N E U N Z E H N

41 3 2
                                    

Gerade stand ich unter der Dusche. Es war Montagmorgen und der erste Tag nach den Sommerferien. Mal wieder war ich viel zu spät dran und hatte schon wieder keine Lust mehr. Allein wenn ich daran dachte, Jenny und Carter wieder zu sehen bekomme ich Kopfschmerzen.

Das Frühstück musste ich leider auslassen und so hetzte ich an Teresa und Michele vorbei, wünschte Ihnen einen guten Morgen und nahm die Abkürzung durch die Küche Richtung Tiefgarage. In meinem Auto musste ich kurz mal Luft holen, weil ich es echt nicht mehr gewöhnt war so früh am Morgen schon einen Marathon zu laufen. Dann startete ich den Wagen und fuhr in die Schule. Angelo hat mir schon öfter angeboten Privatunterricht zu nehmen, doch ich hatte nur noch ein Jahr auf der High School und das war der einzige Ort wo ich noch ein wenig mit "normalen" Menschen zu tun hatte. Ich brauchte diese Abwechslung einfach.

In der Schule angekommen, war ich ausnahmsweise mal pünktlich und hatte sogar noch Zeit mit beim Bäcker ein Brötchen und einen Kaffee zu holen. Im Klassenzimmer setzte ich mich auf meinen Platz neben Olivia die mich schon sehnsüchtig zu erwarten schien.  »Omg Ellie, es ist so schön dich zu sehen.« Ich konnte nicht mal meine Tasche ablegen, da hatte sie mich bereits stürmisch umarmt. Ich erwiderte ihre Umarmung.  »Freut mich auch, wie waren deine Ferien.« Es freute mich tatsächlich sie zu sehen, da sie trotz ihrer Eigenarten die normalste der Klasse war.  »Es war sehr entspannend. Wir waren bei meiner Familie in Seattle und ich habe meine Cousins und Cousinen wieder gesehen, es war toll. Wie waren deine Ferien?«  »Ich war ziemlich beschäftigt. Hab viel Sport gemacht und auch ein wenig gearbeitet. Und in der Freizeit war ich meistens am Pool. Oh und letztes Wochenende war ich zum ersten Mal am Red Rock Canyon. Ich habe nicht gewusst dass wir praktisch daneben wohnen.« Mit einem Lächeln dachte ich an das letzte Wochenende zurück. Ich kann immer noch nicht fassen, dass ausgerechnet Rafael derjenige war, der mich aufgemuntert hat. Wir hatten noch einen schönen Abend, sind ein bisschen herumgelaufen und haben geredet.  »Du bist hier aufgewachsen und warst noch nie dort?«  »Es hat sich einfach nicht ergeben. Wir haben ja auch nie ein schulausflug dorthin gemacht, was ich definitiv begrüßt hätte im Gegensatz zu dem langweiligen Museum das wir letztes Jahr besucht hatten.«  »Oh Gott, erinnere mich nicht daran.« Wir fingen an zu kichern, bis wir von unserer Lehrerin unterbrochen wurden.  »So bitte alle einmal aufstehen liebe Schüler« Mein Abschlussjahr und ich muss wie in der ersten Klasse aufstehen und den Lehrer begrüßen, manches wird sich wohl nie ändern. Mir fiel auf das es ungewöhnlich ruhig war und als ich den Klassenraum inspizierte merkte ich das die Störenfriede Jenny, Carter und ihre Gehilfen gar nicht da waren. Gleich am ersten Schultag fehlen ist ja schon mal eine gute Aussicht auf das kommende Jahr.

Die Schule verging relativ schnell, was auch daran lag dass wir eine Stunde früher gehen durften. Gerade saß ich in meinem Zimmer und schrieb eine Argumentation über das Thema Umwelt. Die Aufgabe hatten wir über die Ferien aufbekommen, da ich aber mal wieder nichts mitbekommen hatte musste ich die Aufgabe nun nachholen.
Da ich ausnahmsweise alleine zuhause war, Angelo und Chiara würden erst am Abend zurück aus New York kommen, saß ich im Wohnzimmer und sah nebenbei fern.

Doch Fernsehen war wesentlich interessanter als die Schulaufgabe und so war meine Aufmerksamkeit schon nach kürzester Zeit komplett auf den Fernseher gerichtet. Ich war so vertieft, dass ich nicht einmal merkte wie Teresa das Wohnzimmer bertrat.  »Hey Ellie.« »Hast du mich erschreckt. Seit wann bist du hier?« »Bin gerade erst reingekommen, ich musste kurz zur Post einen Brief abgeben. Was machst du denn so?« Sie legte meinen Schulsachen auf den Tisch, da ich sie überall auf dem Sofa verteilt hatte und setzte sich zu mir. »Also eigentlich sollte ich eine Argumentation schreiben, aber Fernsehen ist interessanter.«  »Wenn das so ist. Hast du dich mit Aurora mittlerweile ausgesprochen?« Was ein themenwechsel. Teresa ist wie immer wunderbar sanft. »Nein und ich wüsste nicht was es auszusprechen gäbe. Sie hat gesagt was sie von mir hält und ich muss das akzeptieren. Ich bin nicht mal wütend. Es ist okay.« »Ach Ellie, du weißt genau das sie es nicht so gemeint hat.« Sie sah mich eindringlich an. »Und wenn schon. Aber genug von mir. Wie sieht es eigentlich bei dir aus. Heute morgen, du und Michele.« Ich zuckte den mit Augenbrauen und rückte näher zu ihr.  »Also was das angeht...«  »Rück schon raus mit der Sprache.«  »Michele und ich naja, wir haben uns ein bisschen geküsst.« während sie mir das erzählte, verfärben sich ihre Wagen.  »Wie süß. Ihr habt es hin bekommen. Und, seid ihr jetzt zusammen?«  »Ich weiß nicht, ehrlich gesagt.«  »Wie du weißt es nicht? Ihr habt euch geküsst, in den meisten Fällen gesteht man sich seine Liebe, heiratet und bekommt Kinder.«  »Jetzt übertreib mal nicht. Es ist einfach nicht dazu gekommen.«  »Dann wird es jetzt dazu kommen. Geh und such ihn, ruf ihn an oder so. Aber finde ihn und kommt endlich zusammen. Ich bin weg.« Ich nahm mein Zeug, ließ Teresa auf dem Sofa sitzen und verschwand in meinem Zimmer.

Nachdem ich zwei Stunden produktiv an meinen Aufsatz gearbeitet hatte, klopfte es an meiner Tür. »Herein« Die Tür öffnete sich und zu meiner Überraschung trat Aurora ein.  »Darf ich reinkommen?«  »Klar, setz dich.« Ich zeigte auf mein Bett, welches gegenüber von meinem Schreibtisch stand.  »Ich bin hier weil ich mich entschuldigen wollte. Du hattest mit der ganzen Sache nichts zu tun und ich habe dich einfach mit reingezogen. Ich war wütend auf Luca, weil er mich nicht ernst genommen hat und hab es an dir ausgelassen. Aber er hatte recht. Ich bin nicht reif oder geeignet, das merke ich selbst. Mich interessiert die Arbeit hier nicht wirklich, im Gegensatz zu dir. Seit du hier bist trainierst du täglich, bist bei allen Meetings dabei und hilfst wo du kannst. Du hast es verdient und ich bin wirklich stolz auf dich. Ich bin stolz so eine Cousine zu haben, dass du in mein Leben gekommen bist und wir so gute Freunde geworden sind. Ich will dich nicht verlieren, ich habe dich doch gerade erst gefunden.« Mir kamen ein paar Tränen in die Augen und ich konnte nicht anders als sie einfach zu umarmen.  »Es ist okay, ich verstehe dich«  »Verzeihst du mir?« Auch sie war den Tränen nahe. »Das habe ich schon längst.« Wir fielen uns wieder in Arme und ich vergoss wirklich ein paar Tränen.

Als wir uns wieder beruhigt hatten und ich meinen Aufsatz fertig geschrieben habe, setzten wir uns in den Garten und redeten ein wenig.  »Weißt du, ich hab mal wieder richtig Lust auf so ein großes Familienfest.«  »Wie kommst du jetzt darauf?« Ich sah sie neugierig an.  »Keine Ahnung, die Idee kam mir einfach so.« »Ich hab ehrlich gesagt noch nie ein richtiges Familienfest gefeiert. Ich hatte ja nur meinen Eltern und meinen Bruder. Und unsere Großeltern, aber sie waren für sowas nicht bereitwillig.«  »Du bist Italienerin und hast noch nie ein richtiges Familienversammlung erlebt. Oke, das müssen wir auf der Stelle ändern.« Empört fasste Sie sich ans Herz, stand auf und lief ins Haus.  »Lucaaaaa. Wo bist du?« Sie schrie durchs ganze Haus, das auch die anderen aufmerksam wurden.  »Was schreißt du denn hier so herum? Ich hab gerade geschlafen.« Ich stand mittlerweile auch im Wohnzimmer und sah gerade Rafael, der die Treppe herunter kam.  »Wir haben einen Notfall und der muss schleunigst behoben werden.« Irgendwie war es mir ein wenig peinlich dass sie so einen Aufstand machte und Rafael sogar geweckt hatte. Aber es ist Aurora und man kennt sie nicht anders. Die anderen kamen auch nacheinander und wunderten sich über den Aufstand.  »Was ist den los? Man hört dich bis zur Garage.« Giuseppe kam gestresst aus der Küche.  »Wir haben einen Notfall. Heute Abend wird gegrillt, Mum und Dad kommen auch zurück, dann können Sie sich zu uns gesellen.«  »Du brüllst das Grundstück zusammen wegen einer Grillparty. Aurora, such dir bitte Hilfe.«  »Stai zito. Ellie hat noch nie ein richtiges Familientreffen gehabt und wir müssen ihr jetzt zeigen wie das in einer Italienischen Familie so läuft.« Sie starrte ihren Bruder wütend an.  »Wie sollen wir das jetzt anstellen? Wir müssen erst einkaufen und alles vorbereiten. Das dauert ewig.«  »Wir sind sieben Leute, also steht ihr nicht so rum und bewegt euch. Rafael und Luca gehen einkaufen, Giuseppe und Michele kümmern sich um den Grill und wir Mädels gehen in die Küche. Ein paar Sachen kann man schon vorbereiten. Und Jungs, kauft das richtige Zeug, ansonsten braucht ihr nicht mehr wieder kommen.« Wir sahen sie erstaunt an. Da kommen eindeutig die Züge ihrer Mutter durch. Da sich keiner mit ihr anlegen wollte, machten wir was sie sagte.

Ich liebe diese Menschen einfach und ich bin dankbar sie meinen Familie nennen zu können.

P R O M I S E SWo Geschichten leben. Entdecke jetzt