𝐁𝐥𝐚𝐜𝐤 𝐓𝐰𝐢𝐧𝐬 (ʰᵃʳʳʸ ᵖᵒᵗᵗᵉʳ/ʳᵘᵐᵗʳᵉⁱᵇᵉʳ ᶠᶠ)

Chapter 106

(Bild: Gerichtssaal)

Lily Evans P.o.V.:

"Hiermit beginnt die Gerichtsverhandlung von Selena Cedrella Black, die der illegalen Verwandlung zum Animagus beschuldigt wird.", die schnarrende, fast schon gelangweilte Stimme des Vorsitzenden hallt im Gerichtssaal wider und bohrt sich in mein Gedächtnis. 
James neben mir atmet tief ein. 
Ich werfe ihm einen Seitenblick zu. Er sieht blass aus und löst seine Augen keine Sekunde von Selena, die in der Mitte des Saales sitzt. Schrecklich winzig im riesigen Gerichtssaal. 
Immerhin wurden die Ketten, die sich in den Lehnen der Stühle der Angeklagten befinden sollen, nicht um ihre Handgelenke gelegt. 

"Die Verhandlung wird von mir, Bartemius Crouch, geführt. Alejandro Lopez, Leiter der Abteilung zur magischen Strafverfolgung, zu meiner rechten. Mein Assistent, Peter Melloy, zu meiner linken. Ansonsten sind nur ein Gerichtsschreiber und die ...", er räusperte sich und sieht in die fast leeren Zuschauerränge, "...Angehörigen der Angeklagten anwesend." Langsam drehe ich den Kopf, sehe an James, Sirius und den Potters vorbei, zur hintersten Reihe des Besucherblocks, in der zwei Gestalten mit steinernen Gesichtszügen sitzen und keinen der Anwesenden eines Blickes würdigen. Einzig Crouch wird von Walburga und Orion Black beachtet.
Ich habe sie noch nie persönlich getroffen und kenne sie nur aus Selenas und Sirius' knappen Erzählungen. Für mich waren sie immer gigantische Monster mit gruslig leuchtenden Augen, die, so seltsam es klingt, ewig lange Fingernägel haben. Ich habe sie mir ... verwahrloster vorgestellt. Auf den ersten Blick grausam.
Aber jetzt sehe ich nur eine schwarz gekleidete Frau mit steifem Nacken und starren Augen. Orion Black, von dessen wachsamen dunklen Augen die einzige Gefahr auszugehen scheint, muss sogar einen Gehstock benutzen. Sie wirken gebrechlich, alt. Harmlos.
Doch ich weiß, dass das Aussehen täuscht und mir wäre es hundert mal lieber, wenn sie nicht in meinem Rücken sitzen würden.

"Das Ministerium hat vor genau zwei Wochen um 21 Uhr und 23 Minuten diese Selbstanzeige per Eulenpost erhalten. Im Verhör mit Gabriella Brooks und Alejandro Lopez haben Sie zugegeben, den Brief selbst geschrieben zu haben weil Sie Gewissensbisse bekommen haben und sich endlich vor Gericht verantworten wollen."
Der ausdruckslos schauende Assistent links vom Vorsitzenden lässt mit dem Zauberstab einen Brief hochschweben. 
"Ist dies besagter Brief?", fährt der Vorsitzende fort. Seine Augen bohren sich in die Selenas. Er scheint kein Fan von ihr zu sein.
Selena nickt, erinnert sich dann, dass sie es aussprechen muss und lässt ein "Ja" hören. 
"Haben Sie ihn geschrieben?"
"Ja"
Die Augen des Vorsitzenden leuchten triumphierend auf. Und nur für den Bruchteil eines Augenblicks sieht er zu den Blacks in der hintersten Reihe.
"Demnach haben Sie sich vor zwei Jahren die illegalen Verwandlung zum Animagus vorgenommen. Wie auch im Verhör bestätigt wurde. Sehr gut, sehr gut." Der Vorsitzende sieht in die Unterlagen, die vor ihm auf dem Pult verteilt sind. "Ein schwarzer Hund mit einem weißen Stern auf der Stirn. Sie beschreiben auch, dass Sie es zum Schutz vor Ihrer Familie getan haben. Aus Angst."
"Die Blacks sind schon lange nicht mehr meine Familie.", Selena wirkt nicht so, als würde sie die Anwesenheit ihrer biologischen Eltern großartig kümmern. Zumindest lässt sie sich ihren Ärger nicht anmerken.
"Nun, vor dem Gesetz sind sie es.", fährt Crouch Selena eisig über den Mund. Seine Augen wirken wie dunkle Löcher, die jeglicher Art von agefühl abgeschworen und jeden Funken Verständnis verloren haben. 

James neben mir knetet nervös seine Hände. Lehnt sich vor und eine Sekunde später wieder zurück. Er fährt sich durchs Haar und hat dabei die ganze Zeit eine tiefe Falte auf der Stirn. 
Ich weiß selbst nicht, was in mich gefahren ist, als ich meine Hand auf seine lege, die gerade eben noch im Sekundentakt auf seinen Oberschenkel geklopft hat. Vielleicht hat mich einfach der Tick gestört?
Erschrocken über meine eigene Handlung drehe ich schnell den Kopf wieder zu Selena, die aufmerksam den Worten von Bartemius Crouch lauscht, der immer weiter über Selenas Gründe und die Blacks redet. Als würde hier geklärt werden, ob die Blacks ehrenwerte Bürger sind. Als würde das zur Diskussion stehen!
Während Selena jedes seiner Worte verstehen zu scheint, kommt bei meinem Gehirn kein bisschen davon an. Ich kann mich nur darauf konzentrieren, dass James Potter mich gerade von der Seite ansieht. Überrascht wahrscheinlich. 
Jetzt senkt er den Blick auf unsere Hände. Jetzt dreht er seine Hand. Jetzt schiebt er seine Finger wie in Zeitlupe zwischen meine. Ganz automatisch klappen auch meine Fingerspitzen um und legen sich auf James' Handrücken. Auch unsere Daumen überkreuzen sich.
James legt seine andere Hand auf unsere verschränkten, als hätte er Angst, ich würde meine Hand gleich zurückziehen. Ein Kribbeln fährt meinen Arm hinauf bis in meinen Oberkörper und plötzlich muss ich mich aufs Atmen konzentrieren. Seltsamerweise macht mich diese Berührung gleichermaßen nervös und ruhig.
James neben mir zu wissen macht mich von innen heraus verrückt, doch Selenas Anhörung kann ich wieder mit der nötigen Aufmerksamkeit folgen, sobald James seinen Blick von mir abgewendet und wieder auf den Vorsitzenden gelenkt hat. 
Die Wärme seiner Hände beruhigt mich. Lässt mich sogar mutig genug werden, um ihm hinter meinem Haar versteckt einen unauffälligen Seitenblick zuzuwerfen. Er hat sich wieder dem Geschehen einige Stufen weiter unten im Gerichtssaal gewidmet, drückt aber meine Hand, als würde er meinen Blick spüren. Meine Wangen werden rot. Gerade als ich meine Augen wieder auf Selena richten will, sehe ich Sirius, der die Unterarme auf der Lehne vor sich abgelegt hat und exakt in diesem Moment meinem Blick begegnet. Seine Augen springen zu James' und meinen verschränkten Händen, dann wieder zu mir. Einen Moment lang scheint er mich zu taxieren. Der Moment zieht sich in die Länge und ich bin versucht, meine Hand zurückzuziehen. Doch dann bildet sich schleichend ein Grinsen auf seinen Lippen. Wenn wir jetzt nicht wären, wo wir sind, würde er einen Spruch loslassen, soviel ist sicher. Hastig richte ich meine Aufmerksamkeit wieder auf Selena, doch nicht schnell genug, um Sirius Zwinkern zu übersehen, das aber offensichtlich nicht nur ich gesehen habe, denn James rammt ihm fast vollständig von Blicken verborgen den Ellenbogen in die Seite. 
Sirius dreht sich wieder nach vorne. James drückt meine Hand beruhigend, wendet sich aber nicht noch einmal von Selena ab.