Ein Wochenende bei Tobias

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Als sie endlich das Büro des Schulleiters verlassen konnte, war es bereits früher Abend und die ersten Schüler waren, zum Essen, auf dem Weg in die große Halle. Snape, der wie von der Acromantula gestochen, durch die Gänge rauschte, achtete weder auf seine Umwelt noch darauf ob Hermine und Tobias ihm folgen konnten. Einen kurzen Moment war er dazu geneigt gewesen, den Weg zum Gryffindorturm einzuschlagen, Potter dort raus zu zerren und ihm sein selbstgefälliges Grinsen aus der Visage zu prügeln. Entschied sich dann aber doch auf dem schnellsten Wege in die Kerker zu gehen, da er keine große Lust verspürte schon wieder im Büro des Schulleiters zu laden – schon gar nicht mit Potter! Jeder Schüler der ihm begegnete verlor auf einen Schlag eine Unmenge an Hauspunkten, kassierte Strafarbeiten oder Nachsitzen bei Filch. Die meisten duckten sich oder änderten sogar ihren Weg, als sie die richtig schlecht gelaunte Fledermaus erblickten. Eine Gryffindor Zweitklässerin hatte es besonders schwer getroffen, denn Snape hatte sie einfach über den Haufen gerannt, ihr Punkte abgezogen – weil sie ihm im Weg stand – und sie dann einfach liegen lassen. Als Hermine und Tobias wenig später dort vorbei kamen, saß sie immer noch ziemlich eingeschüchtert auf dem  Boden und starrte in die Richtung, in die Snape verschwunden sein musste. Tobias half ihr charmant und entschuldigend wieder auf die Beine, kassierte dafür ein leichtes Lächeln und machte sich dann wieder auf den Weg um seinem, durchaus übel gelauntem, Vater zu folgen.

Als Snape kurz darauf, Wut schnaufend, vor seinen Räumen zum stehen kam, murmelte er hektisch sein Passwort und floh regelrecht in die schützenden Wände seiner Kerker! Sofort lies er sich in seinen Sessel fallen und schloss müde die Augen, der Tag hatte ihn geschafft! Mit einem halbherzigen Schlenker seines Zauberstabes, entzündete er ein Feuer im Kamin, welches ihm sofort entspannende Wärme schenkte. Er sah verbraucht und abgeschlafft aus, wirkte noch blasser als sonst und tiefe Augenringe zeichneten sein Gesicht, welches im schein der Flammen noch älter wirkte. Gebannt lauschte er in die Stille und sein Kopfschmerz flaute langsam wieder ab. Doch wusste er, dass diese himmlische Ruhe nicht von langer Dauer sein würde. Immerhin hatte man ihm die kleine Gryffindor aufs Auge gedrückt, ohne ihn vorher mal gefragt zu haben. Eigentlich war das Wochenende etwas, das er sich schon montags morgens herbei sehnte, doch jetzt hatte er nicht nur Hermine in seinen Räumen sondern war auch noch zum, vorüber gehenden, Schulleiter befördert worden. Und warum das alles? Weil Albus Ich – hab – Langeweile – Dumbledore entschieden hatte sich einfach ein paar Tage Urlaub zu gönnen. Und wer musste darunter leiden? Natürlich ER! Severus Snape, Tränkemeister von Hogwarts, Ex – Todesser und einst Spion für den Orden. Sein Sohn würde ihn mit großer Wahrscheinlichkeit nachher noch nach seiner Vergangenheit fragen, weil Potter ja seinen vorlauten Mund nicht halten konnte und bei Hermine musste er sich auch noch bedanken und entschuldigen. Dies war wirklich nicht sein Tag! Bitter weitete er diesen Gedanken auf sein ganzes Leben aus und lehnte den Kopf zurück.

Wenig später hatten auch Tobias und Hermine endlich ihr Ziel erreicht und die junge Gryffindor wurde zunehmend nervöser. Auf was hatte sie sich da bloß eingelassen? Das immerhin immer noch Snape! Verhasster Tränkemeister und übel gelaunte Fledermaus aus den Kerkern. „Alles klar?“ Wollte Tobias wissen, der ihre Veränderung durchaus bemerkt hatte. „Ja“ antwortete die junge Löwin steif, während sie mit zittrigen Fingern an ihrem Umhang nestelte. Snape Junior nickte ihr aufmunternd zu, murmelte das Passwort und klopfte leise an. Als er kurz darauf die Räume seines Vaters betrat, die nun auch seine Räume waren, erblickte er diesen, missmutig dreinblickend, in einem der Sessel. „Hallo…“ war alles was er sagte, um sich bemerkbar zu machen. Als antwort bekam er nur ein verärgertes Knurren und er wusste das er seinen Vater jetzt besser erst mal alleine ließ. In diesem Zustand war es nur eine Frage der Zeit bis er Opfer eines Wutanfalls wurde. „Komm…“ sprach er darum leise, seine Begleiterin an und führte sie durch das Wohnzimmer in seine eigenen vier Wände. Hermine folgte ihm stumm, sie war sich nicht sicher ob sie ihren Lehrer nun auch grüßen sollte oder besser den Mund hielt. Entschied sich, auf Grund seiner Laune, aber dagegen und brachte keinen Ton über ihre Lippen. Tobias schien langsam den Bogen raus zu haben, wie er mit seinem Vater umzugehen hatte und wann es besser war zu schweigen! Irgendwie beneidete sie ihn darum! Was würde sich nicht alles dafür geben um diesen Mann zu verstehen? Hallo Hermine? Einer zu Hause? Geht’s noch? Hallo? Snape!?!? Severus Snape?!?! Böser Kerkerbewohner und Ex – Todesser! Komm mal wieder zu dir! Ihr Verstand hatte eindeutig Recht, aber ihr Herz sprach eine ganz andere Sprache!

Vater werden ist nicht schwer, Vater sein umso mehr...  Where stories live. Discover now