Kapitel 55

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Zuneigung: Liebevolle und herzliche Empfindung für jemanden

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Der nächste Tag war zum Glück Freitag und obwohl ich in dieser Woche nur zwei Tage in die Schule gegangen war, fieberte ich dem Wochenende entgegen, als wäre es eine ganz normale Woche gewesen.

Als ich morgens an der Schule aus meinem Auto stieg, kam Ben schon auf mich zu gelaufen. „Ich habe eine tolle Idee" sagte er enthusiastisch, während ich nur träge neben ihm her in die Schule lief.

„Echt?" meine Motivationslosigkeit war nicht zu überhören. „Ja, ich komme nachher zu dir, ich habe schon einen tollen Plan" lächelte er mich an, winkte mir kurz und verschwand dann in sein Klassenzimmer.

Nachdem der Schultag endlich vorbei war, lief ich zum Parkplatz. „Hey Lily" Liam rannte auf mich zu, „Du gehst in die falsche Richtung".

„Nein, ich fahre jetzt nach Hause" sagte ich entschlossen. „Wieso kommst du nicht ins Training?" fragte er, während ich den Weg zu meinem Auto fortsetzte.

„Ich höre auf, ich spiele nicht mehr", „Was sagt der Coach dazu?" sein Blick war geschockt und er schaute mich zweifelnd an. „Meine Entscheidung stand fest, er hat nicht viel gesagt. Aber ich wünsche euch viel Spaß"

Inzwischen waren wir an meinem Auto angekommen. „Ich hoffe, du überlegst dir das nochmal" sagte Liam.

Ben kam eine Stunde später zu mir. „Lass uns Just Dance spielen" sagte er und hielt vier Wii-Spiele in der Hand.

Ich kann mich gar nicht erinnern wann oder aus welchem Grund wir aufgehört hatten zu spielen, aber das letzte Mal war bestimmt schon vier Jahre her.

„Wirklich?" lachte ich laut auf und auch auf Bens Gesicht erschien ein Lächeln, das über beide Ohren reichte. „Es ist gut, dich wieder lachen zu sehen" meinte er, als er an mir vorbei in Richtung Wohnzimmer lief.

Ben warf sofort die DVD ein und es ging los. Wir tanzten zu jedem Lied von „Wannabe" von den Spice Girls über „Girlfriend" von Avril Lavigne bis „Take on Me" von a-ha oder „Price Tag" von Jessie J.

Ich kann nicht genau sagen, wie viel Zeit vergangen war, bis wir lachend und erschöpft auf dem Boden lagen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war mir klar, dass Ben mir alles verziehen hatte, denn es war genauso, wie es zuvor auch gewesen war.

„Ich habe dich vermisst" sagte ich, als wir langsam von unserem Lachen verstummten. Ben schaute mit einem ersten Blick zu mir herüber. „Ich dich auch, aber eine Sache musst du mir versprechen" sagte er und ich nickte.

„Keine Geheimnisse mehr" sagte er und hielt mir den kleinen Finger seiner rechten Hand hin, den ich um meinen kleinen Finger schloss, „Keine Geheimnisse" sagte ich.

„Ben?" erklang plötzlich die Stimme Lukes an der Tür zum Wohnzimmer. „Ich habe dich schon lange nicht mehr gesehen" sagte Luke und trug die Einkaufstaschen in die Küche.

„Isst du nachher mit?" rief er aus der Küche uns zu, „Wenn es dir nichts ausmacht gerne" gab Ben von sich und setzte sich auf.

Luke war wirklich der beste Bruder, den ich mir hätte wünschen können. Zwar platzte er immer hinein, wenn es ihm gerade passte, aber er wusste genau, was er zu sagen hatte oder wann er nichts sagen sollte. Und dafür liebte ich ihn.

Ben und ich verzogen uns noch ein wenig in mein Zimmer, bis es essen geben sollte. „Ach so, ich sollte dir noch etwas sagen" meinte er, als ich mich auf mein Bett setzte und Ben es mir gleich tat.

Ich schaute ihn aufmerksam an, „Ich habe Nelly gefragt, ob sie mit mir auf den Winter Ball kommt" sagte er und ich schaute ihn überrascht an.

„Wirklich? Was hat sie gesagt?", „Wir gehen zusammen" lächelte er mich schüchtern an. „Das freut mich Ben, wirklich" ich lächelte ihn an und tatsächlich meinte ich jedes Wort, das ich sagte ehrlich.

„Danke" er lächelte noch einmal schüchtern, „Gehst du zum Winter Ball?" fragte er und ich schaute auf meine Hände hinunter. Bis vor einer Woche war ich mir sicher, dass Jay mich fragen würde und dann wären wir gemeinsam gegangen.

Aber jetzt? Alleine würde ich auf keinen Fall gehen und innerhalb einer Woche noch ein Date zu finden, würde doch mehr als schwierig werden, oder?

„Ich denke eher nicht" sagte ich ehrlich. „Wieso nicht?" er schaute mich ein wenig enttäuscht an. „Ich möchte nicht sehen, wie Jay mit Chloe dort erscheint, das wäre alles nur erniedrigend" meinen Blick wieder auf die Finger wendend.

„Lily, du kannst doch nicht sagen, du gehst nicht, nur weil vermutlich auch Jay da sein wird. Du musst es zu deinem Tag machen, du musst ihm zeigen, was ihm eigentlich entgeht. Du wirst im Mittelpunkt stehen und Jay wird keine Rolle spielen" fantasierte Ben.

„Ich weiß nicht" murmelte ich vor mich hin, „Wir suchen dir ein Date, ich werde nachher mal herum fragen, wer noch kein Date hat" meinte er zuversichtlich.

„Bitte Ben, tu das nicht! Das ist total erbärmlich. Und ich werde definitiv nicht mit irgendjemandem dorthin gehen, den ich zuvor noch nie wahrgenommen habe" ich schaute zu ihm auf.

„Ich werde mich mal umhören" sagte er noch immer zuversichtlich. Nach dem Essen ging Ben nach Hause und ich verbrachte den Abend mit Luke vor dem Fernseher.

Das Wochenende verbrachte ich mit Ben. Als Ben und ich am Sonntagabend auf der Coach lagen und durch Fernseh-Sender zappte, klingelte es an der Tür. Ich stand schnell auf und lief zur Tür.

„Überraschung" ertönte es, als ich die Türe öffnete. „Lee" schrie ich und sprang ihm entgegen. „Geht's dir gut?" fragte er, als er mich in der Umarmung hielt. „Es geht mir besser, und dir?"

„Mir geht's auch gut. Was machst du, Kleines?" fragte Lee und löste sich aus der Umarmung. „Ich schaue mit Ben fernsehen. Du kannst gerne reinkommen" schlug ich vor.

Lee schüttelte seinen Kopf. „Ich muss mich von dem Flug ausruhen, aber euch viel Spaß" sagte er und lächelte mich an. „Pass auf dich auf" er gab mir einen Kuss auf die Stirn und ging.

Ich kehrte zu Ben zurück in das Wohnzimmer. „War Lee da?" fragte Ben und schaute zu mir herüber, weiterhin von einem zum anderen Sender zu wechseln, um dann seine Aufmerksamkeit dem Bildschirm zu widmen.

Ich nickte und ließ mich neben Ben auf das Sofa fallen. „Mir ist so langweilig" sagte ich und zog das Wort „so" lange. Ben drehte seinen Kopf wieder in meine Richtung. Auf einmal sprang er auf und rannte zu der Terrassentür.

Überrascht schaute ich auf und nach kürzester Zeit rannte Ben auf mich zu. Bevor mir überhaupt klar wurde, was Ben gerade vorhatte, hatte ich plötzlich Schnee in meinem Pullover.

Erschrocken schrie ich auf, sprang auf und schüttelte mich, sodass das Eis aus meinem Pullover fiel. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass es geschneit hatte, als Lee geklingelt hatte.

Auf einmal stoppte ich in meiner Bewegung. „Warte! Es hat geschneit?" aufgeregt sprang ich in den Garten, während sich Ben kaum vor Lachen auf den Beinen halten konnte.

Auf dem FeldWhere stories live. Discover now