Die Muggelwelt und ihre Tücken

4K 135 49
                                    

13 Minuten und 50 Sekunden später, stand eine völlig abgehetzte Hermine vor der großen Halle, wo sie schon von ihrem ungeduldigen Professor erwartet wurde, der nervös vor dem Eicheportal auf und ab schritt. Er schien sie nicht zu bemerken, denn Hermine beobachtet ihren Professor nun schon eine ganze Weile, er war sichtlich aufgewühlt. So hatte sie ihn eigentlich noch nie gesehen. Noch nicht mal wenn er Neville in der nähe eines Kessels wusste. Was wohl in ihm vorging? Er hatte behauptet kein guter Vater zu sein. Wenn man sich auf sein Verhalten, seiner Schüler gegenüber berief, würde man selber auch zu keinem anderen Schluss gelangen. Nur irgendetwas in Hermine hielt sie davon ab auch so über ihn zu denken, wenn es um seinen eigenen Sohn ging. Dieser Mann konnte einfach nicht ganz kalt und Gefühllos sein. Irgendwie hatte sie sogar mit Mitleid mit ihm, wie er da auf und ablief total in Gedanken vertieft und wahrscheinlich kurz davor einen Rückzieher zu machen - das war so gar nicht der Professor Snape aus dem Unterricht. Hermine ist das nicht egal? Immerhin sprechen wie hier von Snape! Versuchte sie sich in Gedanken selbst zu recht zu rufen. Doch bevor sie sich weiter mit den Gedanken um ihn beschäftigen konnte, bemerkte er sie.

Er hielt in seinem Tun inne und schaute sie aus kalten Augen an. „Sie sind zu spät!" stellte er zynisch fest. „Können sie nicht einmal pünktlich kommen?" knurrte er und seine tiefe Stimme verpasste Hermine eine Gänsehaut, auch wenn ein wütender Snape eigentlich die unpassendste Gelegenheit dafür war. Wütend zog er seinen Reiseumhang enger an sich und Hermine ertappte sich bei dem Gedanken, was er wohl so alles unter dieser Schicht an Klamotten versteckte. Doch dann wurde sie von seiner Stimme wieder aus ihren Gedanken geholt - von seiner unglaublich dunklen und tiefen Stimme. Himmel Hermine jetzt ist aber gut, das ist immer noch Snape die alte, chronisch schlecht gelaunte, Fledermaus aus den Kerkern. „Prof. Mc Gonnagall's Idee, Potter oder Weasley in eine Taschenuhr zu verwandeln, war gar nicht mal schlecht, vielleicht sollte ich das mit ihnen auch mal versuchen..." spottete er. Sie musste ja nicht wissen dass Verwandlung eins seiner schlechteren Fächer war, wenn man vom Fliegen mal absah. „Ich war pünktlich, nur sie waren so in Gedanken dass sie mich nicht einmal bemerkt haben... Sir" wetterte Hermine los und hatte, in ihrer Wut, das „Sir" noch in letzter Sekunde hinten anhängen können. „20 Punkte Abzug von Gryffindor, wegen wiederholtem zu spät Kommens und weiter 10 wegen Respektlosigkeit eines Lehrkörpers gegenüber!" schnarrte er und seine Augen verengten sich zu Schlitzen.

Es war ihm unsagbar unangenehm dass sie ihn bei einer, so menschlichen, Sache, wie dem Nachdenken erwischt hatte. Normalerweise tat er das nur wenn er alleine in seinen Kerkern war. Aber selbst da lief er immer und ständig Gefahr das Albus einfach unangemeldet herein platze. Hermine die sich in der zwischen Zeit gesammelt hatte versuchte ihre aufwallende Wut wieder runter zu schlucken, oder zumindest unter Kontrolle zu bringen. Immer hin würde sie wohl, wenn es hart auf hart kam, das ganze Wochenende mit ihrem, immer schlecht gelaunten, Zaubertrank Professor verbringen. Da war es nun mal besser wenn sie ihm keinen Grund lieferte, ihr einen Fluch auf den Hals zu jagen. Wenn er seine Wutausbrüche schon nicht im Zaum halten konnte, dann wenigstens sie ihre. Einer musste ja mal etwas Reife und Verantwortung zeigen. Sie wurde das ungute Gefühl nicht los, wenn sie Tobais gefunden hatten, mit 2 Kindern den Heimweg anzutreten. „Entschuldigung Sir" sagte sie so aufrichtig und ehrlich wie es ihr, unter ihrer Wut, möglich war. Verwirrt schaute der Tränkemeister hoch und seine schwarzen kalten Augen trafen auf ihre braunen und warmen. Für den Bruchteil einer Sekunde war er sichtlich verwirrt gewesen, doch schaffte es seine Mine noch rechtzeitig zu verschließen. Doch innerlich war für ihn gerade die nächste Gründersäule von Hogwarts gefallen. Eine Gryffindor entschuldigte sich bei ihm? Der Oberschlange?

Aber er hatte gerade keine Lust sich damit näher zu befassen, immer hin hatten sie schon genug Zeit verloren und er wollte das alles so schnell wie möglich wieder hinter sich bringen. „Wie sollten aufbrechen" sagte er knapp und monoton, als spräche er eher mit sich selber als mit ihr. Es war fast Mitternacht und er hatte wirklich keine Lust sich länger als nötig mit dieser Sache zu befassen. Würde er seinen Sohn finden, würde er ihn schon irgendwo anders unterbringen können, egal was Albus dazu sagen würde. Doch irgendwo tief in ihm, schmerzten ihn seine eigenen Gedanken. Hermines nicken, zu Bestätigung seiner Aussage, hatte er gar nicht wirklich registriert. „Auch wenn sie ihre Prüfung im Apparieren schon abgelegt haben, erachte ich es trotzdem als sinnvoller gemeinsam zu apparieren, da wir beide nicht genau wissen wo wir eigentlich hin müssen!" sagte er zähneknirschend, um sich nicht länger mit seinen eigenen Gedanken und Gefühlen beschäftigen zu müssen. Sein Vorschlag bedeutet aber auch dass, sie ihm näher kommen müsste als er es eigentlich jemals zulassen würde. Hermine hatte schon den Mund aufgemacht um zu protestieren, doch er fuhr ihr harsch über eben diesen, indem er mit seinen Ausführungen fort fuhr. „Ich nehme sie schließlich mit damit sie mir helfen mich dort zu Recht zu finden und nicht damit sie in einer anderen Ecke in Deutschland wieder auftauchen als ich!" sagte er und seine Stimme klang mehr als verachtend.

Vater werden ist nicht schwer, Vater sein umso mehr...  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt