Chapter 20

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(Bild: Remus Lupin als Werwolf)

Remus Lupin P.o.V.:

Die Tage vor und nach dem Vollmond sind die schlimmsten. An die Nacht selbst kann ich mich kaum erinnern. Außer verschwommenen Schatten und wage Erinnerungen an mein eigenes monsterhaftes Knurren und Brüllen ist alles in meinem Kopf wie ausgelöscht. Als hätten diese Stunden nicht stattgefunden. Doch das haben sie. Meine Verletzungen machen mir das mehr als nur deutlich. Obwohl diese seit meine verrückten Freunde mir beistehen viel harmloser sind, als in den letzten Jahren. Jetzt sind es nur noch oberflächliche Kratzer, die Madam Pomfrey innerhalb von Minuten wieder verheilen hat lassen. 

Dennoch, das bedeutet nicht, dass ich am Tag nach Vollmond schon wieder in den Unterricht darf. Laut der Krankenschwester kann es nämlich sein, dass ich mir in meinem verwandelten Zustand irgendwelche tieferen und nicht gleich sichtbaren Verletzungen zugefügt habe - weswegen ich den ganzen Tag im Krankenflügel verharren muss. Und dass, wo ich eh schon so viele Krankheitstage habe. 

Doch wenn ich ehrlich zu mir selbst wäre, würde ich mir eingestehen, dass ich die paar Stunden Schlaf in ruhiger Umgebung und in himmelweichen Betten wirklich nötig habe. Aber ich bin nun einmal stur und der Meinung, dass ich in dieser Zeit ebenso gut in Unterricht sitzen könnte. Immerhin bin ich in Hogwarts - trotz meines sogenannten kleinen pelzigen Problems - um zu lernen, zu studieren und mir vielleicht irgendwann ein einigermaßen normales Leben aufzubauen. 

Doch stattdessen liege ich auch am Nachmittag - wo ich längst ausgeschlafen habe - noch in dem schneeweißen Bett und sinniere vor mich hin. Als endlich Sel und Lily durch die große Flügeltür kommen, sitze ich sofort aufrecht im Bett und bettle schon fast darum, dass sie mir den Unterrichtsstoff des Tages geben. 

Sel und Lily lassen sich lachend zu meinen Füßen auf das Krankenbett fallen. Die beiden erklären mir, was sie alles im Unterricht gemacht haben und zusammen beginnen wir mit dem Zaubertrankaufsatz für Professor Slughorn - was Madam Pomfrey mit zusammengekniffenen Lippen toleriert, aber nicht unbedingt gut heißt. 

Doch wir kommen nicht besonders weit mit unseren Hausaufgaben. Zuallererst einmal, weil wir viel zu viel lachen und herumalbern, um uns zu konzentrieren, und außerdem, weil nach einer halben Stunde die restlichen Rumtreiber hereinschneien. Mir fällt sofort auf, dass mit welchem nachdenklichen Blick Selena ihren Zwilling mustert, aber sobald James, Sirius und Peter uns erreicht haben, ist der Ausdruck aus ihren Augen verschwunden. 

Lils verzieht missbilligend den Mund, als Prongs bei mir einschlägt und mir dabei fest auf den Rücken schlägt. Ich lasse mir mein Verwirrung nicht anmerken. Lils denkt doch, dass ich gestern bei unserem Spieleabend zu tief ins Glas geschaut habe und ohnmächtig wurde, oder nicht? Ich ignoriere das kurze Brennen und schlage James ebenfalls freundschaftlich auf den Rücken. Ohne meine Freunde könnte es sein, dass mein ganzer Oberkörper bandagiert ist, wie es schon so oft gewesen war. Und das es dieses Mal - und auch die letzten beiden Male - nicht so war, habe ich nur ihnen zu verdanken. 

Allerdings geht mir der Preis, den sie dafür zahlen nicht mehr aus dem Kopf. Sel's Kratzer an der Wange und Sirius' verletztes Bein machen deutlich, in welch große Gefahren sie sich jeden Monat aussetzen. Für mich. 

Am liebsten würde ich jetzt wieder eine Diskussion starten, in welcher ich ihnen, wie schon so oft, klar zu machen versuche, dass sie die Vollmondnächte gefälligst in ihren Betten verbringen sollen. Sicher und außer Gefahr vor mir. Doch Lily ist hier, und außerdem weiß ich genau, was sie sagen würden. Nämlich das, was sie immer mit einem sanften Lächeln auf den Lippen sagen:"Wir sind deine Freunde, Remus. Und Freude tun so etwas nun einmal füreinander." 

𝐁𝐥𝐚𝐜𝐤 𝐓𝐰𝐢𝐧𝐬 (ʰᵃʳʳʸ ᵖᵒᵗᵗᵉʳ/ʳᵘᵐᵗʳᵉⁱᵇᵉʳ ᶠᶠ)Where stories live. Discover now