Kapitel 23

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Stress: eine psychische oder physische Reaktion eines Lebewesens auf besondere äußere Reize.

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Also machten wir uns auf den Weg zum Burger King. Mal wieder navigierte mich Jay durch die Stadt.

„Wir müssen jetzt links abbiegen" meinte Jay, als ich auf die Kreuzung zu fuhr. Links? Links? Wo ist links? Konnte er das nicht zeigen, wie sonst auch immer? Er wusste doch, dass ich eine Rechts-links-Schwäche habe.

„Wo?" schrie ich aus Panik, „Da" er zeigte auf meine Seite und im letzten Moment kam ich vor der Ampel auf der linken Seite zum Stehen.

„Schnucki, du bist über die Linie gefahren" grinste er mich frech an. Hatte er mich gerade wirklich Schnucki genannt? Was war heute nur mit Jay los?

Ich seufzte nur, „Ich weiß". Autofahren stresste mich einfach noch ein wenig.

Die Ampel schaltete auf grün, ich fuhr los und sofort danach war die Sirene der Polizei hinter uns zu hören.

„Nicht auch noch das" meinte ich leise und fuhr auf den Seitenstreifen. „Du musst ganz ruhig bleiben, Schnucki" flüsterte Jay, als ich das Fenster runter ließ.

„Du kannst das leicht sagen, du wirst nicht rausgezogen" motzte ich ihn an. „Dafür sitze ich mit dir in diesem Auto, das gerade rausgezogen wurde" meinte er und holte sein Handy aus seiner Hosentasche.

War das sein Ernst? Ich befinde mich in riesiger Panik und alles, was Jay tut ist sein Handy rauszuholen? Das war ja mal wieder typisch!

„Ma'am, Führerschein und Fahrzeugschein" meinte der Officer, der an dem Fenster aufgetaucht war. Ich beugte mich zu Jay rüber, holte beides aus dem Handschuhfach und gab es dem Officer.

Er schaute auf die Papiere, „Miss Sullivan. Sie sind dort hinten über die durchgezogene Fahrstreifenbegrenzung gefahren".

Ich war gerade dabei etwas zu sagen, als Jay seine Hand auf mein Knie legte und sich zum Fenster vorbeugte. Was tat er da?

„Officer, es tut uns leid. Normalerweise fahre ich, aber mein Auto ist gerade in der Werkstatt und heute sind wir das erste Mal hier lang gefahren und wir waren uns nicht ganz sicher wo es lang geht. Aber sehen sie, jetzt haben wir es voll im Griff, ich habe mein Handy rausgeholt und jetzt ist es gar kein Problem mehr." Er zeigte dem Officer sein Handy auf dem eine Navigations-App den Weg zeigte.

Der Officer nickte, schaute noch einmal auf die Papiere und gab sie mir zurück. „Das nächste Mal fahren Sie bitte nicht mehr über durchgezogene Linien, ja?" ich nickte mit meinem Kopf.

„Gute Fahrt, Miss Sullivan" sagte er und verschwand zu seinem Polizeiauto.

Ich schaute rüber zu Jay, der aus dem Fenster schaute. „Ich kann dich einfach nicht glauben" sagte ich und gab ihm einen sanften Schubser an der Schulter.

Jay schaute zu mir rüber mit einem riesigen Grinsen auf seinem Gesicht. „Kein großes Ding" sagte er und zuckte mit seinen Schultern, „Aber fahr jetzt weiter, bevor er aus seinem Auto steigt und es sich anders überlegt."

„Danke Jay, mit dir ist es doch gar nicht so schlimm, wie erwartet" lachte ich und schob zwei Pommes in meinen Mund.

„Das kann ich nur zurückgeben" lachte Jay, „Danke, danke für alles" murmelte ich jetzt.

Ich fühlte mich schuldig. All die Jahre hatte ich ihn verantwortlich gemacht, dass wir uns so schlecht verstanden, dabei war er doch gar nicht so übel. Und er hatte tatsächlich ein Herz, obwohl ich das all die Jahre angezweifelt habe.

Wer hätte denn gedacht, dass ihm seine Oma so viel bedeutete? Dass er mich erst dazu brachte wieder Auto zu fahren und mich dann tatsächlich zum Friedhof brachte. Und um ehrlich zu sein, rechnete ich es ihm wirklich hoch an!

Na ja, und dann war ja da noch die Geschichte mit dem Officer. Ich stand komplett unter Schock, niemals hätte ich mich da irgendwie alleine aus der Situation boxen können.

„Ist doch klar" er zuckte mit den Schultern. „Aber sag mal, war dass das erste Mal, dass du von der Polizei rausgezogen wurdest?" fragte ich ihn, als Jay seinen zweiten Burger auspackte.

Er schaute hoch und grinste mich an. „Nicht direkt, ich wurde vielleicht ein oder zwei Mal rausgezogen, aber da bin ich wirklich kaum über dem Tempolimit gefahren. Kanntest du den Officer nicht?" er grinste mich an und beobachtete mich genau.

„Nein? Woher sollte ich ihn denn kennen? ICH werde doch nicht von der Polizei rausgezogen!" stelle ich fest.

„Hast du nicht sein Namensschild gelesen?" ich schüttelte langsam meinen Kopf. „Klingelt's bei Williams?" Jay hatte immer noch sein Grinsen auf seinem Gesicht.

„Kyle's Vater?" fragte ich verwirrt. „Ja" Jay nickte mit seinem Kopf. „Er kennt dich?" Jay nickte wieder mit seinem Kopf. „Oh Gott, ist das peinlich" meinte ich und hielt meine Hände an die Stirn.

Konnte es irgendwie peinlicher gehen? Spätestens jetzt war mein Gesicht in einen dunkelroten Ton getränkt.

Jay, gegenüber von mir, lachte laut, „Ach, mach dir doch nichts draus, so peinlich ist es doch auch nicht".


Auf dem FeldWhere stories live. Discover now