S E C H S

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»Ellie darf ich vorstellen. Das ist Rafael.«

Ich räusperte mich kurz und ließ meinen Blick durch den Raum gleiten. »Hey, ja ich bin Ellie.« »Ich hab schon von dir gehört.« Er zwinkerte mir zu. Alles klar. »Ich habe Rafael gerade erzählt dass du ihn wieder hier mit allem vertraut machst.« Angelo zeigte auf mich und ich nickte. »Ja stimmt. Bevor wir anfangen würde ich nur gerne meine Sachen hochbringen. Wenn es in Ordnung wäre.« Ich hielt meine Tüte mit den Einkäufen hoch um meine Aussage zu verdeutlichen. »Aber natürlich tesoro, entspannt dich. Wir essen auch zuerst. Zur Feier des Tages habe ich Pizza gemacht, die müsste bald fertig sein. Du kannst dich auch ausruhen Rafael, du weißt ja noch wo dein Zimmer ist. Stella bringt dir gleich die Koffer hoch.« Stella war unsere Haushälterin. Tatsächlich war sie aber nur fürs putzen zuständig, da Chiara die meiste Arbeit selbst machen wollte. Ich hörte also auf Chiaras Rat und begab mich in mein Zimmer wo ich zunächst meine Kleider ausräumte und mich dann ein wenig in mein Bett legte.

»Na Rafael, wie ist es dir so ergangen in... Wo warst du noch gleich?« Giuseppe ließ nicht locker und bombardierte den Neuen mit Fragen. Rafael schien das aber nicht zu stören. »Ich war in Kanada und es war ganz okay dort. Ich habe meine Arbeit getan und meinen Fähigkeiten ausgebaut. Ich hab nicht viel von Kanada gesehen, aber die Discotheken dort waren klasse.« »Und wie sind die Mädels dort? Sind sie hübsch?« »Ja kann man sagen, die ein oder andere war ganz süß.« Er zwinkere Giuseppe zu, der Rafael neugierig ansah.
»Basta Jungs, darüber könnt ihr euch später austauschen. Doch nicht beim Essen.« Belustigt sah ich zu den beiden Schuldigen, während sie von Angelo zurechtgewiesen werden.
Wir aßen noch zuende und unterhielten uns über Gott und die Welt.

Später am Abend ging ich in den Garten um ein wenig den Mond zu genießen. Wir haben eine Himmelsschaukel, dort setzte ich mich gerne hin um zu entspannen. Eigentlich bin ich auch immer alleine, doch heute war noch jemand dort. »Oh hey, ich wusste nicht das noch jemand hier ist.« Ich stand vor der Schaukel und erblickte Rafael. »Ja hier ist der einzige Ort an dem ich ungestört rauchen kann. Setz dich doch.« Er zeigte auf den freien Platz neben sich und ich folgte seiner Einladung. »Du rauchst?« »Ja. Es ist eine schlechte Angewohnheit. Ich bin auch gerade dabei aufzuhören.« Er zog einmal an seiner Zigarette. Sieht ja schwer nach aufhören aus. »Und wieso bist du hier?« er sah mich neugierig an. »Einfach so. Manchmal brauche ich diese Ruhe und das alleine sein. Und hier ist ein optimaler Ort dafür. Und nachts finde ich es einfach am schönsten.« Er nickte. »Achso«

Wir saßen noch ein paar Minuten, er rauchte zuende dann drückte er die Zigarette in seinem mitgebrachten Aschenbecher aus und stand auf. »Also ich geh dann ins Bett. Wir sehen uns dann morgen.« »Ja bis morgen.«  Er drehte sich um und lief dann zurück ins Haus.
Nun war ich allein.

Am nächsten Morgen wurde ich durch das Klingeln eines Weckers geweckt. Komisch, ich kann mich nicht erinnern einen gestellt zu haben. Ich griff also nach meinem Handy um den Schlummermodus zu aktivieren doch es reagierte einfach nicht. Gezwungenermaßen öffnete ich meine Augen und erblickte ein Handy direkt vor meinen Augen.  »Aufstehen Schlafmütze, es gibt Frühstück.« Aurora stellte den Wecker aus und grinste mich an. »Bist du ernsthaft in mein Zimmer gekommen, hast mir deinen Wecker ans Ohr gehalten um mir zu sagen das es Frühstück gibt? Kannst du das nicht wie normale Menschen machen?« Ich sollte mir echt angewöhnen mein Zimmer abzuschließen.  »Ach du dummerchen, ich wecke dich doch nicht wie ne Irre für ein normales Frühstück. Es gibt Frühstück im Bett. Als Entschuldigung weil ich dein Auto kaputt gemacht habe.«  Sie hob ein Tablett von meinem Nachttisch an. Damit hatte ich nicht gerechnet. »Ach Aurora, du bist so süß, das hättest du nicht machen müssen.« Ich nahm das Tablett, stellte neben mich aufs Bett und zog sie in eine Umarmung.  »Aber ich wollte es so, also genieße es.«  »Ich werde das aber nicht alles alleine essen, setz dich zu mir und wir frühstücken gemeinsam.«

Das ließ sie sich nicht zweimal sagen und schon saß sie vor mir auf dem Bett und nahm etwas von Tablett. Sie hatte an alles Gedacht, Toast mit verschiedenen Beilagen, Kaffee, Erdbeeren und sogar ein paar Kekse aus dem italienischen Laden um die Ecke die ich so liebe. Wir aßen also ein wenig und redeten bis Aurora auf einmal still wurde und mich ansah.

»Was ist los? Hab ich was im Gesicht?« Erschrocken sah ich sie an.  »Ach Quatsch, du bist wunderschön. Aber mir ist da gerade was eingefallen... Stimmt es das du ab sofort mit Rafael zusammenarbeitest?« Darum geht es also. »Ja, dein Vater hat mich gebeten ihn wieder auf den neuesten Stand zu bringen und so.« Ich zuckte mit den Schultern und biss von meinem Nutella Brot ab.  »Und wie findest du ihn so? Freust du dich?« »Hä? Da gibt's doch nichts zu freuen, ich kenne ihn kaum also keine Ahnung was ich von ihm halten soll.«  »Aber du musst zugeben, er sieht schon gut aus. Ich hab deinen Blick gestern gesehen, als mein Vater euch vorgestellt hat.« Sie wackelte mit den Augenbrauen. »Oh man. Ja er sieht gut aus, na und?« Aurora schnauze genervt »Herrgott, sei doch nicht so verklemmt. Kein Wunder das du noch keinen Freund hattest. Ich hab doch nur gefragt.«  »Du nennst mich verklemmt? Du müsstest dich mal sehen wenn Giuseppe in dein Sichtfeld kommt. Du bist jedes Mal rot wie eine Tomate und starrst ihn an als wäre er eine Leinwand. Und ich hatte noch keinen Freund, weil jedes Mal wenn ich versucht habe mit einem Jungen Kontakt aufzubauen, er sich als komplettes Arschloch herausgestellt hat das mich nur für ne schnelle Nummer haben wollte. Also entschuldige wenn ich nicht gleich jedem in die Arme springen nur weil er optisch keine Mülltonne ist.« Ich fasste mir entnervt an die Schläfen.

»Hör zu, danke für das Frühstück es war echt nett, aber es ist jetzt auch schon spät und ich muss mich fertig machen damit ich nicht zu spät komme. Du kannst alles liegen lassen ich bringe es dann später runter.« Damit stand ich auf, nahm mir frische Sachen aus meinem Kleiderschrank und verschwand ins Bad. Dieses Gespräch ist leider ein wenig aus dem Ruder gelaufen.

Frisch geduscht und angezogen verließ das Bad. Aurora war bereits gegangen und hatte das Tablett mitgenommen. Das müssen wir später noch klären, aber jetzt war keinen Zeit dafür. Ich machte mich also auf den Weg in den Konferenzraum einen Stock höher, wo sich auch Angelos Büro befand.
Ich war bewusst fünf Minuten zu früh um noch ein paar Dinge vorzubereiten. Ich sollte Rafael in neue Geschäfte und Bauprojekte einweihen, die ich mir alle schon ein paar Tage vorher rausgelegt hatte.

Nun war es genau zwölf Uhr, aber Rafael tauchte nicht auf. Ich machte mir nichts draus und laß selbst nochmal die Dokumente durch. Doch nach zehn Minuten gab es keine Spur von dem Neuen.

Exakt fünfundvierzig Minuten später ging die Tür auf und er betrat den Raum. »Tut mir leid für die Verspätung, ich musste noch kurz was erledigen.«

Wenn eine dreiviertel Stunde für dich kurz ist, na dann gute Nacht.

P R O M I S E SWo Geschichten leben. Entdecke jetzt