Guten Morgen aus dem Nirgendwo

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Irgendwo über Deutschland ging gerade die Sonne auf und tauchte ihre Umgebung in ein warmes und freundliches rot. Nur konnte man die Gegend nicht gerade als freundlich bezeichnen. Sachte kitzelte Severus der erste Sonnestrahl vorwitzig an der Nase. Er fröstelte leicht und versuchte, noch immer im Halbschlaf versunken, seine Decke enger an sich zu ziehen. Doch da war keine! Stattdessen spürte er einen warmen, weichen Körper an seinem und einen Kopf leicht auf seiner Brust ruhen. Immer noch benebelt von seiner eigenen Müdigkeit, legte er seinen Arm enger um eben diesen Körper und zog ihn näher an sich heran. Er genoss die wärme die von diesem Körper ausging. Langsam stieg ihm ein muffiger Geruch in die Nase und er wusste auch ohne die Augen zu öffnen, das er nicht zu Hause, in seinen Kerkern, war. Doch wo war er? Mit jedem klaren Gedanken, den sein Verstand erreichte, wurde er wacher und der gestrige Tag sickerte langsam in seinen, immer noch ziemlich verschlafenen, Verstand durch. Albus Dumbledore! In seinem Büro! Er war Vater! Granger! Und… Oh Salazar hilf! Wenn sein Verstand nun richtig arbeitete hieß das, dieser warme, wunderbare Körper neben ihm, an ihm, gehörte GRANGER! Schlagartig riss er die Augen auf und sah auf den buschigen, braunen Haarschopf von Hermine Granger auf seiner Brust ruhen, der sich im takt seiner Atmung hob und senkte.

Wunderbarer Körper? Hallo Sev einer zu Hause? Das ist Hermine Granger, nervige, allwissende Gryffindor Göre, die dich mit ihrer lästigen Fragerei zum Wahnsinn treibt. Und überhaupt was erlaubte die sich eigentlich? Einfach so auf ihm rum zu liegen als wäre er ein Kissen oder gar ein Teddybär? Er wollte aufbrausen, sie wecken, sie anschreien doch dann begann sein Kopf wieder zu arbeiten und die gestrigen Eindrücke strömten unaufhaltsam auf ihn ein. Er musste schwer schlucken, das bedeutete er war immer noch an diesem…Ort, irgendwo in der Muggelwelt, ziemlich weit weg von zu Hause, von Hogwarts, von seinen Kerkern. Hätte er es nicht besser gewusst, würde er denken er hätte Heimweh… Severus das ist absurd! Wer mal richtig wach alter Knabe! Doch sein Herz schlug schneller und sein Puls ging unregelmäßig, er fühlte sich überhaupt nicht wohl hier. Er spürte wie Hermine sich im Schlaf leicht bewegte und beschloss es für den Moment einfach dabei zu belassen. Sie zogen, besser gesagt er zog, schon genug neugierige Blicke auf sich, versuchte er, sein Verhalten, vor sich selbst zu rechtfertigen. Er wollte sich selber nicht eingestehen, dass ihm ihre Nähe und Wärme nicht unangenehm war. Im Gegenteil sie beruhigte ihn, auf eine seltsame Art und Weise. Vielleicht lag es daran das sie in einer Welt zwischen den Stühlen lebte. Sie kannte sowohl seine Welt aber auch die der Muggel. Er musste zu geben ohne sie wäre er hier doch ziemlich verloren gewesen.

Gedanken verloren wandte er seinen Blick zum Fester und schaute hinaus. Die Sonne stand nun fast ganz am Himmel  und tauchte alles in ein helles Licht, welches ihn blendete. Am Horizont ragten Industriekamine in den Himmel, die ihren dicken, weißen Rauch in Richtung Sonne stießen und sich in der Morgendämmerung groß und schwarz von ihrem Hintergrund abhoben. Bei Tageslicht wirkte die ganze Kulisse noch dreckiger als in der Nacht, der Müll stapelte sich an den Gehwegen und von den wenigen, noch bewohnbaren Häusern, bröckelte langsam der Putz von den Wänden. Wer wollte bloß freiwillig hier leben? Versteh einer die Muggel! Aber auch in den baufälligen Häusern schien wieder jemand oder etwas, wer wusste das bei den Muggel schon so genau, zum Leben zu erwachen. Diese schienen von weiteren, wie nannten die Muggel sie? Obdachlosen? bezogen worden zu sein und bis auf die ersten Berufspendler und das grollen von fahrenden Zügen war es ruhig. Vereinzelt sah man noch die ein oder andere dunkle Gestallt den Heimweg antreten und irgendwo hörte man die letzten Lieder von grölenden Muggel verstummen.

Langsam kehrten seine Gedanken zurück und er musterte verstohlen die schlafende, junge Frau in seinen Armen. Leise musste er seufzten. Warum hatte er sie um Hilfe gebeten? Hätte er ihr das hier nicht besser erspart? Dies war doch nun wirklich kein Ort für eine kleine Gryffindor. Doch sie schien sich in seiner Gegenwart nicht unwohl zu fühlen und kuschelte sich wohlig an ihn. Wie spät war es eigentlich? Kurz nach 6! Zeigte die Uhr in dem schäbigen Kaffe an, auf der man die Zeit auch nur noch erraten konnte. Die Ziffern waren schon lange abgeblättert aber niemand schien sich die Mühe gemacht zu haben, sie zu erneuern. Severus seit wann machst du dir solche Gedanken um die kleine Granger? Komm mal zu dir! Verpass dir mal selber eine Ohrfeige, das ist ja schlimm mit dir heute! Sie hat die Frechheit auf die zu schlafen als wärst du ihr Kuscheltier! Du bist im besten Fall noch eine Fledermaus! Schimpfte er wütend mit sich selber. Aber es half nichts, er kam aus der Situation eh nicht mehr raus. Würde er sie wegschieben würde sie wahrscheinlich aufwachen. Würde er sie liegen lassen, würde sie irgendwann auch aufwachen! Egal wie er es drehte und wendete, die kleine Gryffindor hatte ihm gerade voll im Griff und das ärgerte ihn maßlos.

Vater werden ist nicht schwer, Vater sein umso mehr...  Donde viven las historias. Descúbrelo ahora