40. Kapitel

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Die Liebe ist eigen. Sie lässt sich weder vorschreiben in wen man sich verlieben soll, noch ob derjenige gut für einen ist. Sie entscheidet selbst, wen wir attraktiv finden und wen wir hingegen von der Kante stoßen.

Es ist nicht immer einfach mit ihren Entscheidungen klar zu kommen, da unsere zweite Hälfte oftmals hunderte, wenn nicht tausende Kilometer von einem entfernt ist - und im schlimmsten Falle noch nicht einmal von der eigenen Existenz weiß. Wie gehen wir damit um? Wie verhalten wir uns am geschicktesten, um unauffällig zu bleiben? -Ganz einfach: Wir verstellen uns.

Wir versuchen keine Gefühle zuzulassen und am allerwenigsten zu zeigen. Doch was wenn man daran zerbricht? Was wenn es einem irgendwann das wichtigste kostet? Frei zu leben.

Die Liebe verbindet und zerstört zugleich.

Man hat deshalb längst mit dem ganzen Thema abgeschlossen und versucht Alltag einkehren zu lassen, doch was, wenn es eines Tages jemand wagt, einfach so in unser Leben zu treten, um es dort komplett auf den Kopf zu stellen. Jemand, der es uns einfach nicht zulässt, dass wir ihm gegenüber situationsgerecht, angebrachte Gefühle äußern.. Was wenn wir das einfach nicht schaffen, weil derjenige uns längst mit seiner ganzen Art - möge sie noch so gefährlich für uns sein - einfach rund um in dessen Bann gezogen hat?

Welche Aufgabe hat die Liebe hierbei für uns bereit gelegt?

Zuzulassen, dass sie uns komplett beherrscht?

Oder

unser Herz von ihr fernzuhalten..?

....

Meine Augen erforschten seine Blicke, meine Ohren zogen die letzten Worte auf, bevor ich eine seiner Hände in meinem Nacken spürte. Zärtlich überwand er somit das letzte Stück zwischen uns, bevor seine Lippen auf meine trafen. Emotionen stiegen in mir auf. Ich hatte Harry eben alles erzählt, hatte mich das erste mal richtig ausgesprochen.. Hatte meine Seele von einer unendlich, drückenden Last befreit und war bereit Vertrauen aufzubringen. Ich hatte das Gefühl bekommen, wahrgenommen und angehört zu werden, während ich mich gleichzeitig immer freier fühlte und jetzt ließ ich auch noch Harrys Küsse tatsächlich erneut zu. Ich kam mir schon richtig jämmerlich vor, ständig so viele Tränen los zu lassen, doch die Situation überrumpelte mich maßlos, sodass ich sie nicht mehr weiter in Zaum halten konnte.

Wie konnte Harry meine Einstellung ihm gegenüber so verändern? Wir konnte ich mich so verändern?

Ich öffnete mich ihm komplett, ohne darüber nachzudenken, ob es Konsequenzen mit sich bringen würde. Ich war mir einfach so sicher, konnte es mir dennoch nicht erklären. Ich wollte mein Herz einfach nicht so schnell loslassen, nicht nach allem was war, doch ich zweifelte inzwischen sehr an der Kontrolle, die mir selbst darüber geblieben ist.

„Du weißt was mit ihm passieren würde, wenn er jetzt hier wäre.“, flüsterte Harry, nachdem er sich von mir gelöst hatte.

Oh ja, dahingehend war ich mir sogar ziemlich sicher, dennoch wollte ich Mike nicht unterschätzen. Er war auch öfter in Prügeleien verwickelt gewesen und hat dabei niemals den kürzeren gezogen.

„D..du weißt sicher warum ich nach England gekommen bin. Ich wollte studieren und mir hier Selbstständigkeit aufbauen, doch das sollte hauptsächlich zum Schein dienen. All das hätte ich schließlich ebenso in Amerika gekonnt, doch ich brauchte den sicheren Abstand zu ihm. Mike hat keine Ahnung wo ich mich momentan aufhalte.“, erwiderte ich leise, woraufhin ich mich in der Dunkelheit umsah. „Wobei, ich glaube die habe ich gerade selbst nicht einmal.“

Meine Lippen spitzten sich zu einem leichten Lächeln, während Harry meine Worte verarbeitete.

„Wenn das so ist...“, flüsterte er und kam mir näher, sodass sein Atem meine Haut streifte. „ …dann werde ich mich wohl oder übel zuvor noch bei diesem Arschloch bedanken müssen, bevor ich die Scheiße aus ihm heraus prügle.

thief of my heart ~stay with me #1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt