Chapter 131

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(Bild: Alec)

Alexander Malfoy P.o.V.:

Jeden Morgen wache ich auf. Jeden Morgen schaue ich als erstes auf mein Armband. Jeden Morgen ist es leer.
Der Ablauf, der folgt, ist immer der gleiche. Als wäre ich in einer Zeitschleife gefangen.
Ich überzeuge mich selbst davon, dass Selena nicht antworten kann, weil sie das Armband verloren hat, dass sie nicht schreibt, weil sie sich verstecken und mich nicht in Gefahr bringen will. 
Ich ziehe mich an und setze mich an den Frühstückstisch. Und mit jeder Sekunde schwindet meine verzweifelte Hoffnung, dass sie überhaupt noch am Leben ist. 

Lucius und Narzissa reden über anstehende Ereignisse, den Tagesplan, was es zu Mittag geben wird. Einer der Hauselfen bringt Vater sein Frühstück ans Bett. Ich sitze auf meinem Platz. Still. Appetitlos. Als würde jemand anderes meine Bewegungen steuern.

Mit jedem Tag ohne Lebenszeichen wächst die Gewissheit, dass ich Selena niemals wiedersehen werde. Nie wieder...
Lucius, den ich schon zweimal nach den Vorkommnissen im Haus der Potters gefragt habe, hat mir zwar nie ihren Tod bestätigt, doch der Tagesprophet hat das ziemlich klar gemacht. 

Am liebsten würde ich aufstehen und aus diesem Leben - dieser toxischen Existenz, in der ich mein Leben lang gefangen gehalten wurde - entfliehen. Doch dafür gibt es keinen Grund mehr. Selena wurde zu meinem Leben. Zu dem Grund, wieso ich lebte. 
Ohne sie habe ich keinen Grund, Malfoy Monor zu verlassen. Ohne sie habe ich keinen Grund, meine wahren Ansichten zum Dunklen Lord zu verbergen. 
Der Tod wäre eine Erleichterung. Vielleicht würde ich sie auf diese Weise wiedersehen. 

"Alexander? Hast du verstanden, was ich gesagt habe?", reißt mich mein Bruder aus meinen Gedanken. 
"Tut mir Leid, nein, habe ich nicht."
Ich hebe den Kopf und lasse Lucius, der bereits in der Tür steht, seufzen. Er mag es gar nicht, sich wiederholen zu müssen.
"Ich werde zum Abendessen zurück sein. Narzissa wird jede Minute zu ihrer Freundin aufbrechen. Vater und ich wünschen, dass du die Bücher liest, die in der Bibliothek bereitliegen."
Vater und ich wünschen... Soetwas sagt er die letzten Tage ständig. Vater und ich... Du sollst... Ich erwarte... Vater möchte... "Und heute kommt Giuliano vorbei. Gib dein Bestes!"

"Ich werde mich gleich dransetzen, Lucius.", eine Spur Genervtheit kann ich nicht aus meiner Stimme verbannen.
Lucius hebt die Augenbrauen, sagt aber nichts. Er dreht sich um und verlässt das Haus. Auch Narzissa verlässt den Tisch und lässt mich mit meinen starren Bewegungen zurück.
Augenblicklich lasse ich meine Maske fallen und mit ihr meine Gabel. Mir ist übel. Schon seit dem Tag, an dem Lucius zum Haus der Potters aufbrach.

Es war der gleiche Tag, an dem ich Selena wachgeküsst habe. An dem ich ihr versprochen habe, dass alles gut wird. An dem sie mir versprochen hat, sich von mir zu trennen, sollte ich jemals ein Todesser werden und an dem ich mich aus Selenas Bett geschlichen habe, um in mein Leben hier zurückzukehren. Um hier zum Todesser ausgebildet zu werden. Durch Bücher und einem ehemaligen Profi-Duellierer aus der Untergrundszene.

Selena würde hassen, was aus mir wird. Sie würde enttäuscht sein, sich vor dem Wissen ekeln, dass ich mit jedem Buch und jeder Duellierstunde sammle. 
Ich erinnere mich an jedes ihrer Worte und kann nicht aufhören, darüber nachzudenken.

Der schwere Stuhl scharrt über den Boden, bevor ich mich mit großen Schritten auf den Weg ins obere Stockwerk mache. 
Sie kann nicht mehr enttäuscht sein, denn sie ist tod. Endgültig und für immer.

Manchmal erwische ich mich bei dem Gedanken, wie viel leichter es wäre, hätte ich sie nie richtig gekannt.
Hätte ich damals gewusst, wie sehr es Schmerzen würde, sie zu verlieren, hätte ich mich dann auf unsere heimliche Beziehung eingelassen?
Wahrscheinlich. Denn eine Sekunde mit ihr ist mehr wert als jeder Schmerz der Welt. War mehr wert.

𝐁𝐥𝐚𝐜𝐤 𝐓𝐰𝐢𝐧𝐬 (ʰᵃʳʳʸ ᵖᵒᵗᵗᵉʳ/ʳᵘᵐᵗʳᵉⁱᵇᵉʳ ᶠᶠ)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt