7 Kapitel

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Samantha P.o.V.

Ruckartig öffnete ich die Augen und schreckte hoch, nur um gleich darauf stöhnend ins weiche Kissen zurück zu gleiten. Verdammt tat mein Kopf weh. Mir war, als würde ein kleines Männchen mit einem Presslufthammer meinen Schädel von innen bearbeiten.
Was war gestern alles passiert?
Stöhnend schloss ich die Augen. Ich hatte einen grandiosen Filmriss. Meine Erinnerung reichte von der einen Wodka Flasche zur nächsten und das war es auch schon. Angestrengt versuchte ich meine Augen zu öffnen. Das leichte Licht, welches durch die Vorhänge fiel, blendete mich und ließ mich aufstöhnen. Wo zur Hölle waren wir? Als ich mich schließlich aufraffte, bemerkte ich, dass ich bei Hannah war. Und diese schnarchte leise neben mir im Bett. Sehr Ladylike.

"Hannah, wach auf und sag mir bitte was gestern passiert ist", stöhnte ich und gab ihr einen Klaps auf den Kopf. Alleine die Bewegung brachte meinen Kopf zum protestieren. Mein Gott, so einen Kater hatte ich ewig nicht mehr Gehalt. "Nur noch zehn Minuten Mum", nuschelte sie in ihre blonden Haare und drehte mir den Rücken zu. "Hannah", fauchte ich lauter und fasste mir an den Kopf. Das war zu laut. Verdammter Bockmist. "Was denn", maulte sie und richtete sich auf. Gähnend schaut sie mich an. Sie sah so scheiße aus, wie ich mich fühlte. Ihre Haare waren komplett zerzaust, ihre Augen waren von einem dunklen Mascararing umgegeben und die Ringe unter ihren Augen waren gigantisch. "Was, um Himmels Willen, ist gestern passiert", zischte ich und griff unbeholfen nach der Aspirin Packung auf meinem Nachtisch. Gut, das ich vorgesorgt hatte.
Es sollte aber nicht für dich sein!
Dankbar nahm ich das Glas Wasser von Hannah entgegen und schluckte eine Aspirin runter. Hoffentlich würde das fiel schnell wirken, denn sonst würde ich hier noch einen kompletten Anfall kriegen. Hannah tat es mir gleich. Dann schauten wir uns beide übermüdet aus unseren verquollenen Augen an. "Und jetzt sprich", forderte ich sie grob auf. "Ich weiß nur noch, das du wie wild rumgekuscht hast", verschlafen strich sie sich durch ihr Haar und gähnte. Auf ihren Lippen lag ein verschlagendes Lächeln. "Und mit wem", fragte ich obwohl ich es schon wusste. "Lucas", grinste sie. Irgendwie schien sie diese Tatsache mehr zu freuen, als sie es eigentlich sollte. Mit Lucas herum zu knutschen, kam einen Lauf in die Hölle gleich. Vermutlich hatte er mich schon zufrieden auf seine Liste gesetzt und abgehakt. "Urg", schrie ich und vergrub mein Gesicht in einem Kissen. Mein Kopf klagte protestierend gegen meinen lärmend die plötzliche Bewegung. Sie kicherte. "Und ich mit Leon. Wir haben uns ausgesprochen." Was auch immer man nach einem Betrug ausgesprochen konnte. Anscheinend war ihr Ärger sehr schnell wieder verflogen. Gott, die beiden waren definitiv toxisch zueinander. Ich ignoriere sie einfach mal. Nach und nach kamen nämlich meine Erinnerungen wieder und das war nicht so toll.
Ich. Knutschend mit Lucas. Eng umschlungen tanzten wir. Laute Musik. Noch mehr Küsse. Seine strahlenden Augen. Ich war glücklich.
"Zum Glück war es nicht mehr", seufzte ich und richtete mich auf. Hätte der Typ meine Narben gesehen, dann wäre alles vorbei gewesen. Weiß der Geier was dann passiert wäre. Vermutlich aber nichts gutes. "Aber nur bei dir", grinste sie. Ihre blauen Augen sahen mich süffisant an. Angeekelt wandte ich mich ab und erhob mich schwerfällig. Jede Bewegung tat weh, aber was sein musste, musste sein. "Einzelheiten bitte später. Jetzt definitiv nicht", lachte ich und hob abwehrend die Hände. So kurz nach dem Aufstehen, war ich definitiv noch nicht bereit für eine ihrer Sexgeschichten. Beleidigt legte sich Hannah auf den Rücken und kuschelte sich erneut ins Bett. "Es war aber so schön wieder mit ihm zusammen zu sein." Anscheinend war sie schon wieder bei Leon. "Ich sagte keine Details", grummelte ich und zog mir hüpfend meine Strümpfe an. Bei jedem Sprung dröhnte mein Kopf, aber es war schon weniger als vor einigen Minuten.

"Du bist doof", lachte Hannah und richtete sich erneut auf. "Ich weiß." Sie torkelte an mir vorbei ins Bad und klatschte sich einen nassen Waschlappen ins Gesicht. "Boah, ich trinke nie wieder so viel", stöhnte sie. Den Spruch sagte sie jedes Mal. Zugegeben, ich sagte es auch recht oft, aber allmählich gab ich es auf. Alkohol war einfach zu verlockend. "Ich auch nicht, die Kopfschmerzen bringen mich noch um", erwiderte ich und zog mir ein neues T-Shirt an. Wir wussten beide, dass wir spätestens auf der nächsten Party wieder abstürzen würden. "Dein Kleid leg ich dir aufs Bett, ja", rief ich ins Bad. Sekunden später schien eine in Unterwäsche gekleidete Hannah im Türrahmen. Kurz hielt ich inne und schaute sie an. Wie konnte man nur so unverschämt gut in so wenig Stoff aussehen? "Willst du schon los?", fragte sie verwirrt. Ihre Haare waren inzwischen zu einem dicken Zopf geflochten. Nickend packte ich meine Sachen zusammen und ging zur Zimmertür. Die Aspirin wirkte inzwischen komplett. Mein Kopf war kaum noch am Meckern und somit hatte ich die Kraft mich hier weg zu bewegen. Essen konnte ich eh noch nichts, da mein Magen durch den ganzen Wodka minimal gereizt war.  "Ich muss leider nachhause. Ich hoffe, anziehen kannst du dich selber", feixte ich, worauf sie ein Kissen nach mir warf. Aber sie warf so weit daneben, dass ich mir immer noch Sorgen um ihren Alkohol Pegel machte. Trotzdem ließ ich sie zurück und verließ auf leisen Sohlen ihr Haus.

Ich holte tief Luft und öffnete die Tür zu unserer Villa. Stille. Als wenn keiner Zuhause wäre. Doch ich wusste, dass das leider nicht der Fall war. Leise ging ich durch den Flur, durch die Eingangshalle, die große Treppe hinauf, in das Zimmer meines Vaters. Und da lag er. Der ganze Raum stank nach Alkohol und Zigaretten. Angewidert huschte ich zum Fenster und öffnete es. Dann sah ich kurz nach meinen Vater. Er schlief. Selbst jetzt sah er aus, wie ein jämmerlicher Mann, welcher trank. Seine grauen Haare waren fettig, die Falten im Gesicht wurden von Jahr zu Jahr mehr. Er alterte. Doch trotz seines Alters und des ungesunden Lebensstiles, besaß er noch viele Muskeln, welche es gekonnt einsetzen konnte. Alleine seine Körpergröße überragte mich jedes Mal um einiges und inzwischen hatte er raus, dass alleine sein Anblick mich erstarren lassen konnte. Als ich meinen Blick von ihm löste, drehte er sich im Bett um und schaute mich aus seinen Augen an. Fuck.

I'm not living, I'm just survivingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt