Freunde und Feinde

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Immer noch stand der Tränkemeister wie angewurzelt am See und starrte seinem Vorgesetzten nach, der schon vor einer ganzen Weile in Richtung Schloss verschwunden war. Er schäumte vor Wut! Seine dunklen Augen blitzen rachesüchtig auf und seine Hände ballten sich Unheil verkündend zu Fäusten. Wie konnte Potter es nur wagen, seinem eigenen Sohn so etwas anzutun? Wie konnte Albus es wagen Potter einfach nur eine weitere Woche zu Hagried zu schicken? Unzähmbare Aggressionen machten sich ihm breit und er ging im Kopf sämtlichen Foltermethoden durch die er kannte. Potter würde Leiden! Oh Ja! Wie gut das Morgen schon wieder Zaubertränke auf den Stundenplan des jungen Gryffindors stand! Er würde ihm so viele Punkte abziehen, dass Gryffindor selbst in 5 Jahre noch rote Zahlen schrieb! Er würde ihn nachsitzen lassen! Er würde ihn sein letztes Schuljahr nie vergessen lassen. Ob es wohl verboten war, Potter in ein Frettchen zu verwandeln? Ich könnte ihn auch einen schwierigen Trank brauen lassen und ihn zwingen ihn selbst zu probieren… Willst du in Askaban landen, Severus? Er zog es vor, auf diese Frage, seines Gewissens, lieber nicht zu antworten, denn er würde Askaban durch aus in kauf nehmen, wenn Potter dafür nie wieder in die Nähe seines Sohnes käme. Dies war Severus Snape, ein Mann mit einer Geschichte, die durch aus mehr als ein Leben hätte füllen können. Ein Held und ein Kämpfer. Für seine Freunde mutig, aber für seine Feinde tödlich!

Hermine, der es durchaus nicht entgangen war, dass ihr Lehrer zwischen Rachegelüsten und Mordlust schwebte, zog es vor ihn erst mal zur Ruhe kommen zu lassen. Denn so war er tödlich und zwar für jeden, von dem er sich im Moment angegriffen oder bedroht fühlte. Sie konnte das Knirschen seiner Zähne hören und sah wie seine Handknöchel, unter seiner ernormen Kraft, weiß wurden. Warum musste Harry auch immer so über die Strenge schlagen? Konnte der seinen Stolz nicht einfach mal hinten anstellen? Die junge Löwin gelangte immer mehr zu der Überzeugung, dass Snape, mit seiner Aussage durch aus nicht im Unrecht war. Harry war wirklich genau wie sein Vater. Genauso arrogant und selbstverliebt. Hauptsache die Mädels lagen ihm zu Füßen. Der Kleinkrieg zwischen den Beiden hatte schon in der ersten Klasse angefangen und damals hatte sie Harry noch Recht gegeben, aber seit dem Krieg hätte er doch eigentlich eines bessern belehrt sein müssen! Snape hatte immer auf der richtigen Seite gestanden, er hatte dafür alles riskiert und am Ende zwar gewonnen aber doch verloren. Wie sehr hasste sie es doch zwischen den Fronten zu stehen? Wie oft hatte sie zwischen Harry und Ron gestanden? Sie konnte es irgendwann nicht mehr zählen! Doch heute war sie sich ihrer Sache sicher! Sie wusste auf wessen Seite sie stand und das nicht nur Tobias zu liebe!

Wie viel Zeit vergangen war, vermochte keiner so genau zu sagen, denn mittlerweile hatte sich eine große Traube an Schülern um sie versammelt und starrten ungläubig ihren Lehrer an. Erst langsam dämmerte es Hermine! Sie hatten alle drei noch ihre Morgenmäntel an. Tobias und sie standen sogar nur in Boxershorts und T-Shirt am See und bemerkten erst jetzt langsam wie kalt es doch eigentlich war. Die junge Löwin wusste, dass dies bestimmt nicht zu Besserung von Snapes Laune beitrug und so nahm sie all ihren Mut zusammen und sprach ihn an. „Severus…“ zischte sie so leise das nur er es hören konnte. Sie sprach ihn bewusst beim Vornamen an, wollte sie ihn gerade nicht daran erinnern, wer und was sie war und vor allem wollte sie nicht schon wieder von ihm angeschrieen oder gar verflucht werden. Doch er schien in seiner Welt aus Hass und Wut gefangen zu sein, unfähig einen klaren Gedanken zu fassen, rührte er sich keinen Millimeter von der Stelle. Toll und jetzt? Vorsichtig startet sie einen neuen Versuch. „Komm, lass uns gehen…“ sagte sie sehr sanft und sehr leise. Dabei packte sie ihn vorsichtig am Oberarm und versuchte ihn zum Gehen zu animieren. Zu ihrer eigenen Überraschung folgte er, ihr wie im Trance und lies sich ins Schloss führen.

Gott sei dank war der Weg in die Kerker leer gewesen, so dass sie nur ein paar neugierigen Slytherins begegnet waren, die aber beim Anblick ihres Hauslehrers reiß ausgenommen hatten. Als sie endlich in seinen Räumen ankamen war das Frühstück, ganz zu Tobias Leidwesen, schon von den Elfen weggeräumt worden und nur noch die Unordnung zeugte von dem Duell zwischen Vater und Sohn. „Dann geh ich mal duschen…“ murmelte der Jüngste und verzog sich beleidigt in Richtung Badezimmer. Er würde sich gleich erst mal auf den Weg in die Küche machen müssen, denn so hungrig wie er war, würde er die Zeit, bis zum Abendessen, kaum überstehen. Hermine hatte nur mit den Augen gerollt und sich dann resigniert aufs Sofa fallen lassen. Sie hätte ihm am liebsten gesagt er solle sie nicht mit seinem, durchaus richtig schlecht gelaunten, Vater alleine lassen, doch die Worte blieben ihr im Hals stecken und so schwieg sie. Snape der immer noch kochte, erwachte langsam aus seiner Starre und begann unwirsch auf und ab zu laufen! Die junge Gryffindor meinte deutlich so etwas wie „POTTER“ aus seinem Gemurmel vernehmen zu können  und hielt es für besser ihn erst mal aus toben zu lassen.

Vater werden ist nicht schwer, Vater sein umso mehr...  Where stories live. Discover now