Mit einem Zwinkern drehte Harry sich wieder zu den Typen um, die nun ein wenig ratlos durch die Gegen schauten, sodass ich mich automatisch duckte. Was meinte Harry damit, dass Louis schon wüsste was er tun würde? Unwissend beobachtete ich die Situation weiter, auch wenn mir mein Bauchgefühl sagte, dass ich jeden Moment eine Antwort bekommen würde. Mein Blick fiel auf Harry, welcher grinsend nach vorn sah. Da stimmte doch etwas nicht. Es würde gleich etwas passieren, da war ich mir sicher.

Wie aufs Stichwort fiel ein Schuss, woraufhin ich erschrocken aufschrie. Harry griff nach meiner Hand und zog mich zu sich heran, sodass ich miterleben durfte, wie einer der beiden zu Boden ging. Der andere hingegen hatte inzwischen panisch selbst eine Waffe gezogen. Er muss meinen Schrei gehört haben, da er langsam auf uns zu kam. Verzweifelt krallte ich mich an Harry fest und versuchte anschließend in die entgegengesetzte Richtung zu fliehen, doch Harry hielt mich an Ort und Stelle. Was war nur los mit ihm? Wieso unternahm er denn nichts? Mein Atem ging schwer, meine Herztöne hingegen fühlten sich immer schmerzhafter an.

„Beweg dich nicht, sonst weiß er sicher wo wir sind.", hauchte Harry nahe meinem Ohr, was mich jedoch nicht sonderlich beruhigte. Trotzdem versuchte ich mich leise an Harrys Oberkörper zu lehnen, um dort mein Gesicht zu vergraben. Wenn ich gleich erschossen werden würde, dann wollte ich es zumindest nicht sehen.

Beruhigend lauschte ich Harrys Herzschlag, während ich langsam die Augen schloss. Jetzt war es also so weit, so würde es also enden. Ich hatte mir mein Leben immer so bunt und vielfältig ausgemalt, doch jetzt..? Ja jetzt reichte eine Sekunde, die mir so viele Jahre stehlen würde. Ich spürte Harrys Hand an meinem Kopf. Er drückte mich somit an sich, während die leisen Schritte sich immer mehr näherten, bevor jedoch laute Stimmen zu hören waren. Verwirrt schreckte ich hoch und drehte mich hin zu den Geschehnissen vor mir. Wenige Meter von uns entfernt lag dieser Typ am Boden, während Louis von oben auf ihn ein prügelte. Das Bild erinnerte mich ein wenig an die Situation am Flughafen. Damals ist diesem Lyo das Blut nur so vom Körper geflossen, nachdem Louis mit ihm fertig gewesen war.

Schnell schaute ich wieder weg, ich wollte mir das nicht auch noch mit ansehen. Harry neben mir schien hingegen relativ gelassen. Er war sich anscheinend sicher, dass Louis die Sache schon regeln würde. Nach ein paar Sekunden jedoch ging er auf die beiden zu. Mein Blick verfolgte seine Aktionen genau. Würde er ihn jetzt auch noch mit tot prügeln? Ich wusste nicht recht, was ich tun sollte. Völlig unschlüssig stand ich da, war dann jedoch ziemlich verwundert, als Harry seine Hand auf Louis Schulter legte, sodass dieser von dem Typen abließ.

„Der hat genug.", sprach Harry trocken, woraufhin Louis sich aufrappelte und neben ihn stellte.

Dann flüsterte Louis ihm etwas ins Ohr, woraufhin Harry sich zu dem Kerl am Boden beugte und ihn am Kragen auf die Beine zog.

„Richte Cole aus, dass ihr nach und nach alle so wie dein Freund hier enden werdet, wenn er denkt sich hier weiterhin wichtig machen zu müssen.", spuckte Harry ihm entgegen und schubste ihn zurück zu Boden, woraufhin sich unsere Blicke trafen.

Erschrocken von der Boshaftigkeit in den Augen dieses Kerls wich ich automatisch einen Schritt zurück, was ihn grinsen ließ. Er konnte kaum mehr stehen, so übel hatte Louis ihn zugerichtet, wie konnte er da denn überhaupt noch Emotionen rüber bringen? Zu diesem widerwertigen Grinsen reichte es jedoch anscheinend noch. Harry muss die Situation beobachtet haben, da er ihn erneut zu sich hochzog. Seine grünen Augen funkelten bedrohlich auf den Typen herab, sodass ich dachte, er müsse nun endgültig ins Gras beißen. Doch Harry flüsterte ihm lediglich etwas zu, was sein Grinsen sofort verschwinden ließ, bevor er ihn losließ und antrieb endlich abzuhauen.

Verwirrt von der Situation wagte ich einen Schritt nach vorne, wodurch ich jedoch sogleich freien Blick auf die Leiche am Boden hatte. Ich schluckte schnell, bevor ich jedoch bereits meine wackeligen Knie bemerkte. Also eins stand fest, sollte ich hier lebend raus kommen und eines Tages wieder ein normales Leben führen können, werde ich beruflich umsatteln.

Mein Blick hing steif auf dem Mann, sodass ich froh war, dass ich noch immer neben dem Baum stand, an dem ich mich abstützen musste. Ich war beinahe wie hypnotisiert und kehrte erst zu mir zurück, als sich eine Person in mein Blickfeld stellte. Ich schaute auf und erkannte Louis mir verschränkten Armen vor mir stehen. Er verhinderte somit, dass ich weiterhin die Leiche betrachten konnte, worüber ich ihm in diesem Moment ehrlich gesagt ziemlich dankbar war. Harry kam an meine Seite und nahm mein Gesicht in seine Hände, sodass ich wieder etwas schönes ansehen konnte. Ja, er war wirklich schön..

„Gehts ihr gut soweit?", vernahm ich nun Louis Stimme, bevor er sich zu uns gesellte.

Louis? Louis interessierte es tatsächlich wie es mir ging? Auch wenn seine Frage offensichtlich an Harry gerichtet, überraschte mich dies. Harry hingegen blickte mir daraufhin in die Augen.

„Sie steht nur ein wenig unter Schock, aber das wird schon."

Pahh das sagte er so leicht! Trotzdem wusste er wieder genau wie es mir ging.. und er hatte wieder nichts weiter getan, als mir in die Augen gesehen. Ich blieb weiterhin still, lauschte hier und da, als die beiden miteinander sprachen, dennoch brannte mir eine Frage auf der Zunge.

„Warum habt ihr ihn gehen lassen?" Ohne Vorwarnung sprach ich sie aus und erntete zunächst verwirrte Blicke.

„Wäre es dir lieber gewesen wir hätten ihn enden lassen wie seinen Kumpel hier?", fragte Louis grinsend im Gegenzug.

War mir das lieber? Nein. Dennoch verstand ich es nicht. Ich schüttelte den Kopf, ließ es aber nicht dabei.

„Aber euch wäre das doch lieber gewesen.", stellte ich die beiden vor vollendete Tatsachen, woraufhin Harry nach meiner Hand griff. Sein Gesicht wanderte zu meinem Ohr hinab.

„Er wird uns zu Cole führen." Ein Grinsen lag auf seinen Lippen. Ein Grinsen, welches ich absolut nicht teilen konnte.

„Was? Die ganze Zeit flüchten wir vor ihm und jetzt wollt ihr ihn verfolgen?" Die Logik dahinter war mir nicht ganz klar.

„Ja, weil wir die ganze Zeit niemals wussten ob wir überrascht werden könnten. Wir hatten schließlich keinerlei Anhaltspunkte wo er und seine Leute waren. Du weist ja, nicht einmal Will hatte Infos für uns.", erklärte Harry. Doch ich verschränkte lediglich die Arme.

„Ach ja? Und woher wollt ihr bitte jetzt wissen, wo er sich aufhält? Der Kerl ist doch längst verschwunden. Oder wollt ihr seiner Blutspur folgen?", fragte ich sarkastisch, woraufhin Louis ein kleines Gerät aus der Jackentasche zog.

„Mia Darling. Wir würden so einen Typen niemals laufen lassen, wenn er uns dabei nicht irgendwie nützlich sein könnte.", lachte Louis, während er mit dem Teil auf mich zu kam und als ich den blinkenden Punkt sah, erkannte ich auch das komplette Gerät wieder. Oft genug habe ich es in irgendwelchen Krimis gesehen.

„Ihr habt ihm einen Sender verpasst." Ich wusste selbst nicht genau, ob das jetzt eine Frage oder Feststellung war. Doch noch weniger wusste ich, was ich davon halten sollte. Obwohl meine Meinung zählte ja so oder so nicht, von daher..

„Mia Cole ist kein Einzelgänger. Er hält sich immer nur in der Gruppe auf, weil er ein scheiß Feigling ist, deshalb sind wir sicher, dass dieser Kerl uns direkt zu ihm führen wird.", erläuterte Harry, bevor Louis fortfuhr.

„Genau und außerdem hat er dich gesehen, weshalb wir uns sogar ziemlich sicher sind, dass er uns zu Cole führen wird, denn diese Nachricht kann er seinem Boss nicht verheimlichen."

Okay, also diese Aussage ließ mich nicht gerade besser fühlen. Alles in allem kam ich mir gerade wie in irgendeiner Geheimorganisation vor. Erst flüchten wir, jetzt verfolgen wir.

Klar Harry, Louis und ich gegen alle. Ich konnte gerade nicht anders, als mich innerlich fürchterlich darüber zu amüsieren.

„Mia dir wird nichts passieren, aber es ist der einzige Weg.", sprach Harry nun, der meine Verzweiflung erkannt haben musste.

„Der einzige Weg, dass du endlich wieder zurück nach Hause kannst..."


thief of my heart ~stay with me #1Where stories live. Discover now