Chapter 96

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(Bild: Alexander & Selena)

Selena Black P.o.V.:

Die Luft ist stickig und mit den Abschiedsgrüßen unserer Mitschüler erfüllt. Meine rechte Hand hebt mit meinem Zauberstab die Schwerkraft meines Koffers auf, die linke winkt Olivia Anderson über hunderte Köpfe hinweg zu. Die Ravenclaw lächelt noch ein letztes Mal, dann dreht sie sich um und wird von der Menge durch die Eingangstür hinaus in den strahlenden letzten Maitag geschoben. 

Die Eingangshalle ist brechend vollgestopft mit Schülern, die sich zum Schuljahresende weinend in den Armen liegen oder hektisch die Marmortreppe herabgelaufen kommen und erleichtert feststellen, dass die Kutschen gerade erst damit angefangen haben, den Weg zum Bahnhof zu bestreiten. Und dann gibt es noch Schüler, die anderen dabei zusehen, wie diese kopflos - und in Sirius' Fall: im Pyjama - auf uns zugelaufen kommen. James hatte wenigstens noch genug Zeit, in eine beige Hose, ein zerknittertes T-Shirt und nicht zugeschnürte Schuhe zu schlüpfen. Bei meinem Zwilling reichte es nur für den linken Socken. Einzig seine Frisur sitzt perfekt. Da sieht man mal, welch unterschiedliche Prioritäten Menschen setzen.

"Gut, dass du genug Zeit hast, bevor du Euphemia vor die Augen treten musst.", stelle ich mit Blick auf den Schokofleck an Sirius Pyjamakragen fest. "Sie würde dich lynchen, könnte sie dich so sehen."
Hinter mir versucht eine bekannte Stimme das Geschnatter der Menschenmenge zu übertönen:"Selena! Komm mal rüber."
Ich drehe mich um und entdecke Lily nur wenige Meter entfernt. Sie steht vor einer Gruppe aus Hufflepuff-Mädchen, die sich vor Lachen gar nicht mehr einkriegen können. Nur Lily blickt ein bisschen zu ernst, um dazu zu passen. 

"Bin gleich zurück.", teile ich meinen Freunden mit, ehe ich mich zu Lils und unseren Freunden auf den Weg machen. Ein Unterfangen, das schwerer ist als es auf den ersten Blick scheint. 
"Verpass aber ja nicht den Zug, sonst lynch ich dich.", ruft mir Sirius hinterher. Ach, wie nett Brüder doch sein können.
Ich strecke Sirius so erwachsen wie möglich die Zunge raus, was er mit Freuden zurückgibt. Seine Augen leuchten und in mir breitet sich ein warmes Gefühl der Beruhigung aus. Die letzten Tage und Wochen waren für ihn nicht einfach. Im Gegenteil, er hat eine Tatsache über sich selbst erfahren, mit der er jetzt erst einmal um seiner selbst Willen zurecht kommen muss. Aber so etwas ist immer leichter gesagt als getan. 
Dieses Zunge herausstrecken geht so lange hin und her, bis jemand gegen Sirius stößt und dieser mit einem aus meiner Perspektive lustig anzusehenden "Oh" zu Seite stolpert. Als er sich wieder aufgerichtet hat, wendet er sich sogleich dem Übeltäter zu, um ihn zur Schnecke machen. Der arme kleine Gryffindor-Zweitklässler. 

Ich quetsche mich an einer Gruppe Slytherin-Erstklässler vorbei und will gerade erneut Lily hinter der Ritterrüstung vor mir ausmachen, als warme Finger mein Handgelenk umgreifen und mich mit einem Ruck in die finstere Besenkammer neben der Großen Halle ziehen. Für einen Moment setzt mein Herz aus und legt einen vollkommenen Stillstand hin. Im nächsten klopft es doppelt so schnell als gesund ist weiter.
Ich sollte in Panik ausbrechen, weil ich nicht einen Zentimeter von demjenigen mir gegenüber gesehen habe, bevor er hinter mir die Tür schloss und mich gegen die Wand daneben drückte. Doch das bin ich nicht ein kleines Stückchen. Ich weiß nämlich ganz genau, wer mir nach einem Moment, in dem wir gleichzeitig nach Luft geschnappt haben, Küsse auf's Schulterblatt haucht.

Der altbekannte Minz-Geruch wirkt einerseits beruhigend auf mich, aber auch unendlich nervenaufreibend. Ich verspüre den Drang, Alec näher zu ziehen und einen richtigen Kuss von ihm zu stehlen. 
Energisch stemme ich meinen Hände gegen Alecs Brust. Solche Sachen führen zu weiteren Sachen, für die wir wiederum keine Zeit haben. Und anzufangen und es dann nicht zu Ende zu bringen, wäre nichts anderes als grausam. Wir haben uns gestern Nacht bereits verabschiedet, und obwohl jede meiner Zellen nach einer Wiederholung schreit, halte ich Alec weiterhin mt meinen Handflächen auf seiner Brust auf Abstand. 
Alec stöhnt leise und gequält, den Kopf nach vorne fallen lassend. Als er sich langsam aufrichtet, kitzeln mich seine Haare am Hals und ich winde mich unwillkürlich in seinen Armen. 
Er lacht leise, nutzt aber meine gelockerten Arme und zieht mich augenblicklich wieder näher, indem er die Hände in meine hinteren Hosentaschen schiebt. 
"Ich liebe diese Muggelkleidung.", murmelt Alec auf Höhe meiner Stirn. 
Bedacht lasse ich meine Hände über seine sich rasch hebende Brust gleiten. Er trägt natürlich seine Schuluniform mit dem Vertrauensschüler- und Kapitänsabzeichen. Das Metall fühlt sich eiskalt unter meinen Fingerspitzen an. 

𝐁𝐥𝐚𝐜𝐤 𝐓𝐰𝐢𝐧𝐬 (ʰᵃʳʳʸ ᵖᵒᵗᵗᵉʳ/ʳᵘᵐᵗʳᵉⁱᵇᵉʳ ᶠᶠ)Where stories live. Discover now