E I N S

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Juni

Das Klingeln meines Weckers riss mich aus dem Schlaf und mit wenig Begeisterung schaffte ich es unter die Dusche. Ich liebte es zu duschen, man kann sich entspannen, das Wasser regnet auf einen herab und man kann seinen Gedanken freien Lauf lassen. Einfach herrlich.
Glücklicherweise wurde ich durch die Dusche ein wenig wacher und konnte nun, nur noch halb so müde, in die Küche gehen und frühstücken. Der Duft von frischem Kaffee und Pfannkuchen stieg mir in die Nase als ich die Treppen herunterstieg.

»Na du Schlafmütze, bereit für deinen letzten Schultag.« »Ehrlich gesagt würde ich es gerne schon hinter mir haben, immerhin muss ich noch ein ganzes Jahr mit den zurückgeblieben Idioten verbringen und der Gedanke daran beschert mir schon wieder miese Laune.« Teresa sah mich mitfühlend an und legte mir einen Pfannkuchen auf den Teller während ich mir einen Kaffee in meine Tasse goss. »Ach Ellie, denk einfach positiv. Du hast jetzt knapp drei Monate frei, kannst den ganzen Tag faulenzen, machen was du willst und außerdem ist es Sommer, ich dachte du liebst den Sommer.« »Also zuerst einmal kann ich nicht den ganzen Tag faulenzen, immerhin habe ich ein paar Verpflichtungen und muss trainieren. Aber du hast recht, ich liebe den Sommer und ich kann es kaum erwarten im Pool zu schwimmen und mich zu bräunen... Ach ja, und seit wann bist du eigentlich so mütterlich geworden. Bist du schwanger?« mit einer fragenden Miene sehe ich sie an, während ich einen Schluck von meinem Kaffee nehme. »Bist du krank? Ich bin 21 was soll ich jetzt mit einem Baby? Und vorallem wer soll der Vater sein? Mein Liebesleben hat momentan Nullinie.« lachend setzt sie sich zu mit an den Tisch und nimmt sich einen Pfannkuchen. »Also wenn ich mich recht entsinne, haben du und Michele neulich heftig miteinander geflirtet, für mich sieht das nicht nach Nullinie aus.« »Ach halt doch die Klappe, zwischen uns läuft gar nichts und selbst wenn- « »... da was wäre ginge es mich überhaupt nichts an. Jaja schon klar süße. Aber ich muss jetzt los sonst komme ich an meinem letzten Tag auch noch zu spät. Ach ja und danke für das Frühstück, es war köstlich.«
Mit einem Küsschen auf jeder Wange verabschiedete ich mich von Teresa und machte ich mich auf den Weg zum meinem Auto um in die Schule zu fahren.

Eigentlich war der letzte Schultag immer etwas besonders, keinen Unterricht, eine Rede vom Rektor, die Lehrer loben uns wie toll wir waren und dann beginnen endlich die Sommerferien. Aber seit ich  vor einem Jahr auf die Las Vegas High gewechselt habe kann ich die Schule einfach nicht mehr ausstehen. Ich hasse meine Klasse aus tiefstem Herzen, denn als sie herausgefunden haben dass ich die jüngste der Stufe bin wurde ich von ihnen fertig gemacht aufgrund meiner Reife und der Intelligenz, die sogar ihre übertrifft. Klar klingt das ein wenig eingebildet, aber sie haben es mit ja selbst zugesprochen, während sie versucht haben mich psychisch kleinzumachen. Aber ich hab geschworen, dass ich dort niemanden an mich heranlasse und glücklicherweise hat es bis jetzt auch gut geklappt. Die einzige mit der ich mich einigermaßen gut verstehe, ist Olivia. Sie ist, wie ich, in der Schule auch nicht wirklich beliebt. Also haben wir beschlossen zusammen durch die Qualen zu gehen und haben es bisher gut gemeistert.
Während nun schon seit einer halben Stunden der Rektor sämtlichen Personen dankt und Preise wie Tiktaks verteilt, hoffte ich einfach das ich so schnell wie möglich hier verschwinden kann, als ich dann plötzlich mit Papierkugeln abgeworfen wurde. Ich drehte mich um und blickte in die Menge. Es waren niemand sonst als Jenny, Carter und ihre Handlanger. »Wow, wusste nicht das wir mittlerweile im Kindergarten angekommen sind.« »Du musst es ja wissen, immerhin bist du ja noch nicht so lange von dort weg.« Jennys piepsige Stimme dringt in mein Ohr und am liebsten hätte ihr einfach ein Klebeband auf den Mund geklebt. »Ja ich war erst heute morgen da und hab deine kleinen Gehilfen abgeholt.« Jenny sah neben sich wo Abigail saß und flüsterte ihr etwas ins Ohr. »Oh, musst du ihr jetzt noch den Text vorsagen damit sie ja alles richtig macht?« »Wie redest du eigentlich, hab mal Respekt du Kleinkind.« Mit einer beleidigten Miene sah Abigail mich an. »Du wirst ja richtig mutig, respekt. Vielleicht stellst du Jenny ja bald in den Schatten.« In dem Moment merkte ich wie Olivia mich antippte und auf unsere Lehrerin zeigte die mir ein Zeichen gab leise zu sein.
Das Thema ist noch nicht erledigt...

»Es war ein tolles Jahr mit euch, ihr habt euch alle deutlich verbessert und ich hoffe das ihr das nächstes Jahr so beibehalten, gerade dann wenn es drauf ankommt. Ich will euch jetzt auch nicht weiter aufhalten, ich teile euch jetzt die Zeugnisse aus, setzt euch aber bitte nochmal alle hin damit ich euch gemeinsam verabschieden kann.« Miss Evans nahm den Stapel von Ihrem Pult und begann die Namen aufzurufen. Normalerweise werden die Zeugnisse ja nachhause geschickt, aber hier läuft das irgendwie anders, keine Ahnung.
»Naa bereit für die Ferien?« Olivia grinste mich an. »Ja und wie. Ich kann es kaum erwarten endlich in den Pool zu springen, das wird nämlich das erste sein was ich mache wenn ich zu Hause bin.« »Wow. Seit wann habt ihr einen Pool? Kann ich auch kommen?« Bittend sah sie mich an. Oh man. »Also ehrlich gesagt passt es momentan nicht so gut, da ich ja erst vor circa 3 Monaten umgezogen bin und alles noch ein totales Chaos ist. Bitte nehme es mir nicht übel.« »Achso, ja verstehe ich. Ruf mich einfach an wenn es dir passt.« Ich nickte ihr zu, aber anrufen werde ich sie mit Sicherheit nicht. Es ist nicht so dass ich sie nicht mag, aber Olivia ist eben keine "Wir-treffen-uns-nach-der-Schule" - Freundin, vor allem nicht bei mir zuhause. Ich kann und will einfach niemand mit nach Hause nehmen.
Ich sehe durch die Menge und meine Augen blieben bei Carter, Jenny und ihren zwei Mitläufern Abigail und Liam hängen. Sie sind so lächerlich, sitzen da und gucken auf andere als wären wir Abschaum. »Was guckst du so?« Ich verdrehte meine Augen und sah wieder nach vorne an die Tafel. »Ich hab gefragt was du so guckst, oder verstehst du meine Sprache nicht, pequeña.« »Das ist spanisch, ich bin Italienerin du Vollidiot. Noch dazu bin ich nicht klein, deine Aussprache ist echt für die Tonne und ich kann gucken wie und wohin ich will, also heul leiser Carter.« Mit finsterer Miene blickte er mich an, sagte aber nichts mehr und wendete sich wieder seinen Freunden zu.
Tja, legt dich nicht mit einer Italienerin an.

»Ellie La Ventura« endlich nahm ich mein Zeugnis entgegen und bedankte mich bei meiner Lehrerin. Noch etwa vier Schüler und ich kann endlich nach Hause. »Und wie sieht dein Zeugnis aus?« Neugierig sah Olivia auf meinen Umschlag.  »Ich muss es gar nicht anschauen. Die meisten sind im zweier Bereich und eine vier hab ich auch nicht.« Da mich nicht wirklich interessiert wie es bei ihr aussieht, hake ich nicht weiter nach.

Nach weiteren zwanzig Minuten war es dann endlich soweit, ich sprintete beinahe zum Parkplatz, wo mein süßer Fiat 500 stand. Ich wollte gerade einsteigen, als ich die nervigen Stimmen der "Gang" hörte. Ich schüttelte nur lachend meinen Kopf und stieg ein.

Drei Monate keine Idioten. Das wird ein toller Sommer.

P R O M I S E SWo Geschichten leben. Entdecke jetzt