Abenteuer Straßenkinder

3.2K 133 9
                                    

Als sie kurze Zeit später wieder, frisch und gesättigt, durch den Bahnhof schritten, hatte sich das Bild eigentlich kaum verändert. Zwar strömten nun Berufspendler und Reisenden in Scharen durch die Gänge aber  der Geruch und die bedrückende Atmosphäre waren geblieben. Die ersten Muggel, die sich an den Wänden ihr Nachtlager gesucht hatten, erwachten langsam und suchten schon nach dem nächsten Rausch. Der beißende Gestank von Müll, Alkohol, kaltem Rauch und Erbrochenem hing immer noch schwer in der Luft und legte sich über den gesamten Bahnhof. Irgendwo in dieser Idylle aus Hoffnungslosigkeit suchten sie die Nadel im Heuhaufen. Severus und Hermine zogen immer wieder vereinzelt Blicke auf sich. Kein Wunder, denn mit seinem schwarzen, fledermausartigen Umhang, seinem ebenso schwarzem Haar und seiner blassen Haut, passte er so gar nicht in diese Welt. Nach und nach krochen nun auch die jungen Muggel aus ihren Ecken und scharrten sich in Grüppchen zusammen um den heutigen Tag zu überleben.

Zwischen all den umher eilenden Menschen, beschlich Severus das leise Gefühle von Zweifeln und schwindender Zuversicht. Wie sollte er seinen Sohn bitte in diesem Haufen von Ameisen finden? Konnte Granger nicht mal wieder einen ihrer glorreichen Vorschläge machen? Sie hielt doch sonst nie die Klappe. Aber sie schien damit beschäftigt zu sein, das schier unmöglich zu versuchen, Tobias in der Menschenmasse zu erspähen. „Und nun?“ zischte er ungehalten. Hermine blieb stehen und schaute ihn lauernd an, er konnte fast die kleinen Rädchen in ihrem Kopf arbeiten hören. Sie kaute auf der Unterlippe und beobachtete eine Gruppe von jungen Muggeln die nicht weit von ihnen auf dem Boden saßen und sich unterhielten. „Könnten sie mir mal den Umschlag geben, Professor?“ fragte sie in Gedanken versunken und schien fieberhaft über irgendetwas nach zu denken. Severus zog hektisch den Umschlag aus dem inneren seines Umhangs und hatte schon Hoffnung das Hermine das unmögliche nun doch vollbracht hatte. Hermine griff danach und ging direkt auf die Gruppe der Jungen Muggel zu. „Entschuldigt bitte…“ begann sie und hoffte das zumindest einer von ihnen etwas Englisch sprach.

Die Jungen Muggel hatten sie schon kommen sehen, immerhin war ihnen Hermines reizender Begleiter nicht entgangen.  „Spricht einer von euch Englisch?“ fragte Hermine höflich, nachdem sie ihre ungeteilte Aufmerksamkeit hatte. „Ja etwas“ antwortete ein junges Mädchen, ungefähr im selben Alter wie Hermine, mit grün-blauen Haaren und lächelte sie freundlich an. „Äh…“ machte Hermine, nun darauf bedacht ihre Worte einfach zu halten. „Vielleicht könnt ihr mir ja helfen…“ Sie hatte langsam gesprochen und versucht auf dem Gesicht des jungen Mädchens abzulesen, ob sie sie verstanden hatte. „Worum geht’s?“ fragte sie zurück und bot Hermine an sich zu ihnen zu setzten. Mit leichtem Zögern aber ohne einen Blick zurück ließ sie sich neben ihr auf dem Boden nieder. Hermine zog das Foto aus dem Umschlag und drehte es verlegen in der Hand. „Hier!“ sie hielt dem Mädchen das Foto hin. „Habt ihr den Jungen schon mal gesehen?“ fragte sie und hatte nun wohl doch zu schnell gesprochen, denn auf ihrem Gesicht zeichneten sich große Fragezeichen ab. „Habt ihr den Jungen schon mal gesehen?“ fragte sie noch einmal diesmal aber wesentlich langsamer. Sie reichte das Foto unter den jungen Muggeln rum und ein Junge mit rotem Haar meldete sich, an das Mädchen mit den blau-grünen Harren gewandt, zu Wort. Hermine verstand zwar kein Wort von dem, was in Deutsch gesprochen wurde, aber konnte an seinem Tonfall erkennen, das er Tobias schon mal gesehen hatte.

Nachdem er geendet hatte schaute das junge Mädchen Hermine verlegen an und schien krampfhaft darüber nachzudenken wie sie das eben gehörte in Englisch weiter geben sollte. Hermine erfuhr in bruchstückhaftem Englisch das der Junge, Tobias gestern gesehen hatte und er sich meistens am Südtor des Bahnhofs aufhielt. Sie konnte zwar nur erraten was das junge Mädchen ihr erklären wollte, aber sie danke ihr trotzdem. Sie stand auf und gab ihr etwas Geld bevor sie zu Severus zurückkehrte, der noch immer an demselben Fleck stand wo sie ihn zurück gelassen hatte und ihre Tun mit regem Interesse verfolgte. „Was sollte das denn?“ zischte er weiter hin ungehalten und nun eindeutig sauer. „Beruhigen sie sich, Sir! Ich habe sie nur gefragt ob einer von ihnen Tobias schon mal gesehen hat und ihnen das Foto gezeigt!“ gab sie zurück, noch nicht gewillt ihm zu erzählen was sie erfahren hatte, da er seine Wut mal wieder nicht im Zaum halten konnte. „Und?“ knurrte er ungeduldig. „Einer von ihnen hat ihn schon mal gesehen, er soll sich wohl am Südtor aufhalten“ gab sie triumphierend zurück und setzte sich in Bewegung, in Richtung ihres neuen Anhaltspunktes.

Vater werden ist nicht schwer, Vater sein umso mehr...  Where stories live. Discover now