H N

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»Du kannst mich jetzt loslassen.« In der Tiefgarage angekommen, zerrte Rafael mich immer noch zu seinem Auto. »Nein es macht gerade Spaß.« Ich verdrehte einfach die Augen, weil es sich nicht lohnen würde zu diskutieren. An seinem Auto angekommen, stellte ich fest das es ein anderes war, wie das in dem wir geflohen sind. »Du hast dir wirklich ein neues Auto gekauft.« »Ich musste, das Risiko war zu hoch.« Ich begutachtete den grünen Lamborghini Huracán. »Kleines Upgrade was?« Ich sah ihn anerkennend an, ich habe eine Schwäche für schöne Autos und das ist wirklich eines meiner Favoriten. »Ja, ich wollte diesen Wagen schon länger.« Er zuckte mir den Schultern und öffnete das Auto.

»Also, wo fahren wir hin« Neugierig sah ich ihn, als er den Motor startete. »Jetzt lass dich überraschen.« Er schüttelte lachend den Kopf und fuhr von unserem Grundstück.
Wir fuhren Richtung Innenstadt und Rafael hielt auf einem großen Parkplatz. »Du wartest hier.« »Ich hatte auch nicht vor auszusteigen, guck doch wie ich aussehe. Das will ich echt keinem zumuten.« »Gut, mach dir Musik an oder so.« Ich schaltete das Radio an und wartete auf Rafael. Es lief gerade Blinding Lights von The Weeknd.
Ich summe ein wenig mit und schaue aus dem Fenster.

Etwa zehn Minuten später wurde die Autotür geöffnet und Rafael stieg mit einer Schachtel ein. »Hier und lass es nicht fallen.« Im Innenraum breitete sich ein wunderschönen Geruch aus der aus der Schachtel kam. Pizza. »Uii für wen ist die?« »Na für uns, aber wir müssen noch ein bisschen Fahren.« »Wie viel hat sie gekostet?« Er sah mich herablassend an. »Ist das dein Ernst?« »Ja natürlich. Ich will meinen Teil bezahlen.« Er fuhr vom Parkplatz und lachte mich aus. »Ich habe dich eingeladen. Du musst nichts bezahlen.« Ich wollte protestieren, doch er drehte einfach die Musik lauter und übertönte mich. Toll, danke.

Wir fuhren etwa eine halbe Stunde, bis Rafael das Auto kurz vor einem Hügel parkte. »So wir sind da.« Er stieg aus und lief um das Auto um mir die Tür zu öffnen. »Was ein Service, du kannst ja ein Gentleman sein.« »Ich will nur nicht das der Pizza oder dem Wagen etwas passiert« Ouch. Er nahm mir die Schachtel ab damit ich aussteigen konnte. »Wo sind wir hier?« Ich betrachtete die Landschaft, überall waren Felsen. »Wir sind am Red Rock Canyon. Warst du noch nie hier?« Ich schüttelte den Kopf. »Du bist aber schon hier in Las Vegas aufgewachsen?« »Ja bin ich. Nur ich habe mit meinen Eltern auf der anderen Seite der Stadt gelebt und es kam einfach nie dazu, dass wir hier her fahren. Die Ferien haben wir meist in Europa oder außerhalb von Nevada verbracht.« »Du bist der erste Mensch den ich aus Las Vegas kenne, der noch nie hier war.«

Wir liefen ein Stück und genossen die Aussieht. »Warst du schon oft hier?« Wir kamen an eine Bank, in der Nähe einer Klippe an der wir uns niederließen. »Als Kind bin ich jedes Wochenende mit meinem Dad hier gewesen. Doch irgendwann hatte er keine Zeit mehr für mich und hat sich lieber in die Arbeit gestürzt, er ist Polizist musst du wissen. Das letzte Mal war ich hier, da war ich ungefähr zehn.« Er sah ein wenig geknickt zu Boden. »Das tut mir leid. Habt ihr eigentlich noch Kontakt? Ich meine, er ist Polizist. Er war bestimmt nicht sonderlich begeistert als du die Seite gewechselt hast.« »Um ehrlich zu sein weiß er es gar nicht. Ich kann ja keinem Polizisten erzählen das sein Sohn bei der Mafia anfängt. Da hätte er gleich den ganzen Clan hinter Gitter gebracht. Ich bin einfach abgehauen und wir haben uns seitdem nicht mehr gesehen. Das ist fast zwei Jahre her und ich denke kaum noch drüber nach.« »Achso. Naja meine Eltern haben es nicht akzeptieren wollen und haben mich vor die Wahl gestellt.« »Aber das ist doch die Familie.« »Das hat sie nicht interessiert. Sie haben uns vor einem gefährlichen Leben beschützen wollen, haben aber nie darüber nachgedacht in unserem Interesse gewesen wäre. Klar waren wir Kinder und all das, aber ich hatte keine andere Familie außer meine Großeltern. Die Familie meiner Mutter kenne ich nämlich genauso wenig.« »Das heißt dein Vater hat den Kontakt zu seinem Bruder abgebrochen um euch keinen Gefahren auszusetzen? Und wer ist uns?« »Uns sind mein Bruder und ich. Ich habe einen kleinen Bruder, er ist vor kurzem dreizehn geworden. Ich habe ihm nicht mal gratuliert, was mich so verletzt hat. Er war wie mein bester Freund, aber egal. Angelo ist nicht der Bruder meines Vaters. Sie sind Cousins. Also Angelo ist nur mein Großonkel und Luca und Aurora meine Großcousins. Es ist einfacher nur Onkel und Cousin zu sagen. Aber ja, er hat freiwillig den Kontakt zu seiner Familie gemieden.« »Krass. Und du hast sie seitdem nicht mehr gesehen.« Ich verneinte. »Nein und ich bereue es auch nicht. Klar gibt es Tage an denen ich sie vermisse, aber sie haben mich praktisch verstoßen nur weil ich meine Familie kennenlernen und unterstützen wollte. Aber mir geht es gut. Angelo und Chiara haben mich aufgenommen, mir ein Zuhause gegeben und sofort als erwachsene Person gesehen und nicht als Kleinkind. Angelo hat mir die nötige Ausbildung zur Verfügung gestellt aber mich bei allem möglichen teilhaben lassen. Dafür bin ich den beiden auf ewig dankbar.«  »Die beiden sind wirklich zwei Engel.« Wir saßen auf der Bank und blickten hinaus in den Horizont, wo die Sonne langsam unterging.

»Na los erzähl mir etwas von dir« Wir aßen unsere mittlerweile kalte Pizza und genossen den Sonnenuntergang.  »Was gibt's da groß zu erzählen, die Hälfte meiner Geschichte kennst du bereits.«  »Aber die andere Hälfte kenne ich noch nicht. Lass dir was einfallen.« Ich dachte nach.  »Na schön. Also, mein voller Name ist Ellie Rose La Ventura und ich war noch nie am Red Rock, bis heute. Jetzt du.« »Wow sehr einfallsreich. Was willst du denn wissen?« Ich überlegte kurz.  »Wie alt bist du?«  »Achtzehn, im Dezember werde ich neunzehn.«  »Ha. Ich wusste doch das du damals auch illegal im Club warst.« Er nahm die Hände hoch. »Erwischt.« Wir mussten beide Lachen. Es war schön einfach mal an nichts zu denken, wir sprachen über belanglose Dinge und er hatte mich tatsächlich von den gestrigen Ereignissen ablenken können.  »Danke Rafael, für alles.«  »Das war doch nichts. Ich bin froh das ich dich ein wenig aufmuntern konnte.«  »Das hast du, sehr sogar. Und du hast mich für ein paar Stunden alle Probleme vergessen lassen,  im Nachhinein bin ich dir sehr dankbar, dass du mich aus meinem Bett gezerrt hast.«  »Du hättest es bereut, nicht auf mich gehört zu haben.«  »Bloß nicht zu selbstverliebt. Aber ich muss dir recht geben. Und das ist nicht das einzige wofür ich dir danken sollte. Gestern hast du mich aufgefangen und gerettet , das werde ich dir nie vergessen.«  »Hey, wir sind ein Team. Das ist selbstverständlich« Ich umarmte ihn, irgendwie hatte ich einfach das Bedürfnis und es war ja auch ohne Hintergedanken. Einfach eine Umarmung unter Freunden.
Wir blieben noch ein wenig auf der Bank und blickten hinaus in den Horizont.

Hätte mir vor ein paar Wochen jemand gesagt, ich würde mit Rafael an einem Hügel sitzen, Pizza essen und über meine Probleme reden, hätte ich ihn vermutlich für verrückt erklärt. Aber heute bin ich sogar froh darüber, dass wir uns vertragen haben und uns normal unterhalten können. Er war der einzige der mich heute fröhlich machen konnte und ich habe keine Ahnung wie er das geschafft hat, aber es war einer der schönsten Tage seit langem...

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Rafael konnte Ellie aufmuntern, was haltet ihr davon? Schreibt mir gerne eure Meinung dazu in die Kommentare :)

Hoffe es hat euch gefallen und bis zum nächsten Mal

send u kisses, Teela

P R O M I S E SWo Geschichten leben. Entdecke jetzt