Nächtlicher Spaziergang mit Folgen

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Mit banaler Endgültigkeit schlug die Tür ins Schloss und Severus Snape war mit seinen Gedanken und Ängsten alleine. Tobias?!?! Echote es in seinem Kopf immer noch. Das musste doch alles ein böser Traum sein. Warum er? Warum hatte er, Severus, einen Sohn? Warum hatte man das Kind zu so einem grauenhaften Schicksal verurteilt, ihn als Vater zu haben? Seine Gedanken wirbelten unaufhaltsam durcheinander. Er hatte die Mühe aufgegeben sie zu ordnen, früher oder später, wusste er, musste er sich eh mit seinem Sohn aus einander setzten, also warum nicht gleich jetzt? Doch wie sollte er ein guter Vater sein, wenn er selber nie einen gehabt hatte? Traurig blickte er auf seine eigene ziemlich verkorkste Kindheit zurück und lächelte Wehmütig ins Feuer. Er hatte fast sein Leben lang jegliche Emotion und Gefühlsregung tief in sich Vergraben müssen, um zu überleben. Wie sollte er also einen Sohn groß ziehen und ihm ein guter Vater sein? Wie stellte Albus sich das bloß vor? Langsam kam die Wut auf seinen Vorgesetzten zurück. Während er so das saß und nach dachte, brach alles an Gefühlen was er die letzten Jahre eisern unter Verschluss gehalten hatte aus ihm heraus. Es überschwemmte ihn und er hatte das Gefühl in ihnen zu ertrinken.

Erneut griff er zum Glas und nahm einen tiefen Schluck, die bernsteinfarbene Flüssigkeit, brannte wohlig in seiner Kehler und schwemmte die aufkeimenden Gefühle ab. Dankbar dafür nahm er gleich noch einen Schluck und merkte dass der Alkohol anfing zu wirken. Wärme breitete sich in ihm aus und mit jedem Schluck verflüchtigten sich die aufgewühlten Gefühle. Er wusste selber das dies keine Lösung war, zumindest nicht auf Dauer, doch er beschloss die Emotionen erstmal wieder dahin zu spülen wo sie herkamen, bis er wusste mit ihnen umzugehen. Doch die Gedanken um Tobias blieben, was sollte er dem Jungen sagen? Würde er überhaupt was von ihm wissen wollen? Denn Albus hatte recht er hatte sich immerhin fast 9 Jahre nicht gekümmert. Was würde er an Tobias stellen machen, wenn sein Vater nach so langer Zeit einfach auftauchen würde? Doch er hatte ja noch nicht mal etwas von seinem Sohn gewusst.  Doch hätte er anders gehandelt wenn er es gewusst hätte? Vermutlich nicht. Wenn auch aus anderen Motiven. Sowohl Rebecca als auch Tobias wären in großer Gefahr gewesen hätte der dunkle Lord davon gewusst. Hätte er es anders gemacht wenn Voldermord nicht gewesen wäre? Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Er wusste es nicht. Seine Gedanken kreisten weiter und bereiteten ihm Kopfschmerzen.

Nur Warum musste sein Sohn ausgerechnet Tobias heißen? Bei dem Gedanken an seinen Vater wurde ihm schlecht. Er konnte immer noch nicht verstehen, wie seine begabte Mutter, einen Muggel wie ihn heiraten konnte, sie hätte jeden Zaubere haben können. Immerhin war sie eine sehr kluge Hexe gewesen, die ihrem Leben viel zu früh ein Ende gesetzt hatte. Und warum das alles? Natürlich wegen Tobias Snape. Wie er doch seinen eigenen Nachnamen hasste, wie er ihn doch immer wieder an seinen Vater erinnerte. Wie er diesen Mann hasste. Wie er seinen Vater hasste. Natürlich er hatte seine Rache an seinem Vater genommen, doch war das nichts gewesen zu dem was er ihm angetan hatte. Immer und immer wieder kam sein Vater besoffen nach Hause und hatte ihn und seine Mutter geschlagen. Immer und immer wieder hatte er seine Mutter in Schutz genommen und lieber selber die Schläge kassiert. In Gedanken fuhr er über seine Brust, unter all den Narben die er als Todesser eingesteckt hatte, lagen irgendwo die ersten Narben seines Lebens, herbei geführt durch seinen Vater. Er hatte das ganze Geld versoffen, hatte seine Mutter zu einer Frau am Herd gemacht und sie und auch ihn, seinen eigenen Sohn, für seine „Abnormalität“, wie er es nannte, gehasst.

Als er mit elf Jahren endlich den Brief aus Hogwarts bekommen hatte, war er froh gewesen endlich von Daheim wegzukommen, doch gleichzeitig hatte er angst, große angst, seine Mutter alleine mit seinem Vater zurück zu lassen. In jeden Ferien in denen er nach Hause kam schlug sein Vater ihn weiter, auch Lucius hatte das bald mitbekommen, spätestens als er sein erstes Mal mit ihm geteilt hatte, konnte er es vor ihm nicht mehr verstecken. Doch hatte Lucius so viel anstand ihn nicht drauf anzusprechen. Auch er hatte bis heute nie mit Lucius darüber gesprochen, er hatte eigentlich noch nie mit jemandem darüber gesprochen. Selbst mit Albus nicht, aber Severus konnte sich denken, dass er zumindest etwas ahnte, denn diesem Mann entging ja bekanntlicher Weise nichts. Als er 14 war hatte Dumbledore ihn in sein Büro zitiert und ihm unterbreitet dass seine Mutter sich das Leben genommen hatte. Für ihn war eine Welt zusammen gebrochen. In der Zeit musste er sich wohl auch in Lucius verliebt haben, weil er der einzige war der sich seiner angenommen und vor allem ihn verstanden hatte. Danach waren die Ferien unerträglich für ihn geworden, sein Vater behandelte ihn wie seinen Sklaven. Es war sogar soweit gekommen dass…

Vater werden ist nicht schwer, Vater sein umso mehr...  Where stories live. Discover now